Wieder mal ein Flintenstein ?

Begonnen von Bavaricum, 05. April 2008, 16:33:58

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Bavaricum

Also ich befürchte, daß ich meinen Xten Flintensstein gefunden habe. Nach sauberen Retuschen schaut da nix aus.

Auffallend ist nur die milchige Oberfläche.

Gibt es bei Silex eigentlich auch eine Art "Patina"?

Servus

Andreas

Khamsin

Moin und salaam!

Wenn der Mann bei dem Namen nicht aus Bayern kommt,...

Warum ich das schreibe? Weils von Euch aus doch näher zum transalpinen Zitronenland ist, als z.B. von mir, oder Hessen, oder dem Rheinland oder überhaupt weiter nördlich.

Was das mit Deinem schönen Fund zu tun hat?

Also, wenn sich das Teil nicht ungemein glatt und vor allem seifig/fettig anfühlt, dann kann ich mein Lehrgeld zurückgeben.

Denn Du hast eine beschädigte "folènda" (regionaler Patois), d.h. Flintenstein aus Flint der Region "Monti Lessini" gefunden, und die liegt bekanntlich nicht bei Garmisch oder Furth im Wald sondern hinter Verona alpenwärts. Sauber sog i, sauber! Reschbeckt!

Wer übrigens noch nicht dort war, hat in mancherlei Hinsicht was versäumt. Ich kenne da nicht nur den Flint und seine Vorkommen, sondern vor allem einige winzige Restaurants, z.B. in Ceredo bzw. Lugo di Grezzana...

Ach ja, das Stück ist m.E. nicht patiniert.

Beste Grüsse KIS

Empfehlenswert hierzu

"Chelidonio,G., Tracce linguistiche della storia del fuoco...in rete".
Zu finden unter http://www.storiadelmondo.com/41/chelidonio.fuoco.pdf
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Khamsin

Salaam!

Ach ja, ich vergass gestern noch die weitere archäologische Begründung, warum mich überhaupt nicht wundert, dass das Stück in Bayern gefunden worden ist.

Aus Bayern sind zahlreiche archäologische Steinartefakte bekannt, die eindeutig als aus "Flint von den Monti Lessini" stammend bestimmt worden sind. Darunter befinden sich auch mehrere, in der Vergangenheit als aus "Grand-Pressigny-Flint" bestehend angesprochene endneolithische Dolchmesser. Klar, die steinzeitlichen Funde haben mit dem neuzeitlichen Flintenstein nur das Material gemein.

Es macht aber Sinn, dass man Flintensteine aus der Region von Cerro Veronese/I eben nicht weiter nördlich findet. Das hat schlicht mit der geographischen Lage des Vorkommens und Bayerns zu tun. Transalpine archäologische Kontakte sind z.B. durch Ötzi belegt.

Zur europäischen "Flintensteinzeit" (ca. mittleres 17.-frühestes 19. Jh.) gab es in Bayern die berühmte Manufaktur von Burglengenfeld. Selbstredend findet man in Bayern aber auch Flintensteine aus "Silex de Meusnes/F". Aber wegen der relativen geographischen Nähe fand eben auch ein italienischer Flintenstein seinen Weg nach Bayern. Der zentrale Verteilungsort der italienischen Steine war übrigens Venedig.

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"