Sicheleinsatz- Reisser?

Begonnen von Silex, 30. Oktober 2005, 21:25:39

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Silex

So wurde es mir eingeordnet- die lädierte Pfeilspitze daneben könnte diese Aussage untermauern. Eine weitere bring ich später.
Die Archäologin schwärmte auch gleich vom Sichelglanz (der vom Schneiden der silikat?reichen  ,ufernahen, Vegetation herrühre)
der dem Stück eine im Foto wirklich nicht wiedergebbare Faszination verleiht (trief..)
Kann das ein Sicheleinsatz sein? Mir kommen immer noch Bedenken weils gar so schön retuschiert ist- Und wenn -hat jemand ne Ahnung mit welcher Seite das Ding - mit seinen Kompositkumpanen im Krummholz (Bein) eingesetzt war. Lange wars wohl nicht in Benutzung sonst wärs nicht immer noch so scharf. Wäre aber wohl ein guter Siedlungsindikator und die sind  in der steinigen, mit schlechten Böden gesegneten Oberpfalz, rarissimo.
Material wäre auch interessant, wenns mit diesem Foto möglich ist
Danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo Silex

Ich wage es:

FRÜHE DOLCHZEIT !!

MfG agersoe

Silex

WAS WAGST DU ????? Meine unterschwellige Hoffnung auf "Den Dolch" ? Aber wie gesagt  nach der Vertreibung aus dem Paradies ist Getreideernte- "im Schweisse des Angesichts" auch nicht niedriger anzusiedeln. Zumindest hoffe ich dass der "Glanz" nicht von den Aorten gemetzelter Pflanzenfressermenschen stammt.
Khamsin wird uns Phantasten schon  die Leviten lesen.... Die aufwendige Retuschierung ... naja

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger


rolfpeter

Nabend zusammen,
Was ich hier bei uns als Einsätze von Erntemessern gefunden habe, sieht anders aus. Relativ kurze, an der Arbeitskante unretuschierte, meistens dünne Klingen. Der Glanz nur auf einer Lateralseite, oft diagonal breiter werdend, da die Klinge wahrscheinlich schräg in den Klingenhalter eingeklebt war.
Ist hier auch meistens (oder immer??) altes Neolithikum, sprich Linienbandkeramik.

Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Moin Jungs!

Wenn man sich einmal etwas näher mit neolithischen Erntegeräten, und zwar europaweit, noch besser  ebenfalls den Orient einbeziehend, befasst, dann stellt man erstmal fest, dass es drei grosse Gruppen von "Sicheln" - besser Erntemessern! - gibt:
1. die vielfältig gestalteten Einsätze zumeist aus Klingen,
2. überwiegend bifaziell, d.h. flächendeckend retuschierte Grossgeräte, wie wir sie aus Nordeuropa kennen und
3. Sonderformen, z.B. aus gebranntem Ton, Unterkiefern von Grossäugern und sonstigen verrückten Klöpsen!
Bei den Klingeneinsätzen gewinnt man recht schnell den Eindruck, dass sich die Formen von den einfachen zu den mehr überarbeiteten im Laufe der Zeit ändern. Das hat ja RP schön beschrieben! In der Tat, in der LBK sind das einfache Kerlchen, aber im Mittelneolithikum im Rheinland sieht das schon ganz anders aus. Aber wenn man sich mal bronzezeitliche "Sichel-Elemente" etwa aus Italien (Solferino) oder spätdynastische Stücke aus Ägypten anschaut, dann geht das alles in eine Richtung: die Antwort hat agersoe gegeben, wobei er die skandinavisch-norddeutsche Terminologie benutzt hat. Wir würden wohl Spätneolithikum sagen, aber mir scheint, er hat den Nagel auf den Kopf getroffen.
Beste Grüsse
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Silex

Danke Leute- ich bin froh dass es Euch gibt.
(Die meisten Kenner und Wissenschaftler haben diese Attitüde des milden Verachtens und einer ungewollten Herablassung des Ackertreters der aber mit Kontinuität zum wahren Kenner seiner Fundstelle  werden kann wenn ihm von kompetenter Seite seine bisweilen eng gewordene Stirn ab und zu wieder  erweitert wird- und vor Allem man muss die Leute fordern- Danke Khamsin- auch wenns  manchmal zum "ennuie" gelangen sollte.  Das Interesse an diesen "radikalen" Zeugnissen wird steigen weil es die Menschen  an die Grundausstattung erinnert. NATUR-GRUPPE-WERKZEUG-KULT.)


Vielleicht gehört ja auch der nahebei gefundene Hominidenzahn zum verblichenen Träger dieses Teils. Irgendwo in den Tiefen des Steinforums ruht er abgelichtet.
Den Sichelglanz allerdings hat der Zeichner genauso eingezeichnet wie RolfPeter ihn beschrieben hat.
Nur 2 km weiter wurde  schon mal - vor Jahren - ein Dolchfragment gefunden- aber sonst ist dutzendkilometerweise  ein riesiger weisser Fleck im Gau was diese Fundgattung betrifft.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Hier noch die zweite , lädierte Pfeilspitze  die nur einige m daneben aufgelesen werden konnte. Zeichnung LfD
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.