"ausgesplittertes Zwischenstück". Breite: 3.8 cm

Begonnen von thovalo, 24. April 2010, 11:48:50

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thovalo

 :winke:

Von einem Fundplatz mit einigen Klingen und Abschlägen aus Rijkholtfeuerstein, Beiklingenfragmenten aus Valkenburg- und Rijkholtfeuerstein sowie Gerätefragmenten, Abschlägen und Trümmern von sonstigen Feuersteinvarietäten, der direkt am Ausbau der Trasse einer neuen Bundesstrasse liegt, stammt unter anderem der Neufund dieses "ausgesplitterten Stücks".

Die hier in der Region nur selten so markant auftretenden Arbeitspuren sind erst heute Morgen bei der Reinigung deutlich sichtbar geworden!

Die Ausbrüche liegen gegenständig entlang des gebogenen Kantenverlaufs. Auf der Ventralseite wirkt das größte Negativ auf dem Foto wie ein rezenter Ausschlag, doch der dunkle Punkt ist eine Einfärbung im Gestein und kein Schlagnegativ.

Das Spurenbild erweckt den Eindruck als wäre der Kantenverlauf erst bilateral anretuschiert worden bevor der Fundbeleg als "Zwischenstück" verwendet worden ist! :glotz:


(Breite 3.9 cm)

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Moonk

#1
Hallo, also für mich sieht das aus wie ein ehemaliger Kratzer. :kopfkratz: Der Schönste zwar nicht aber wer kann das schon beurteilen. :zwinker:
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

#2
Lieber moonk,

ich verstehe Deine Antwort so, dass Du meinst es wäre doch eher ein Kratzer!?


"Ausgesplitterte Stücke" sind im Neolithikum im Rheinland ein eigener Typ.


Lutz Fiedler. Formen und Techniken neolithischer Steingeräte aus dem Rheinland. S. 117:

"Diese Werkzeuge bestehen aus Klingenfragmenten, Abschlägen und Trümmerstücken. Sie tragen als Bearbeitungsspuren retuschenartige bifazielle Absplißnegative. Meistens liegen sich zwei Zonen diametral gegenüber - bei Geräten aus Klingenfragmenten basal/terminal und bei Abschlägen bilateral. Als eigene Werkzeuggruppe im Neolithikum der Schweiz wurden diese Artefakte von R. Ströbel 1939 erkannt, der sie "Rundabsplisse" nannte. Er denkt sie sich als meißelartige Geräte und weist auf Spuren von Zuschärfungen und Abnutzung hin. S. A. Semenow sieht in ihnen Meißel zur Knochenbearbeitung"..........    

"Bosinski und Hahn glauben ebenfalls an die Entstehung dieser Form durch Arbeitsbelastung. Dieser Deutung kommen Ergebnisse experimenteller Versuche entgegen, die mit einer Reihe von Klingenfragmenten gemacht wurden. Sie entsprachen absolut den hier vorgestellten neolithischen Funden."....


Das ist nach den Merkmalen schon sicher ein sogar recht charakteristisches "ausgesplittertes Stück" aus einem Abschlag. Die Ausbrüche sind dem Halbbogen folgend flächig gestaffelt und finden auf der Gegenseite (Ventralfläche) Entsprechungen. Das ergibt dann noch eher eine "schneidenden" Kantenverlauf als eine Kratzerkante und die Negative sind offenbar durch Gebrauch ungleichförmig ausgeschlagen und nicht in der Art einer Retusche gleichmäßig angelegt!


Danke für Deine Antwort   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Moonk

Hallo, man soll auch kontrollieren was man schreibt, sorry. :friede:
Also ich meinte, das es auch ein Kratzer gewesen sein könnte. :kopfkratz:
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

rolfpeter

Vielleicht darf ich noch ergänzen, daß diese Geräte meist (oder immer?) sehr ausgeprägte Wallnerlinien an den Aussplitterungen haben. Kommt vom Gebrauch (harte, direkte Schläge) her.

Es ist also eine Paradeexemplar der Gattung.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert