Ein Todesengel aus der Zeit des späten Neolithikums im Rheinland

Begonnen von thovalo, 16. Dezember 2011, 11:11:07

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thovalo

Wen immer sie getroffen hätte ....   :gute:

Zum Glück haben wir uns Gestern konfliktfrei auf sturmumsauster Feldflur am rechten Niederrhein getroffen! Ein Flügelende ist leider durch die Bewegung im Erdreich abgebrochen. Projektile mit Schäftungsdorn und recht opportunistischer Zurichtungsweise, mal steil mal flächiger retuschiert, sind im Rhein-Maasgebiet im Kultur- und Zeithorizont "SOM-Stein-Vlaardingen-Wartberg" vertreten und neben Beilklingen aus Lousbergfeuerstein oft die einzigen Anzeiger für menschliche Aufenthalte in dieser Zeit. Neben diesem glücklichen Neufund auf immer noch kaum abgeregneten schweren Auenlehmboden liegen jetzt sieben Projektile und etliche Belege von Beilklinge aus Lousbergfeuerstein von der Fundstelle vor. Das ist die bislang umfangreichste Ansammlung von Projektilen dieses Zeithorizontes im Rheinland. Da die Menschen dieser Zeit zu einer recht opportunistischen Bearbeitungsweise von Silices übergegangen sind, scheint es sich aufgrund des sehr reichhaltigen sonstigen Fundmaterials um einen längeren Aufenthalt dieser noch immer nicht definierten Kulturerscheinung im Rheinland zu handeln.
Wie das jüngere Fundinventar von Büttgen-Driesch (ab ca. 2.600 v. Chr./Rheinkreis Neuss) liegt auch dieser Fundort unmittelbar im auenbereich des Flusslaufs. Scheinbar bildete der fischreiche Flusslauf, der auch als weit reichende Fernverbindung fungieren konnte, einen besonderen Konzentrationspunkt für die Neolithiker des Spät- und Endneolithikums in diesem Großraum.

Auf dem Gesamtfundareal setzten die neolithischen Aufenthalte zurzeit des mittleren Neolithikums ein. Dem folgten Siedlungsaufenthalte von  Vertretern der Michelsberger Kultur und weiter abfolgende im Spät- und Endneolithikum.

Inzwischen liegen mehr als 13.000 Artefakte vor, darunter etwas über 100 Belege von Pfeilspitzen, mehr als 100 Pfeilschneiden und über 1.000 Belege von beschliffenen Silices.

Für die Pfeilschneiden ist wohl auch eine Datierung in die Zeit des späten Neolithikums eher wahrscheinlich als zur hier gleichfalls vertretenen mittelneolithischen "Bischheimer Kultur".

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Meine Gratulation zu einem ebenso schönen wie eigenwilligen Projektil!

Mit: "...und recht opportunistischer Zurichtungsweise" hast Du die
       Herstellung treffend charakterisiert!

Gruß
Jan

StoneMan

Moin,

immer wieder schön solche auf Zweckmäßigkeit gerichteten unverfälschten Teilchen.

So erst, im Vergleich mit den makellos formvollendeten Spitzen, die sich in überschwänglicher Pracht zeigen,
erzählen die Steine das frühe Streben unserer Vorfahren nach Schönheit.


Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry