Souvenir aus der Donauhöhle

Begonnen von queque, 18. Juli 2008, 22:28:28

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queque

Hallo zusammen,
habe mal wieder ein paar Tage mit den Kindern im Tal der jungen Donau verbracht. Da steht jedes Jahr auch ein Besuch einer Höhle bzw. eines riesigen Abris auf dem Programm - und egal, was man tut, ein Auge klebt ja immer am Boden. Das anhängende Steinchen kann ich nicht zuordnen. Es kommt silexartig daher und ist in der Lage Glas zu ritzen. Die Funde aus dem Abris datieren in frühe Mesolithikum.
Für jeden Tip dabkbar
Der Bastl

Silex

Sieht aus wie Jurahornstein , aber von den Fotos her kann man keinen eindeutigen Artefaktcharakter zuordnen.
Könnte ein Kratzerchen sein- obwohl die Gesamtform dem widerspricht.
Wenn deutliche Retuschen  (auf dem ersten Foto , links und oben) da wären..... ich ahne zumindest dass es ein Artefakt ist.
Ich würde das Teil in jedem Fall melden.... vielleicht lags in einem bisher noch nicht archäologisch untersuchten Abschnitt?
Superauge Queque!
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Khamsin

Salaam!

Bastl, erlaube bitte eine zaghafte Frage:
Da gibt es im oberen Donautal diese Strasse zwischen Sigmaringen und Kloster Beuron. Aus Richtung Sigmaringen, nicht allzu weit vor Beuron (Donau links, Steilhang zur Albhochfläche rechts) befindet sich auf halber Steilhanghöhe ein "riesiges Abri". Der Eindruck imposanter Grösse wird nicht durch seine Tiefe von ca. 5-6 m hervorgerufen, sondern von seiner Breite von ca. 20 m. Die Bodenfläche ist nicht vollständig horizontal, sondern weist vor allem auf der linken Seite eine ziemlich tiefe wandparallele Einbuchtung auf und steigt dann wieder zum Bodenniveau an, um schliesslich steil in Richtung Strasse und Donau abzufallen. Der Steilhang ist mit mächtigen Buchen bestanden. Könnte das jenes von Dir beschriebene Abri sein?
Überall im dortigen Weissjurafelsgestein steht Hornstein an. Nachweislich wurde er im Jungpaläolithikum, besonders aber im Mesolithikum zur Herstellung von Artefakten verwendet. Ich glaube, Dein Fund ist ein Trümmerstück, natürlich oder anthropogen.

Beste Grüsse KIS 
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

queque

Hallo Silex und Khamsin,
Danke für das schnelle Antworten. Also Retuschen sind keine eindeutigen zu erkennen, wenn dann überhaupt schwache Negative von Abschlägen. Wenn Artefakt, dann eventuell auch ein Kernsteinrest?
Khamsin, Du hast fast recht. Allerdings liegt die Fundstätte meines Stückes auf dem Stück zwischen Beuron und Fridingen, in der Nähe der Dir bestimmt bekannten Jägerhaushöhle, in Richtung Fridingen auf dem linken Donauufer. Die Kinder klettern dort gerne zwischen den Felsen rum und spielen Ritter.
Ich bin eigentlich immer zum Fossiliensammeln in die Gegend gefahren und mit Jurahornstein kenne ich mich wie ihr seht kaum aus. Allerdings scheinen in der Nähe der Fundstätte keine größeren Vorkommen zu sein, denn dieser Stein war ein Einzelstück. Ich habe ziemlich genau nachgesehehn, glaubt mir.
Wer die Gegend um die junge Donau nicht kennt, sollte dort unbedingt mal hinfahren. Neben jeder Menge Geschichte gibt es dort eine wunderschöne Landschaft.
Ein Hoch aufs Schwabenländle
vom Bastl

Daniel

Zitat von: queque in 19. Juli 2008, 10:35:56
Wer die Gegend um die junge Donau nicht kennt, sollte dort unbedingt mal hinfahren. Neben jeder Menge Geschichte gibt es dort eine wunderschöne Landschaft.
Und von Fridingen nach Sigmaringen eine schöne Motorradstrecke durch eine beeindruckende Landschaft . :super:
Allerdings ist dort im Sommer die Hölle los.

Gruß Daniel
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Khamsin

Moin, moin!

Bastl, danke für die Erklärung! Dann ist es nicht das Abri/die Höhle, die dort im Volkskund "Bröller" genannt wird, oder?

Und es stimmt, diese Gegend gehört zu den landschaftlich reizvollsten Gegenden Deutschlands, von der regionalen Küche und selbstverständlich den vor allem mesolithischen Fundplätzen (Jägerhaushöhle, Zigeunerfels im Schmeiental) ganz zu schweigen. Die m.E. schönste Zeit ist der Spätsommer/Frühherbst.

Diese Region war nicht umsonst das "Jagdgebiet" des leider zu früh verstorbenen "Mesolithpapst" Wolfgang Taute, ehemals Uni Tübingen, seit 1980 bis 1995 Ordinarius am Inst. UFG Köln. Auf ihn geht nicht nur der Begriff "Beuronien" für das süddeutsch-schweizerische Frühmesolithikum zurück, sondern er hat auch als erster in Israel ein Feuersteinbergwerk entdeckt und 1985 ausgegraben, "Ramat Tamar" am Rand der Arava auf Höhe des mittlerweile ausgetrockneten Südendes des Toten Meeres, östlich von Dimona. Angeregt durch die Arbeiten von W. Taute in Israel seit den 1970er Jahren wurden mittlerweile von israelischen Archäologen der Uni Tel Aviv weitere prähistorische Feuersteinbergwerke auch aus dem Paläolithikum entdeckt.

@Daniel: Man verlässt die "höllischen" Verhältnisse ganz schnell und tauscht sie gegen beschauliche ein, wenn man wenige KM vor Sigmaringen diese Strasse verlässt und nach links ins Schmeiental in Richtung Unterschmeien abbiegt. Nach kurzer Zeit weitet sich das Tal und bietet einen pittoresken Blick auf das kleine Örtchen im Hintergrund. Mehr oder weniger am Scheitelpunkt einer grossen Linkskurve geht rechts ein schmaler Weg in ein seitliches Trockental ab (google mal). Fährt man den bis zum Waldrand, dann liegt zur Linken ein kleines Abri, der "Zigeunerfels". Dort kann man schön Rast machen, wohl wissend, dass einige Meter unterhalb der heutigen Oberfläche vor 10-12000 Jahren schon mehrfach mesolithische und jungpaläolithische Menschen gerastet haben.   

Beste Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"