Ein Klingenbruchstück kommt selten allein ?

Begonnen von Fischkopp, 29. August 2010, 16:28:24

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Fischkopp

Hallo Forum,
habe zwei Funde aufgelesen bei denen ich denke, dass es sich um Klingenbruchstücke handelt.
Beim unteren bin ich mir recht sicher. Kann man das vom oberen auch annehmen?

Dazu noch eine Frage zur Patina. Wie lange braucht es für die Bildung einer solchen bei optimalen
Bedingungen? Sind patinierte Stücke immer irgendwelche Abschläge?

LG Hannes

thovalo

#1
 :-)

An dem oberen Klingenfragment fehlen noch die Basis (PROXIMALENDE) und Spitze (DISTALPARTIE genannt). Da auf der Rückenseite (DORSALFLÄCHE) gleichfalls axial längs verlaufende Negativbahnen vorhanden sind, ist eine nähere Einschätzung als Klingenfragment auch für dieses Stück sehr gut möglich!

Die Patinierung entsteht durch unterschiedliche geochemische Prozesse in den Böden in denen diese Stücke liegen. Das kann mehr oder weniger lange dauern und bildet daher kein sicher faßbares Kriterium für eine nähere Datierung.

Die Patinierung betrifft sowohl Artefakte wie auch Naturstücke! Dabei ist auch eine tief beige bis bräunliche Patinierung möglich, wenn es sich um stärker eisenhaltige Böden handelt.

Es gibt auch das Phänomen, dass z.B. zwei anpassende Fragmente eines Artefakts einmal patiniert und einmal nicht patiniert sind, weil die Teilstücke verlagert zueinander lagen und unterschiedlich stark den patinierenden geochemischen Einflüssen ausgesetzt waren.  :glotz:

LG thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fischkopp

 :winke:

Danke Thomas für deine Eischätzung.
Meine Frage zur Patinierung zielte eher in die Richtung
ob ein solcher Vorgang auch in 10 oder 50 Jahren möglich ist.

thovalo

Tja, ganz ehrlich .... ich weiss es nicht!   :dumdidum:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fischkopp

 :hacker:

ok, ich bleib dran. Vlt. findet sich eine Antwort in den Weiten des Internets.

LG Hannes

fuchs

Hallo Fischkopp,
nicht einfach, das zu beantworten. Bei uns im Rheinland kann man unter normalen Bedingungen (entkalkter Löß) davon ausgehen, dass eine Patinierung frühestens im Übergangsbereich zwischen Endpaläolithikum und Mesolithikum auftritt. Das gilt aber nur für die "normale" Patina, die grob gesagt in Richtung weiß geht. Mesolithische Funde können bei uns trotzdem patiniert sein, es handelt sich dann um eine Sumpf oder Redoxpatina, die durch feuchte Lagerung entsteht und bräunlich ist.
Darüberhinaus gibt es noch andere Mechanismen, die eine Patinierung hervorrufen, beispielsweise Süßwasserpatina.
Die zuvor genannten brauchen zumindest i.d.R. einige Tausend Jahre, um in Erscheinung zu treten. So liegen hier zumindest keine patinierten neolithischen Funde vor.
Dennoch gibt es auch weiß patinierte Funde, allerdings aus einem anderen Bodenmillieu. Aber selbst da wird die Patinierung wohl länger als ein paar Jahre dauern. Wie es sich mit den Böden im Norden verhält weiß ich nicht. Vielleicht kann dir da ein Sucher aus deiner Gegend oder ein  Archäologe vom Amt weiter helfen.

Fischkopp

Hallo Fuchs,
ausgehend von den beiden Funden sind diese weiß patiniert wenn ich das richtig einordne.
Wenn ich dich nun richtig verstanden habe ist es also nicht unbedingt neolithisch und demnach wohl älter..?
Das wir bei dem Prozess über grössere Zeiträume als von ein paar Jahren reden beruhigt mich aber dennoch.

LG Hannes

fuchs

Hallo Fischkopp,
wie gesagt, da oben im Norden kann es anders sein als im Rheinland. Da kann ich dir nichts mit Bestimmtheit sagen. Frag mal beim Amt nach.

Fischkopp

Ok, Fuchs
ich werde mich mal erkundigen was die sachverständigen vor Ort davon halten.
Aus meiner Perspektive liegt Sachsen Anhalt aber schon recht weit südlich...  :zwinker:

Danke für deine Anregungen