Klingenmesser mit Rückenretusche

Begonnen von Steinkopf, 02. April 2024, 21:24:17

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Steinkopf

Hallo,

Dieses Gerät konnte ich schon vor einiger Zeit an einer flachen Bucht der Ostsee finden.

Das Material ist ein feiner opaker hellgrauer Flint.
Die recht breite Klinge (hier würde der Begriff Span aus der älteren Literatur gut passen)
wurde an der gekrümmten, dicken Kante mit steiler Retusche gestumpft.
Die gegenüberliegende Kante ist scharf.

Es ist kein Glanz zu erkennen.

Länge 10cm. Breite max. 3,9 cm  und bis 9 mm stark.
Klingenmesser auch in feinerer und gröberer Ausführung sind im Mesolithikum gebräuchlich.

LG
Jan

StoneMan

Moin Jan,

wenn ich mich nicht irre, ist es nicht Dein erstes und nicht das einzige hier von Dir.

Schon typisch für ein "Messer mit gestumpftem Rücken:Danke2:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

hargo

Wäre es theorethisch nicht auch möglich, daß es mit der retuschierten Seite, wie üblich bei Kompositgeräten, eingeklebt war?
Die Arbeitsfläche war ja immer die unretuschierte Kante.

mfg

Steinkopf

Moin Jürgen,

schön, dass Du diesen von Dir schon eingestellten Gerätetyp hier hinzufügst.
Es ist sicherlich durch die komfortable Klingengröße ein im Ertebölleraum,
im Norden gebräuchliches Gerät.

LG
Jan

StoneMan

Zitat von: Steinkopf in 03. April 2024, 11:08:56Es ist sicherlich durch die komfortable Klingengröße ein im Ertebölleraum,
im Norden gebräuchliches Gerät.

Moin Jan,

damit liegst Du sicher richtig. In dem alten Büchlein "Jeg Ser På Oldsager", sind neben einem
vergleichbaren Fund "Spånkniv" (Abb.21), auch ähnliche Artefakte, die ebenfalls in die Ertebøllekultur
und sogar in die Gudenåkultur datieren.

Das von mir verlinkte Messer mit Rücken ist allerdings vom Amt ins Neolithikum gestellt; derzeit
möglicherweise aufgrund fehlender Funde aus früheren Kulturen, die erst später von mir dazu kamen (?).


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
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Antoine de Saint-Exupéry

Steinkopf

#5
Moin hargo,

denkbar ist so einiges, aber es sieht nicht danach aus.
Schäftungen könnten Schäftungsglanz hinterlassen haben.


Die Grundform dieser 'Messer' ist immer eine breite Klinge mit mindestens einer
geraden Schneide.
Die gegenüberliegende Laterale wird nach Möglichkeit und Bedarf retuschiert oder auch mit Cortex übernommen.

Es ist ein Gerät der Küstenbewohner - Erteböllekultur. Ausgrabungen an Land unter Wasser
belegen eine Ernährung in der Fisch, Seehunde / Robben, Schweinswale und natürlich jede Menge Muscheln.
Die damals vorhandene europäische Auster (Ostrea edulis, ist heute durch invasive Arten fast verdrängt.

Bänke von Muschelschalen (Kökkenmöddinger), mit Knochen der erbeuteten Fauna sowie Flintgeräte
und Schlagabfall zeugen von dieser Lebensweise.
Diese organischen Zeugnisse blieben im Kalkhaltigen Millieu gut erhalten.

Diese 'Messer' könnte als eine Art 'Flensmesser' zur Zerlegung der erbeuteten Meeressäuger gedient haben.
Die vorliegenden Exemplare liegen nach Form und Größe gut in der Hand.

Einige Bilder von weiteren Spanmessern füge ich hinzu.

LG
Jan

hargo

Danke, das ist eine gute Erklärung aus einer von meinem Standort weit entfernten Region.

mfg