Spätneolithikum am Niederrhein: Fortlaufende Neufunde

Begonnen von thovalo, 29. März 2010, 13:54:41

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

thovalo

Hallo Forum  :winke:

Um Euch direkt am kontinuierlichen Fundaufkommen zu beteiligen, möchte ich unter diesem neu eingestellten Thema ausgewählte aktuelle Neufunde vorstellen. Dagegen werde ich unter dem Thema "Spätneolithikum am Niederrhein" weiterhin ausgewählte Artefakte aus dem bereits bestehenden Fundbestand zeigen!

Falls das zuviel wird, bitte ich um Rückmeldung!


Unten die Dokumentation eines Neufundes vom 28.03.2010

Die Klinge besteht aus einem graubeigefarbigen und teils sehr rauen Feuerstein (Länge 8,6 cm). Der Bereich des Schlagpunktes ist leicht anpatiniert. Das Material ist Feuerstein der Varietät "Rijkholt". Es handelt sich um einen Präparationsschlag zur Herstellung einer gleichmäßigen Abbaufläche am Kernstein. Der vollkommen unbeschädigt erhaltene Fundbeleg ist ein eindruckvoller Nachweis für den am Ort betriebenen Abbau von ausgetauschten großen Kernsteinen bzw. Rohknollen. So wie diese Klinge, sind auf dem Gesamtfundareal sehr zahlreiche Abschläge nicht weiter verwendet und auch in späterer Zeit nicht abgesammelt worden. Diese Beobachtung spricht für eine außergewöhnlich gute Versorgungslage sowie für besonders effiziente Kommunikationsstrukturen und günstige Verkehrsverbindungen.

Und zum Schluß erschien der prachtvolle Regenbogen!
Den Goldtopf am Ende habe ich NICHT gefunden!   :heul:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1
Fund vom 28.03.2010 :winke:

Nackenpartie einer Feuersteinbeilklinge


Wie die Artefakte, die unter dem Thema "Spätneolithikum am Niederrhein" eingestellt sind, stammt der aktuelle Neufund der abgebrochenen Nackenpartie einer Beilklinge aus Feuerstein (Länge 5,2 cm) vom selben Fundplatz.

Durch den deutlichen Anschliff der Schmalseiten ergibt sich ein gewölbt eckiger Querschnitt. Dieses besondere Merkmal zeigt auch die gesichert in das Spätneolithikum (Rheinland) datierte Beilklinge aus der Ortschaft "Stein" in den Niederlanden. Zusammen mit der Beilklinge wurden in "Stein" Pfeilspitzen aus Knochen und annähernd 100  Querschneider aus Grabzusammenhängen geborgen.


http://www.geheugenvannederland.nl/?/zoom/index/&language=nl&i=http://resolver.kb.nl/resolve%3Furn%3Durn:gvn:RMO01:007779  :glotz:


Vom Fundplatz des hier vorgestellten Beilklingenfragments stammen ebenfalls sehr zahlreiche Querschneider (siehe Auswahl im Beitrag "Spätneolithikum am Niederrhein"), die an diesem Ort
am Niederrhein gleichfalls zum regulären Fundaufkommen gehören.

Das Beilfragment weist eine typische Bruchbildung auf die vermuten läßt, dass der Nacken im Verlauf des Arbeitseinsatzes gebrochen ist. Das Bruchstück wurde aus dem Holm geklopft und als Materialressource aufbewahrt. Vom Fundplatz liegen ungewöhnlich zahlreiche Beilfragmente, Abschläge, Absplisse und Kernsteine mit Schliffpartien vor, die die regelhafte sekundäre Verwertung dokumentieren.

Dieser Neufund bestärkt die Annahme, dass es sich bei den Hinterlassenschaften von diesem Platz um Überreste aus dem Bereich eines Siedlungs- und Werkkomplexes aus der Zeit des späten Neolithikums handelt.  :zwinker:


Zu diesem Fundbeleg hat rolfpeter in seinem Internetauftritt ein Vergleichsstück und zwar in vollständiger Erhaltung und 3-D animiert.  :super:

http://steine-scherben.de/images/3D/beil2/beil2.html


Das ist wie Steinzeitkino!  :jump:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

a.k.a. rentner

..........kann gar nicht zuviel werden.......
Danke für den Regenbogen.
M.

rolfpeter

Nee, mach weiter, kann ganicht genug Steine sehen!

Aus welchem Material besteht der Beilnacken? Da ist doch eine deutliche Bänderung zu sehen, wobei die dunklen Einschlüsse nur in den hellen Bändern zu sehen sind. Muß gestehen, daß ich sowas noch nie gesehen habe. Es gibt ja beim Rijckholt diese Zonierungen, die sehen aber anders aus, sind ja auch konzentrisch um Einschlüße angeordnet. Beim Simpelveld gibt's Bänder, die laufen aber parallel zur Rinde...very strange!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

rolfpeter

Ach hatte ich vergessen:
Das Beil aus dem Grabkeller von Stein kommt nicht aus dem Keller, sondern aus dem Abraum...habense nämlich aus dem Baggerhaufen rausgelesen....iss dat kompliziert!  :frech:

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

#5
Auch in "Stein" mal wieder eine "Komposition"!?  :-D

Wie ich mich erinnere war der Fundplatz in "Stein" insgesamt ein einheitlicher und klar begrenzter Grabungsort ohne Hinweise auf "Sonstiges"! Ist ja auch ganz schön lange her mit dieser spektakulären Entdeckung und bis heute scheint es keine weitere vergleichbar klar faßbare Beobachtung dieser Art in den NL gegeben zu haben.

Zum Material hatte ich bewusst nicht mehr geschrieben, weil ich "so was" auch noch nicht gesehen habe. Das Material erinnert eher noch an quarzitartig strukturierten "Valkenburgfeuerstein". Aber es ist nicht "Valkenburg" und die ringförmigen Muster mit dunkeln Einlagerungen sind "kurios"!  :glotz:

Das ist ja das insgesamt verrückte an diesem Ort. Es finden sich immer mehr Feuer- und Felsgesteinbeilklingen aus Material das aus allen Himmelsrichtungen zu kommen scheint.
Insbesondere auf dem aktuellen Fundplatz tummelt sich viel Unbekanntes.

Der sonst unter den Beilklingenbelegen im Rheinland dominant vertretene "Rijkholtsilex" hat hier unter den Beilklingenbelegen einen überraschend zurückhaltenden Anteil.   :kopfkratz:


Hmmmmmmm........
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#6
 :winke:

Eine Auswahl von Neufunden aus der systematischen Begehung des neolithischen Siedlungshügels vom

Mittwoch 31.03.2010

:-) Proximalfragment eines Abschlags mit dorsalem Kortexrest. (Bilder 1-3)
:-) Abschlag aus Feuerstein der Varietät "Rijkholt". (Bilder 4-5)
:-) Bruchstück eines großen Kratzers aus Feuerstein der Varietät "Rijkholt" mit kräftiger Retusche  .
:-) "lanzettförmige" bifaziell flächig retuschierte Pfeilspitze. Länge: 3,3 cm (Bilder 8-10)

Der Feuerstein der Pfeilspitze erinnert an den Feuerstein der Varietät "Harmignies" aus Belgien. Die erkennbare "Scharte" unten rechts (Bild 8) ist bei dem Versuch entstanden, eine Inkluse im Stein abzudrücken. Weil das nicht gelungen ist, wurde das Projektil so belassen wie es war.
Die bruchempfindliche Pfeilspitze ist erfreulicher weise vollständig und unbeschädigt erhalten geblieben!

Es gibt vom Fundpunkt bereits eine verbrannte ähnlich gestreckt lanzettförmige Projektilform mit Schäftungsdorn.

Ein näher vergleichbarer Fundbeleg aus Belgien: http://www.archeobase.be/pointe-la-hulpe-neolithique.html


:-)
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Servus,

erzähle doch mal bitte näheres zur Feuerstein-Varietät "Harmignies" aus Belgien. An der Stelle, die ich gerade begehe, kommt auch 'ne Menge seltsam gepunkteten Flints vor.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

#8
Zitat von: rolfpeter in 31. März 2010, 22:05:17
Servus,

erzähle doch mal bitte näheres zur Feuerstein-Varietät "Harmignies" aus Belgien. An der Stelle, die ich gerade begehe, kommt auch 'ne Menge seltsam gepunkteten Flints vor.

HG
RP

:winke:

Lieber RP,

am Mineralogischen Institut in Tervuren (Belgien) hatte ich mich mit Dr. Errera unter anderem auch über Beilklingen aus phtanite d' Otinges und die Silexvarietäten aus Belgischen Vorkommen ausgestauscht.

Ich hatte Belegstücke des auffälligen Silex mit kräftiger Kreidekortex und den auffälligen zahlreichen Punkten mit. Er sprach die Varietät als "wahrscheinlich Silex der Varietät Harmingnies" an. In Flintnetsource sind einige Beispiele eingestellt und unter archaeobase finden sich auch Beispiele, allerdings bräunlich patiniert. Die Silexvorkommen in der weiteren Region um "Harmignies" sind offenbar kleinräumig recht unterschiedlich ausgeprägt.

Auf meinem Großfundareal ist das Material über alle Fundplätze hinweg vertreten.

Ich bin dennoch der Ansicht dass zumindest das "wahrscheinlich" zu dieser Ortsangabe zugehören muss, denn letztendlich klar belegbar sind solche Angaben erst nach umfassenden Vergleichsstudien.

Ich hätte diese Varietät vom Bild her eher für "nordisch" gehalten, doch die Kortex ist kreidig und teils noch weich und das Material scheint "bergfrisch" unter Tage gewonnen worden zu sein.

Inzwischen haben wir ja deutliche Verbindungen zwischen den noch nicht sicher bestimmten Silexvarietäten in unseren beiden Arbeitsgebieten:

:-) "taubenblauer Silex" in der Verwendung für Beilklingen.
Scheint so, dass diese Silexvarietät ausschließlich in Form von Vorarbeiten oder bereits als geschliffene Beilklingen von ......?   :kopfkratz:  in das Rheinland und bis an den Niederrhein ausgetauscht worden ist. Das spricht sehr deutlich dafür, dass dieser Austausch zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt und in einem bestimmten kulturellen Umfeld geschehen ist. Eine definitive Zuordnung des Materials zu einem bestimmten Vorkommen und Zeitabschnitt kann zu einem wertvollen Beitrag zu Austauschbeziehungen im Neolithikum des Rhein-Maasgebietes werden.

:-) "Silex wahrscheinlich der Varietät Harmignies". Dieser Silex ist offenbar zumindest von Deinem bis zu meinem Arbeitsgebiet verbreitet und wohl auch aus westlicher Richtung ausgetauscht worden. Diesmal aber in Rohknollen zur weiteren Verwertung. Auch hier wäre eine gesicherte Zuschreibung ein wertvoller Beitrag!

Das wäre ein spannendes "Projekt"!  :smoke:

LG thovalo


PS: Die oben als Neufund vorgestellte "lanzettförmige" Pfeilspitze ist für den Zeitabschnitt der frühen Schnurkeramik/Einzelgrabkultur charakteristisch. Das ist für die Frage der näheren zeitlichen Einordnung der auffälligen verwendeten Silexvarietät nicht uninteressant!

Auf dem Fundplatz, einem im Neolithikum begründeten Siedlungshügel, fanden sich bereits zwei weitere Projektile die für diesen Zeitabschnitt charakteristisch sind und die Nackenpartie einer Streitaxtklinge aus einer noch nicht näher bestimmten Gesteinvarietät. Diese Artefakte können durch den direkten Vergleich mit lithischen Fundbelegen von einem großen und jünger datierten "Becherzeitlichen" Siedlungskomplex bei Büttgen-Driesch (datiert ab etwa 2.600 v. Chr.) typologisch und chronologisch abgegrenzt werden.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#9
 :winke:

Unten Bilder von drei in ihrer Formgebung der Schnurkeramik zuzuordnenden Pfeilspitzen vom selben Fundplatz. In der Mitte der nun gereinigte Neufund (aufgelesen am 31.03.2010) einer "lanzettförmigen" bifaziell flächig retuschierten Pfeilspitze. Der Typ der linken Pfeilspitze tritt als Projektil mit Schäftungsdorn ohne ausgeprägt herausgestellte Flügelenden bereits im Inventar der Kultur von Vlaadringen in den Niederlanden auf. Der rechte Projektiltyp mit "lanzettförmigen" Blatt und Schäftungszunge ist stark verbrannt und angestoßen und wird der Schnurkeramik zugeordnet.

Darunter Bilder der bereits seit einem Jahr vom Fundplatz vorliegenden Nackenpartie einer Streitaxt aus noch nicht näher identifiziertem Felsgestein.

Dann habe ich die urgeschichtliche Keramik vom Fundplatz noch einmal in aller Ruhe durch gesehen. Die Oberflächen der Scherben sind zumeist stärker angewittert. Drei Stücke weisen Zierlemente auf, die auch im Kontext der Schnurkeramik zu erwarten sind.  :glotz:

Von diesem Platz liegen wohl auch Funde des frühen Endneolithikums vor. Ob als Bestandteile von Grabausstattungen oder als Belege aus Siedlungszusammenhängen läßt sich nicht entscheiden, denn von diesem Platz stammen hunderte weitere Artefakte aus Fels- und Feuerstein.

:winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Zitat von: thovalo in 01. April 2010, 11:24:30


Das wäre ein spannendes "Projekt"!  :smoke:



Tja, man müßte mehr Zeit haben! Die Ecke Hennegau und Haspengau wäre wirklich mal 'ne Reise wert. Würde aber sicher ne Wöche nötig sein, wenn man bedenkt, was da so alles liegt:
Spiennes, Obourg, Ottignies, die etlichen sonstigen Silex-Vorkommen, Regionalmuseen, vielleicht lokale Sammler treffen.....

Irgendwann setz ich mich mit meiner Holden ins Wohnmobil und fahre hin...muß nur noch was schönes für's Damenprogramm finden  :-D

Wenn ich mir Deine Pfeilspitzen so anschaue, dann sind die Becherfritzen ja auch schön rumgekommen in der Welt!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

Aber nicht im Wohnmobil und wahrscheinlich ohne "Damenprogramm"!
:zwinker:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Mark77

Das mit den exotischen Materialien erinnert mich an Krzemionki und Polen. Während der Hauptphasen des bergmännischen Abbaus wurden die Rohstücke teilweise über ganz Polen weiter vertrieben: TBK ca. 300km, KAK ca. 660km. Da liegen wir also zeitlich nicht allzu weit auseinander. Wer weiß woher das Material gehandelt wurde! :zwinker:

Grüßle :winke:,
Markus

thovalo

Lieber Marc 77  :winke:

Ich glaube Dein Beitrag ist hier etwas fehl gelaufen, aber ich weiss worauf Du dich beziehst und danke Dir für den Hinweis!  Inzwischen tendiert die nähere Bestimmung recht deutlich zum Französichen "Silex lacustre zonaire" !

Der "Polnische Flint" ist auch wunderschön gemustert, aber in der Grundfarbe "Schokoladenbraun"!

Mercy  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Mark77

ehm.. ich meinte auch nicht das Rohmaterial sondern die Handelsbeziehungen zu dieser Zeit.
Das Material kenn ich zu genüge, war schon ein paar Mal in den Stollen dort unterwegs und habe auch ein-zwei Stücke in meienr Sammlung:

Prähistorische Lithothek

By the way also: wenn ihr zu den Aufschlüssen kommt, denkt an mich.. ich bau eine Rohmaterial-Vergleichssammlung auf (siehe Link). Ohne Auto komm ich nicht weit rum und auf den typischen Verkaufsseiten (Ebay und Co.) findet man selten was anderes als Baltischer Feuerstein.

:winke:, Markus

thovalo

#15
Zitat: By the way also: wenn ihr zu den Aufschlüssen kommt, denkt an mich.. ich bau eine Rohmaterial-Vergleichssammlung auf (siehe Link).


LieberMarc77

ich habe mir die Lithothek im Aufbau angesehen und freue mich über den eindrucksvollen Auftritt. Soll das ein offenes Forum werden oder ist das die Vorbereitung zur Selbstständigkeit als Dienstleister? Die Bilder sind sehr eindrucksvoll. Vielleicht sogar zu prächtig farbig (überarbeitet?). Das ist immer das konkrete Problem auch in Fachbüchern: ausgesucht schöne Belegstücke werden beeindruckend inszeniert!

Doch davon abgesehen.  :zwinker:

Ich habe unter anderem von der Universität Trient aus Materialbelege des Silex vom Monte Lessini (Piemont/Italien) für den LVR dokumentiert und eine Belegsammlung zusammen getragen. Das Material ist, ob bergfrisch gewonnen oder aus Resudiallagerstätten stammend, in Farbe und Textur äußerst heterogen!

Aus dieser Aufsammlung von 2004 liegt bei mir noch Material in meiner Präsenzsammlung zur eigenen Orientierung vor (NRW). Es ist zumindest der Austausch von Abbildungen möglich!

LG
thovalo
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Mark77

Hallo thovalo,

ich mache die Bilder entweder mit meinem Scanner in höchster Auflösung und fasst nicht komprimiert oder mit meiner Kamera. Durch den Weißabgleich sollten die Bilder allerdings nicht überhöht oder zu dunkel dargestellt sein. Allerdings sind die Bilder mit nicht-schwarzem Hintergrund auch nur vorläufig eingestellt.. die müssen nochmal durchs Bildbearbeitungsprogramm gehauen werden (Hintergrund, Weißabgleich, Schärfe, etc.). dann kommen die so rein, wie einige mit dem komplett schwarzen Hintergrund aussehen. :smoke:

Wow, Monte Lessini ist echt tolles Material, wir haben in unserer Vergleichssammlung (Urgeschichte Tübingen) auch eins-zwei Stücke vorliegen. Interesse an dem Material habe ich immer - und auch an anderem - werde aber nur Stücke ansich (also keine Bilder) annehmen oder tauschen, da ich - wie du bereits bemerkt hast - als Dienstleistung in absehbarer Zeit die Bestimmung von Materialien anbieten werde/möchte. Dazu dient mir meine eigene und die Sammlung unseres Instituts als Vorlage. Aber das folgt dann erst, wenn ich meine Magisterarbeit unter Dach und Fach habe und der ganze Stress vorrüber ist.

Schöns Grüßle,
Markus

thovalo

#17
Neufund vom 04.04.2010  :winke:


Pfeilspitze/vermutlich verworfene Vorarbeit

Zur Herstellung der Pfeilspitze wurde ein Abschlag aus Feuerstein der Varietät "Rijkholt" verwendet. Der Umriss deutet auf ein im Umriß rechteckig ausgeformtes Zielprodukt hin.

Das Werkstück ist im Arbeitsprozeß möglicherweise verworfen worden, weil der Bearbeiter den steil
zur Spitze hin ansteigenden Mittelgrad nicht durch die eingesetzte flächige Retuschierung reduzieren
konnte. Dadurch geriet die Geschoßspitze im vorderen Drittel äußerst massiv, wodurch die Statik der Flugeigenschaft des vollständig geschäfteten Pfeils erheblich beeinträchtig gewesen wäre.

In der Seitenansicht (Bild 7) sind deutlich die Frakturen zu erkennen, in denen die mehrfach angelegten Abhebungen zur Flächenreduzierung vorzeitig abgebrochen sind.

Länge: noch 4.4 cm (die Spitze ist rezent abgebrochen); Breite: 2.7cm


Anm: Vom Fundpunkt liegen bereits ein gleichfalls nicht vollständig durchretuschiertes Projektil und eine sicher verworfene Vorarbeit für eine flächig retuschierte blatt - bzw tropfenförmige Pfeilspitze vor, deren Bilder ich noch in der nächsten Antwort einstellen werde.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#18
Zur Ergänzung der Betrachtung und Beschreibung der oben als Neufund vorgestellten, wahrscheinlich verworfenen Vorarbeit einer Pfeilspitze, zwei weitere Beispiele verworfener Arbeitsbelege der Pfeilspitzenproduktion vom selben Platz

:-)

Zur Herstellung einer in der Zielvorstellung wohl ganzflächig retuschierten "blatt- oder tropfenförmigen" Pfeilspitze wurde ein BEILABSCHLAG aus hellerem Feuerstein der Varietät "Rijkholt" verwendet.
(Bilder 1-3).

An einer Stelle (Bild 2) ist in der Fläche des unteren rechten Drittel einer der Flachseiten ein heller glänzender Rest der geschliffenen Oberfläche der Beilklinge erhalten geblieben.
Nachdem eine der Flächen bereits in kräftig ausgeführten Negativen vollständig flächig überprägt werden konnte, gelang es offenbar nicht, das große und tief in die Substanz eingreifende Negativ auf der Gegenseite und die markant ausgebildete Schlagfläche zu überprägen. Das großformatige Negativ entstand beim Lösen des vorhergehenden Abschlags von der sekundär verarbeiteten Beilklinge mit Hilfe eines "Punch". Der pointierte Schlag hinterließ eine kleine halbrunde Kerbung im Rand der Schlagfläche.

Länge: 5.2 cm; Breite: 3 cm


:-)

Das zweite abgebildete Belegstück ist eine bereits weit gehend fertig gestellte und zuletzt dennoch verworfene Pfeilspitze, an der der Bearbeiter eine kräftige, im Bild farblich deutlich hell abgesetzte  
Inkluse im Werkstück nicht in den Griff bekommen konnte. Die Stelle wurde zunächst von verschiedenen Seiten ausgehend vergeblich anretuschiert. Bei dem Versuch die Basis auf der Gegenseite durch Retuschierung auszudünnen, brach ein zu großes Teilstück aus, sodaß durch das Wechselspiel: "vorstehende Inkluse gegenüber zu tief gehendem Ausbruch" keine geeignete Schäftungsbasis mehr angelegt werden konnte. So unbrauchbar geworden, wurde auch der noch verbliebene und gut erkennbar vorspringende Überrest entlang des Kantenverlaufs auch nicht mehr beseitigt.  :glotz:

Länge: 3.5 cm; Breite: 1.7 cm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.