Steinartefakt zur Bestimmung

Begonnen von Feldforscher, 28. August 2010, 13:45:27

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Feldforscher

Hallo,
ich möchte den Experten hier im Forum ein Steinartefakt zeigen, was ich vor einigen Jahren von einem Arbeitskollegen bekommen habe. Es ist eine Art Steinhacke: Länge 9 cm, Breite 5,5 cm welche aus dem Neolithikum stammen könnte.
Dieses Stück und weitere drei Sachen hatte mein Kollege von seinem Großvater bekommen, der die Sachen vor dem Krieg auf seinen Felder gesammelt hat. Vielleicht kann mir jemand sagen um was es sich genau handelt und aus welcher Zeit das Stück stammt.

Gruß Heiko

sven

Hallo Heiko,

es handelt sich um den Nacken einer Dechselklinge (alt: Flachhacke) und besteht vermutlich aus Amphibolit.
Zu datieren sicherlich ins frühe bis mittlere Neolitikum. Wenn es bei Euch Bandkeramiker gab, würde ich sie ihnen zuschreiben. Meine derartigen Funde stammen jedenfalls aus dieser Zeit.
Kannst Du mal noch ein Bild mit der Seitenansicht einstellen?

Viele Grüße

Sven

Feldforscher

Hallo Sven,
erst mal danke für die Infos, da war meine Vermutung ja richtig. Im Fundgebiet gab es Siedlungen der Bandkeramiker. Ich würde deshalb mal so auf 4800-3300 v.u.Z datieren. Das Stück ist aus Hornblendeschiefer. Anbei nochmal eine Seiten- und Rückansicht.
Gruß Heiko

thovalo

Zitat von: Feldforscher in 28. August 2010, 21:41:13

Ich würde deshalb mal so auf 4800-3300 v.u.Z datieren.

Gruß Heiko

Das würde ich mal bleiben lassen!  :zwinker:


Mit ca. 4.300 v. Chr., dem Beginn des JUNGneolithikums, hört die Zuordnungswahrscheinlichkeit für diesen Fundbeleg auf! Da wars bereits schon aus mit der Bandkeramik!

Dechselklingen gab es aber auch noch länger .....  wenns dann nicht unbedingt die Bandkeramik oder eine mittelneolithische Kultur sein soll!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Feldforscher

danke für den Hinweis, bin ja Neuling auf dem Gebiet und deshalb für jeden Tip dankbar. Werde das Fundzeitalter also unter dem Überbegriff Jungsteinzeit datieren, lässt sich wahrscheinlich eh nicht so genau datieren da keine Begleitfunde wie Scherben vorhanden sind. Werde zeitnah noch die anderen Stücke posten, vielleicht man die Sachen doch noch zeitlich genauer einordnen.

Gruß Heiko

thovalo

Wenn Du daran Interessa haben solltest eine Ansicht der aktuellen Chronologie des Neolithikums:

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Chronologie_Neolithikum.png


LG thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Feldforscher

Hallo,
jetzt ein weiteres Stück zur Bestimmung. Hat eine kpl. andere Form wie oben gezeigtes Stück, stammt aber aus dem selben Gebiet. Das Gestein hat eine etwas andere Struktur, müßte aber auch Amphibolith sein. Länge 6,5 cm, Breite 7,5 cm. Freue mich auf eure Antworten.
Gruß Heiko

sven

#7
Hallo Heiko,

so komplett anders ist die Form doch gar nicht. Das ist jetzt die Schneidenseite einer solchen flach-breiten Dechselklinge. Aber auch wenn sie schmal-hoch wäre, würde sie sehr gut in die bandkeramische Zeit passen.
Hier übrigens mal ein Bild eines Deinem ersten Stück vergleichbaren Bruchstücks von einer bandkeramischen Fundstelle westlich von Leipzig und ein Link zu weiteren Amphibolitgeräten:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,41992.msg254062.html#msg254062

Viele Grüße

Sven

Feldforscher

Hallo Sven,
danke für die schnelle Antwort, die Stücke werden wohl aus der Zeit sein, die Fundstellen liegen ja auch nicht soweit auseinander. Ich zeige hier noch mal mein schönstes Stück, es ist ein super erhaltenes Steinbeil mit teilweisen Bearbeitungsspuren. Es hat nur einen minimalen Schlag an der Schneide, Länge 13 cm, Breite 6 cm.
Gruß Heiko

thovalo

DAS ist eine Dechselklinge!

Die Schneide wurde horizontal zur Schäftung gestellt!


 :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Zitat von: Feldforscher in 29. August 2010, 10:08:43
Hallo,
jetzt ein weiteres Stück zur Bestimmung. Hat eine kpl. andere Form wie oben gezeigtes Stück, stammt aber aus dem selben Gebiet. Das Gestein hat eine etwas andere Struktur, müßte aber auch Amphibolith sein. Länge 6,5 cm, Breite 7,5 cm. Freue mich auf eure Antworten.
Gruß Heiko

Die Schneide einer vertikal mit der Schneide zur Schäftung gestellten BEILklinge, keine Dechselklinge!   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Kelten111

Schöne Stücke  :glotz:
Aber Bild  F5.JPG ist keine Dechsel , oder täusch ich mich da?

Feldforscher

ich bin erstmal sehr begeistert von der schnellen Hilfe die man hier bekommt. :super: Werde also die Funde F1 und F9 als Dechselklingen sowie Fund F5 als Beilklinge ablegen. Ein Stück habe ich noch aus diesem Fundgebiet, wobei ich mir nicht ganz sicher bin ob es sich um ein Artefakt handelt. Es sieht aus wie ein halbfertiges Steinbeil aus Felsgestein. Ober- und Unterseite sind sehr flach und eben, aber vielleicht doch blos eine Laune der Natur.
Gruß Heiko

thovalo

Zitat von: Kelten111 in 29. August 2010, 13:14:39
Schöne Stücke  :glotz:
Aber Bild  F5.JPG ist keine Dechsel , oder täusch ich mich da?


Du täuschst Dich nicht, das ist eine sog. "Parallelbeilklinge" also ein janz normalet Beilchen !!!!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Zitat von: Feldforscher in 29. August 2010, 13:35:08
ich bin erstmal sehr begeistert von der schnellen Hilfe die man hier bekommt. :super: Werde also die Funde F1 und F9 als Dechselklingen sowie Fund F5 als Beilklinge ablegen. Ein Stück habe ich noch aus diesem Fundgebiet, wobei ich mir nicht ganz sicher bin ob es sich um ein Artefakt handelt. Es sieht aus wie ein halbfertiges Steinbeil aus Felsgestein. Ober- und Unterseite sind sehr flach und eben, aber vielleicht doch blos eine Laune der Natur.
Gruß Heiko


Ein von mir sehr ungeliebter "Klassiker":

erst dick auf Beilklinge machen und dann ist es doch nur ein Geröll das so aussieht als ob .... gerade Heute habe ich zwei dieser Scheinartefakte aussortiert, nachdem ich sie gesäubert und genau angesehen habe.....  doch Deine Vorstellung des Stücks hier spricht für einen sehr klaren Blick auf die wesentlichen Merkmale einer Beilklinge ...  und ich kann mir gut vorstellen, dass ein Neolithiker sie mit Kußhand als  natürlich entstandene Vorarbeit mitgenommen hätte.

alle Achtung!    :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Wie komme ich aus der SELBSTZITATNUMMER WIEDER RAUS??????  :narr:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Feldforscher

Hallo,

ich möchte mal wieder zwei Fundstücke vorstellen. Das erste Stück ist meiner Meinung nach eine Dechselklinge aus Hornblendeschiefer. Es ist eine ziemlich kleine Klinge , Länge 6 cm, Breite 3,8 cm Höhe 9 mm, aber in trotzdem sehr guter Erhaltung. Das zweite Stück kann ich nicht genau zuordnen, sieht irgentwie aus wie das Bruchstück eines durchbohrten Hammers. Die Unterseite ist plangeschliffen, die Oberseite schön halbrund mit einer abgenutzten Spitze. Die Bohrung hat einen Durchmesser von 15 mm. Die Maße betragen: Länge 8 cm, Breite 4,5 cm, Höhe 3,5 cm. Schade nur das dieses Stück nicht kpl. ist, wäre sonst bestimmt ein Hammer Teil. Vielleicht kann mir jemant sagen um was es sich genau handelt.

Gruß Heiko

thovalo

Beides sind Dechselklingen!

Es gibt kleinere und das gebrochene Stück ist Teil einer durchbohrten Dechselklinge die auch gut in den Zeitabschnitt der RÖSSENER Kultur passen kann!


Sind das jetzt selbst gemachte Neufunde oder stammt alles aus der Erbmasse vom Opa des Arbeitskollegen!?
In welchem Bundesland bist du unterwegs, wenn die Frage o.k. und zu beantworten ist!?

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Feldforscher

Hallo Thomas,

leider sind das alles keine Eigenfunde. Ich bin seit Jahren ausschließlich als Mineraliensammler unterwegs, mit dem Thema Vorgeschichte befasse ich mich eher beiläufig in der Theorie. Die oben gezeigten Stücke gehören auch nicht zu meiner Slg., fallen mir nur hin und wieder beim Mineralien sortieren in die Hände. Die Stücke lagen bei einem Kollegen in einem Karton jahrelang in der Werkstatt, da er für solche Sachen keinerlei Interesse hat, habe ich die Stücke geschenkt bekommen. Er meinte bei mir sind diese in guten Händen, anderenfalls wären die Sachen bestimmt irgendwann im Müll gelandet. Ich werde mich aber in nächster Zeit mal intensiver mit den Stücken beschäftigen, ist schon sehr interessant um was es sich bei den Teilen genau handelt, wo diese herkommen könnten und wie alt diese sind.

Gruß Heiko