Es ist peinlich

Begonnen von Lojoer, 14. September 2005, 09:05:32

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Lojoer

Bei so schönen Funden die Ihr hier zeigt, ist es schon peinlich was ich habe.
Aber ich zeigs jetzt doch.
Neolithisch oder Flintenstein das ist hier die Frage?
Gruß Jörg

RonnyNisz

Also Flintstein ist es ja nun so oder so...
Aber im Ernst: Auch wenn ich die Form etwas ungewöhnlich finde, sind doch in der Seitenansicht, so meine ich, deutliche Bearbeitungsspuren zu sehen. ICH hätte es in meine Sammlung eingefügt.

Gruß von Ronny aus Schleswig-Holstein, wo auf jedem Acker schon von Natur aus tausende Flintstücke rumliegen und der auch bei vielen Funden am zweifeln ist
Jeder Steinbruch ist meine Heimat

rolfpeter

Hallo Leute!


Bei mir würde der Stein auch als Artefakt durchgehen.
Ich meine Retuschen oder zumindest Zertrümmerungen zu sehen.
Kratzer oder Feuerschläger oder kleiner Flintenstein.
:zwinker: :zwinker: :zwinker:
Aber peinlich ist das nicht

Gruß
RP

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

vole

@Lojoer

kann fuer Steinschlossflinte passen, obwohl ein wenig zu gross.
Vergleiche auch:

http://www.sucherforum.de/index.php?topic=12248.0

G+GF
vole

Rambo

Die Größe ist es nicht, jedoch würde der dünne Stein sicherlich als Flintenstein  nicht lange halten.
Ich bin sicher ihre werde mich jetzt lynchen, aber ich vermute, es ist ein Frostbruch. Mal schauen was der Dünenrutscher dazu sagt
Trotzdem würde ich das Stück auch aufbewahren  :belehr:
Gruß Rambo

Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Lojoer

Hallo Rambo,
Frostbruch ist ja grundsätzlich nich auszuschließen. Aber bei uns gibt es kein natürlich vorkommenden Flint.
Fundzusammenhänge sind römisch  :-D Villa Rustica
Gruß Jörg

grindling

Nene rambo,
sieh dir doch die 3 seiten an, die sind mit Sicherheit retouchiert.
Auch das würde neben der geringen Stärke gegen einen Flintenstein sprechen.
Also ich glaube an ein Artefakt.
GGF

Khamsin

Moin Jungs!

Erstmal: peinlich ist da m.E. gar nichts!!!
@Grindling: Das mit den Retuschierungen ist völlig richtig. Wenn ich aber Dein Verständnis des Begriffes "Artefakt" richtig deute, dann steht es für Dich für ein steinzeitliches Steingerät, oder? So eng darf man das aber nicht sehen, denn ein Artefakt ist ein vom Menschen angefertigtes Stück (Grundform, Werkzeug oder Gerät). In diesem Sinne ist das fragliche Stück natürlich ebenfalls ein Artefakt.
Bei Flintensteinen sind - sieht man einmal von sehr speziellen, frühen Stücken ab - immer entweder zwei Kanten (rechteckige zivile französische Stücke und alle anderen rechteckigen Formen) oder drei Kanten (halbrunde militärische französische Stücke und alle anderen halbrunden Formen) retuschiert, so dass gerade dieses Merkmal für einen Flintenstein sprechen würde.

@all: Was a priori etwas skeptisch stimmt - das wurde ja auch von Einigen angesprochen - ist die im Vergleich zu "normalen" Flintensteinen hier in der Tat sehr geringe Dicke. Allerdings - ich kann Euch da nur bitten meiner Erfahrung zu folgen - gibt es immer wieder statistische Ausreisser. Zumeist sind das Stücke, die schlicht bei der Sortierung übersehen wurden.

Was aber zusätzlich für einen Flintenstein spricht ist 1. der Flint, bei dem es sich - jedenfalls nach dem Bild - um eine sehr homogene, glasige Partie des typischen zentralfranzösischen Feuersteines aus der Region von Meusnes, Dépt. Loire-et-Cher/F handelt.
Und ein weiteres und sehr wichtiges Merkmal ist die Einbuchtung in der Mitte einer Länsseite. Dieses Merkmal findet sich nicht selten an gebrauchten Flintensteinen. Es entsteht dadurch, dass der Stein durch reflektierende kinetische Energie geringfügig nach hinten verschoben wird und die hintere Kante irgendwann einmal gegen die Hahnschraube stösst. Im Laufe der Zeit springen immer wieder kleinste Flintstückchen an der Kontakstelle ab, und es entsteht eine Einbuchtung (Gebrauchsspur). Dieses Merkmal erlaubt immer, die eigentliche Funktionskante eindeutig festzulegen: Sie liegt immer genau gegenüber.
Es ist schon richtig, dass die Steine immer in einem Futter eingespannt waren, da sie ohne Futter aus Blei, Leder oder Stoff einfach zu spröde waren und sich nicht dauerhaft zwischen den - gezähnten - Hahnbacken einspannen liessen. Somit sassen sie also nicht unverrückbar fest, sondern besassen immer ein wenig "Spiel", dass die Rückwärtsbewegung ermöglichte. Während Bleifutter, die militärisch strikt vorgeschrieben waren, das Entstehen dieser charakteristischen Gebrauchsspur kaum erlaubte, ist das bei Futtern aus Leder- oder Stoffläppchen leicht möglich.
Fazit: Ein zwar nicht alltäglicher, aber m.E. letztlich eindeutiger französischer Flintenstein (Datierung: rd. 18.-19. Jh.).

Beste Grüsse; ach ja, hab´s lange nicht mehr geschrieben: let´s roll!   
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Rambo

Jetzt da Khamsin von der Einbuchtung  schreibt, fällt es mir wie Schuppen von den Augen  :platt:
Wie immer Supererklärung
Respektvoller Gruß an den Dünenroller
Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
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und das Schlechte still verzeihn

Lojoer

Hi,
besten Dank für Eure und insbesondere für Khamsins einleuchtende Erklärung.
Gruß Jörg

PS und irgend wann find ich dann doch noch das Super Steinzeitartefakt, dass Euch nur so die Augen übergehen  :zwinker: