Spinnwirtel? aus Sandstein

Begonnen von Sprotte, 08. März 2010, 19:42:44

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Sprotte

Guten Abend,

diesen scheibenförmigen vermeinlichen "Spinnwirtel" (?) aus Sandstein habe ich voriges Wochenende gefunden. Bei einem Durchmesser von 23-24 mm ist er 6,5-7,5 mm dick; der Lochdurchmesser beträgt 2,5 mm. Das Material ist ein Glaukonit-haltiger, feinkörniger, gut geschichter Sandstein aus dem Unterkambrium, wie er häufig als Geschiebe im norddeutschen Vereisungsgebiet vorkommt. (Glaukonit ist ein Mineral, das marin im Flachwasser gebildet wird, und sich durch seine grüne Färbung auszeichnet, jedoch an Luft zu Rost verwittert - daher die Färbung des Wirtels. Auf der Unterseite gibt es kleine neuzeitliche Abplatzungen, wobei das grüne Innere freigelegt wurde.) Die "Beifunde" auf dem Fundplatz datieren in das 1.-4. Jhd. mit Schwerpunkt auf das 3./4. Jhd.

Grundsätzlich sind Sandstein-Spinnwirtel dieser Form und Proportionen in Mecklenburg und Vorpommern und darüber hinaus in der vorrömischen Eisenzeit und römischen Kaiserzeit weit verbreitet. Auch die doppelkonische Bohrung tritt sehr häufig auf. Oft sind derartige Wirtel verziert, doch werden auch unverzierte Exemplare gefunden. Was für mich bei der Einordnung jedoch ein Problem darstellt, ist, dass die scheibenförmigen Sandsteinwirtel normalerweise einen Durchmesser von ca. 3,5 cm aufweisen. Mein "Wirtel" ist also ein wahrer Winzling. Nun stellt sich mir die Frage, ob es im freien Germanien auch Perlen aus Sandstein gab ...

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

Levante

#1
Hallo Sprotte,

Du weist ja schon mehr über die Spinnwirtel in deiner Ecke als die meisten Andern hier. :-)

Glaukonit verfärbt sich unter Sauerstoffeinfluss rostbraun?

Also meine Glaukonitammoniten, aus dem Steinbruch Gräfenberg, sind auch nach Jahren noch Grün.

Denke eher an Eisenoxide im Sandstein, aber das ist ja nicht deine Frage.

Ich halte das Stück für einen Spinnwirtel.

Die Größe ist dabei nebensächlich zu betrachten. Es gab große und kleine, wie im Wahren Leben.  :zwinker:

Auch die Bohrung spricht meines erachtens eher für einen Spinnwirtel als für eine Perle.

Mach bitte noch mal weitere Bilder, andere Seite und Profilansicht.

Anbei zum Vegleich 2 Steinspinnwirtel von mir.

Der eine hat einen Durchmesser von 33mm un der Andere von 29mm, die Form der Bohrungen ist jedoch nur leicht konisch.


Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Sprotte

Hallo Patrick,

vielen Dank für die Einschätzung. Ich werden morgen die gewünschten Bilder reinstellen.

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

PS:
Zitat von: Levante in 08. März 2010, 19:53:32
Glaukonit verfärbt sich unter Sauerstoffeinfluss rostbraun?
Na ganz so schnell geht's dann doch nicht, allein "Luft" (ok, hatte ich geschrieben) reicht nicht aus. :-D Damit Glaukonit verwittert, bedarf es Luft, Feuchtigkeit und natürlich Zeit. Schließlich lag der Wirtel wohl schon ca. 1600-2000 Jahre im Boden.

Marienbad

Moin Sprotte,

die 2,5 mm Durchmesser von der Bohrung ist sicher zu mickerig für einen Spinnwirtel :kopfkratz:,
da käme der Perlengedanke schon eher hin.
Es könnte aber auch eine Vorarbeit von einem Wirtel sein :kopfkratz:.

HG   Manfred  :winke:

Larry Flint

... irgendwie sieht mir das nicht nach einem 2,5mm Bohrloch aus - das Lineal hat doch wohl eine cm-Einteilung, oder?

Falls dem so ist, würd' ich nicht an einem Spinnwirtel zweifeln.

:winke:

Larry

Larry Flint

... ach je - happ ich toch kladd ti Pilder föllich ferrfägselld. :heul:

Geh' wohl jetz' bessa inne Heia - bevor der Patrick widder denkt, ich würd' ihn verscheißern wollen.

:winke:

Larry

chmoellmann

Spinnwirtel sehen bei mir (OWL) immer anders aus. Loch ist deutlich größer und durchgehend konisch. So macht es auch Sinn. Sieht mir aber auch nicht nach Perle aus. Vielleicht ein Webstuhlgewicht?

Levante

Hallo,

Larry du verscheißerst mich doch wieder, das Lineal ist bei meinen Bilder nicht bei seinem.  :zwinker: :winke: :kopfkratz:

Ich haue mich auch gleich noch mal aufs Ohr, nachdem ich feststellen musste, das mein Auto so vereist ist, das ich nicht mal die Türen aufbekomme.

Ich glaube immer noch an einen Wirtel, von mir aus auch an ein Halbfabrikat.

Für ein Webgewicht erscheint es mir doch etwas klein, da kenne ich nur dicke Brummer?

Und Schmuckperlen aus Sandstein im 1.-4.ten Jahrhundert? Dann ist das Teil doch bestimmt ne ganze Ecke älter?

Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

insurgent

Im Fundgut von der Slawenburg Oldenburg gibt es einige "Spinnwirtel" aus Stein. Die Slawen haben auch Netzsenker aus Stein hergestellt, die sind aber nicht so gut gearbeitet.

Aber 2,5 mm sind als Loch für einen Stab eigentlich zu klein.

Ich tendiere auch zu einer "Perle"

Aber hier mal ein Bild von den Spinnwirteln aus Oldenburg.

Schöne Grüße vom Insurgenten
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Sprotte

Zitat von: Levante in 08. März 2010, 19:53:32
Mach bitte noch mal weitere Bilder, andere Seite und Profilansicht.

Hallo Patrick,

hier nun das Gewünschte (Die grünliche Färbung der Abplatzungen kommt im verwendeten Kunstlicht kaum rüber.)

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

Levante

Hallo Sprotte,

sehe ich da in der Bohrung einen Absatz?

Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Sprotte

Zitat von: insurgent in 09. März 2010, 11:52:57
Im Fundgut von der Slawenburg Oldenburg gibt es einige "Spinnwirtel" aus Stein. Die Slawen haben auch Netzsenker aus Stein hergestellt, die sind aber nicht so gut gearbeitet.

Aber 2,5 mm sind als Loch für einen Stab eigentlich zu klein.

Ich tendiere auch zu einer "Perle"

Aber hier mal ein Bild von den Spinnwirteln aus Oldenburg.

Schöne Grüße vom Insurgenten

Meine recht zahlreichen slawischen Spinnwirtel sind zwar immer aus Ton, entsprechen aufgrund Ihrer zumeist doppelkonischen Form jedoch einigen von den Oldenburgern Spinnwirteln im Bild. Obwohl sie z.T. insgesamt recht zierlich sind, beträgt der Lochdurchmesser ca. 0,5 cm und mehr (2,5 mm sind also doch recht wenig). Vielleicht ist mein Stück aus Sandstein - wie hier bereits vermutet wurede - eine Vorabeit für einen Wirtel, entspricht die Technologie zur Einbringung des Loches doch der in der vorrömische Eisenzeit und römischen Kaiserzeit (bezogen auf Norddeutschland) üblichen bei scheibenförmigen Sandsteinwirteln.

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

Sprotte

Zitat von: Levante in 09. März 2010, 20:07:36
sehe ich da in der Bohrung einen Absatz?

Was du siehts, hängt mit der Schichtung des Sandsteins zusammen. Das Loch verengt sich von beiden Seiten relativ gleichmäßig bis zur Mitte - die Bohrung erfolgte also wirklich doppelkonisch.

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

Levante

Hallo Sprotte,

ich gebs auf, ich habe 2 Spinnwirtel, was du da hast.....  :kopfkratz:

Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Marienbad

Moin Sprotte,

hier mal einige Beispiele aus dem Museum der Insel Rügen.

HG  Manfred