Steinbeil aus dem Mesolithikum

Begonnen von Erdmännchen, 30. März 2010, 19:45:17

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Erdmännchen

Hier bei uns hat ein Bauer dieses Steinzeitbeil gefunden und dem Amt gemeldet.
Es stammt laut einem Archäologen aus dem Mesolithikum (und soll 5000 Jahre alt sein - was ein Widerspruch in sich ist :zwinker:.
Könnt ihr mir noch nährere Informationen zu dem Beil gebein?

Grüße Erdmännchen

Rambo

Wieso Mesolithikum ?
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Erdmännchen

Zitat von: Rambo in 30. März 2010, 19:47:55
Wieso Mesolithikum ?
hat der zuständige Archäologe so bestimmt...

queque

Hallöchen,

sieht für mich aus wie ein Spaltkeil, den man in unseren Gefilden (Rheinland) vor allem im Neolithikum benutzt hat, um Baumstämme bzw. Holzplanken zu spalten. Damit hat man aber nicht zugeschlagen. Der Schaft diente nur als Haltevorrichtung, damit man sich nicht auf die Finger haut. Der Nacken müsste dann asymmetrisch abgearbeitet sein.

Gruß
Bastl

Erdmännchen

Zitat von: queque in 30. März 2010, 20:02:49
Der Nacken müsste dann asymmetrisch abgearbeitet sein.
Es ist ein wenig asymmetrisch...

thovalo

#5
Liebes Erdmännchen!  :-)

Es wurden keine mesolithische "Setz"- oder "Spaltkeile" hergestellt!

Da ist Deine Skepsis vollkommen angebracht!

Der Fund ist ein ganz charakteristischer "Spalt"- oder "Setzkeil" des älteren oder mittleren Neolithikums und wie das Foto vermuten läßt, auch aus dem dafür sehr häufig verwendeten charakteristischen Gestein "Amphibolit" (Aktinolith-Hornblendeschiefer").  :glotz:

In mesolithischen Fundzusammenhängen ist so ein Fund im Norden (Schleswig-Holstein bis Dänemark) oder in den nördlichen Niederlanden vorstellbar.

Dort lebten die Menschen noch in Traditionen des Mesolithikums und tauschten sogar ganz gezielt "Setzkeile" von den Neolithikern ein. Solche aufwendig hergestellten Formen galten ihnen vielleicht als Statussymbole!

Aber gemacht ist das schöne und gut erhaltene Fundstück zweifelsfrei von "neolithischer Hand"!


Und........  ein "Beil" mit einem Loch ist immer eine AXT oder, wie in diesem Fall, ein wunderschön erhaltener "Setzkeil"/"Spaltkeil"!  :zwinker:

PS: Da Du Karl Valentin zitierst nehme ich an dass Du aus dem Süden kommst und der neolithische "Setzkeil" auch!   :-)



Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Servus,

da wurde der Archäologe aber vermutlich mißverstanden - oder er kennt halt nix von der Ur- und Frühgeschichte.

Bei dem Stück handelt es sich um einen exemplarisch typischen Setzkeil, manchmal auch Breitkeil genannt. Die Geräte sind "Leitfossilien" fürs Mittelneolithikum, Rössen usw...Das Alter wäre dann +- 6500 bis 6900 Jahre.

Das Gerät ist relativ neuwertig. Die Schäftungsbohrung wurde immer nah am Nacken angebracht, so konnte die Klinge immer wieder nachgeschärft werden ohne daß die Funktion verloren ging.

Die ersten durchbohrten Geräte werden tatsächlich ins Mesolithikum datiert, das sind die sogenannten Spitzhauen. Die sind den Breitkeilen ähnlich, haben aber keine Schneide, sondern eine Spitze.

Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist auch die Art der Bohrung. Bei mesolithischen Spitzhauen war die Bohrung gepickt, im Neolithikum wurden die Löcher meistens vermittels Kernbohrung hergestellt. Das ist beim hier vorgestellten Stück der Fall.

Gratulation, es handelt sich um ein exquisites, museumsreifes Prachtexemplar!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Erdmännchen

danke für eure informative Antworten :super:
das Stück stammt wie thovalo schon richtig erkannt hat aus dem Süden (Bayern, Oberpfalz)
das mit Mesolithikum war wahrscheinlich ein Missverständnis.

Das gute Stück wird jetzt in einer Schule ausgestellt

Grüße Erdmännchen :winke: