Kantstichel ohne Retusche?

Begonnen von clan, 15. Januar 2009, 22:38:33

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clan

Moin Sucherfreunde  :winke:

Ich habe heute meine erste spannende Schulung in Sachen Sondeln erhalten und habe dabei einen wie ich glaube Kantstichel ohne Retusche gefunden. Liege ich da richtig?
Danke Waldemar :-)

Gruß Andraes  :winke:

Der Wikinger


Hej Dansker  :zwinker:

Ich glaube leider nicht !  :nono: :heul:

Jedenfalls sehe ich auf deinen beiden Flintteilen keine Stichelbahnen.   :kopfkratz:

Da müsstest du schon Bilder von den Seiten machen, wo man die Kanten mit Stichelbahnen sieht.

arriba

Ich erkenne auch keinen Stichel - aber wer soll sich auf  meine Aussagen in der hinsicht auch verlassen können  :zwinker:   :engel:  Es "stichelt " hier im Forum fürchterlich im Moment  :-) Wahrscheinlich sollten wir daß sticheln lieber lassen  :zwinker:   :kopfkratz:

- gebe Mal in der Suchfunktion "Stichel"  ein  Andreas, ein paar echte sind schon dabei ...... gut zu hören daß ihr beide einen schönen Tag hattet  :super:

:winke: Rikke

Der Wikinger



....oder mach einen Besuch in unserem "Index Steinartefakte": http://www.sucherforum.de/index.php/topic,26571.0.html

Schau unter "Stichel" !  :zwinker:

Khamsin

Salaam!

Nach eingehender fernoptischer Autopsie komme ich zu dem Schluss, dass es sich nicht um einen "Kant"stichel handeln kann. Dabei stütze ich mich in allererster Linie auf eine der Hauptarbeiten von I. Kant, Phänomenologische Betrachtungen an Sticheln mit End- und sonstigen Retuschen. Zugleich ein Beitrag zur mentalen Konzeptualität des frühen Homo sapiens (Privatdruck, Königsberg und Danzig 1786).
Bereits im Titel wird deutlich, dass der Autor hier ausschliesslich Artefakte MIT Retusche behandelt hat. Das hier eingestellte Stück weist jedoch keine Retuschierung auf!

Die vorgenannte Arbeit wurde seinerzeit übrigens ausgesprochen kontrovers aufgenommen. Einer der Hauptgegner, ein verarmter Adeliger namens J. Balthasar Kanten aus der für ihre Spielkartenproduktion weltbekannten Stadt Altenburg - er emigrierte später nach St. Petersburg, wo es ihm jedoch klimatisch nicht genehm war, so dass er seinen Wohnsitz nach Taormina verlegte - also jener Kanten revidierte jedenfalls seine ursprüngliche Haltung zu Kants epochalem Werk und veröffentlichte einen kleinen, im Kreise der Fachleute indes als feine Arbeit bezeichneten Aufsatz mit dem Titel "Morphometrische und -logische Beschreibung von Stichelbahnen an Beispielen mit und ohne Retuschierung. Posthume Klarstellung einer Debatte zu den Kantsticheln (Taormina und Neustadt am Rübenberge 1903).

Die Arbeit schlug wie eine Bombe in der Fachwelt ein, und über mehrere Jahrzehnte wurden entsprechende Artefakte terminologisch als "Kanten"stichel geführt. Faszinierend bei Kantens Erkenntnissen war, dass die Lage der Stichelbahn(en) völlig unabhängig von der Position der jeweilen Kante(n) war. So oder so war der Name im besten Sinne des Wortes in Stein gemeisselt!

Wie es aber nun einmal in der Wissenschaft so ist: panta rhei - alles fliesst, nichts bleibt, und (man mag mir diesen sehr persönlichen Kommentar erlauben, das ist auch gut so!) so kam es, wie es kommen musste. Das weltumspannende Hauptproblem der Ur- und Frühgeschichte, die präzise Unterscheidung zwischen Kantsticheln und Kantensticheln geriet erneut in den Fokus der Forschung. Ursprünglich angeregt durch einen der grössten deutschen Philosophen, griffen erneut Philosophen die Problematik auf, diesmal jene der Frankfurter Schule. War war geschehen?

Nun, sie hatten erkannt, dass es tatsächlich möglich war, sehr unterschiedliche Arten von Kanten an einem Artefakt zu unterscheiden. Dies wiederum hing mit der damit verbundenen Oberflächenform zusammen (was ja durchaus einleuchtet, oder?). Umgehend stellte sich ein neues - und bis dahin überhaupt noch nicht bedachtes - Problem ein, das als sog. Limitationsphänomen in die Forschungsgeschichte einging. Dreh- und Angelpunkt hierbei war die Abgenzung "echter" Kanten gegen - wenn man so will "unechte". Nach einer kurzen Phase heftigster Diskussionen einigte sich die Kerngruppe um J. Habermas darauf, als "echte Kanten" all jene zu betrachten, die einem Artefakt im harten Schlaglicht seine unverwechselbare Kontur verliehen, wogegen allen auf den Oberflächen vorhandenen - ehemals als Grate bezeichneten - Protuberanzen nunmehr das Signum "unechter Kanten" zugesprochen wurde.
Nur eine zu vernachlässigend kleine Splittergruppe mochte sich damit nicht einverstanden erklären und verliess die Universität Frankfurt seinerzeit mit unbekanntem Ziel (erst Jahre später hörte man - und auch dies nur hinter vorgehaltener Hand - dass sie sich in einem Marktfleck in Transsylvanien ein durchaus nicht beschwertes Leben machten). Seitdem scheint sich niemand mehr mit dem Limitationsphänomen näher befasst zu haben, jedenfalls ist mir in der Literatur dazu nichts aufgefallen.

Um so faszinierter war ich, als ich das hier eingestellte Artefakt sah und seine wahre wissenschaftliche Potenz und Brisanz erstmals erkannte. Selten hat sich mir die Möglichkeit des Forums derart präsentiert, wie an diesem einzigartigen Beispiel. War schon der Papageienstichel hier wegweisend, so ist der Kantstichel nachgerade erschlagend!

Aus diesem Grunde erlaube ich mir auch, mich jetzt zum Rekreiren zurückzuziehen, nicht ohne gleichzeitig Danskeren zuzurufen "you made my day!"

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

clan

Nachdem ich den letzten Beitrag gelesen habe, schwebe ich zwischen Begeister- und Verwunderung. Begeisterung, weil Khasim sich so viel Mühe macht mir (und allen anderen) etwas beizubringen und Verwunderung , dass es sich überhaupt lohnt über ein derartiges Artefakt so viel zu schreiben.
Da ich als Sylter zweisprachig aufgewachsen bin, kommen bei mir gelegentlich  Germanismen und Danismen vor. Mit den Jahren sind diese jedoch weniger geworden. Ein Däne lacht über meine ,,fjedertaske", dabei ist es doch nur meine Federtasche. Richtig witzig wird es wenn man auf Dänisch sagt: ,,vil du nedkomme og samleje?" (der er noget galt med rækkefølgen!). Das verstehen jetzt auch nur einige wenige, darum die Übersetzung: ,,Kommst du runter und spielst mit mir?".
Mein eingestellter ,,(Nicht)kantstichel" ist eine direkte Übersetzung aus dem Dänischen (danisme) kantstikkel.
Ich kann nicht versprechen, dass bei eventuellen Folgebeiträgen neue Fachbegriffe von mir erfunden werden.  :narr:

Khamsin

Moin!

Danskeren: Das hatte ich mir schon gedacht, ich meine die Anlehnung ans Dänische. Der Rest ist reine Phantasie von mir, ein Spass, wenn Du so willst. Manchmal gehen eben die Pferde mit mir durch, kann nichts dran machen. Also, nimms bitte sportlich; einen Stichel vermag ich beim besten Willen nicht zu erkennen.

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Goatman

Zitat von: danskeren in 17. Januar 2009, 19:30:39
... schwebe ich zwischen Begeister- und Verwunderung. Begeisterung, weil Khasim sich so viel Mühe macht mir (und allen anderen) etwas beizubringen und Verwunderung , dass es sich überhaupt lohnt über ein derartiges Artefakt so viel zu schreiben.
Hi,
dem kan ich mich nur anschliessen. Bin über seine und die
weiteren Beiträge zu diesem Thema immer wieder
begeistert  :super:

clovis

Zitat von: danskeren in 15. Januar 2009, 22:38:33
Moin Sucherfreunde  :winke:

Ich habe heute meine erste spannende Schulung in Sachen Sondeln erhalten und habe dabei einen wie ich glaube Kantstichel ohne Retusche gefunden. Liege ich da richtig?
Danke Waldemar :-)

Gruß Andraes  :winke:


Stichel haben nicht immer Retusche , manchmal zum Fingerauflegen.       Gruß  clovis   :winke:

Der Wikinger

Zitat von: clovis in 18. Januar 2009, 13:40:34
Zitat von: danskeren in 15. Januar 2009, 22:38:33
Moin Sucherfreunde  :winke:

Ich habe heute meine erste spannende Schulung in Sachen Sondeln erhalten und habe dabei einen wie ich glaube Kantstichel ohne Retusche gefunden. Liege ich da richtig?
Danke Waldemar :-)

Gruß Andraes  :winke:


Stichel haben nicht immer Retusche , manchmal zum Fingerauflegen.       Gruß  clovis   :winke:


Ist leider nur ein Fragment der Geschichte, Clovis !
  :belehr:

Die Retuschen auf Stichel sind meistens deshalb gemacht, weil man die Kante prepariert, um den Stichelschlag im richtigen Winkel machen zu können.
Bitte schau im "Kennzeichen eines Flintgeräts" oben im Kategorie Steinartefakte.

:winke: