Scheibenbeil oder Scheibenmesser oder ??? Bin ratlos

Begonnen von Wiedehopf, Heute um 09:57:02

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Wiedehopf

Moin  zusammen,
 
hier ist die Fachkenntnis der Sucher aus dem Norden gefragt (und natürlich auch der anderen).

Dieser Fund stammt aus einer mir überlassenen Altsammlung mit überwiegend mesolithischen Artefakten. Fundort ist die Ostseeinsel Mön, Dänemark. 

Mön ist für einen besonders breitschneidigen Typ von Scheibenbeilen bekannt (PVP Nummer 137).

Ich bin mir aber unsicher ob es sich hier um so ein spezielles  Scheibenbeil, ein Scheibenmesser (PVP Nummer 40) oder sonstwas  handelt. Mit der mir zur Verfügung  stehenden Fachliteratur komme ich nicht richtig weiter.

12 cm x  6,5 cm, 1,4 cm dick (am Bulbus 2,0 cm), 112 Gramm schwer.

Eine flach retuschierte scharfe Kante (lang). Gegenüberliegend eine steil retuschierte stumpfe  Kante (kurz). Eine oder zwei Arbeitsbuchten ??
 
Hat jemand dazu eine Idee ?  Bei Bedarf mache ich gerne weitere Fotos.

Viele Grüße
Michael

thovalo

Moin!

Ein wunderbares, klar beschriebenes und gut bildlich dokumentiertes, besonderes Artefakt.

Ich halte das am ehesten für ein Gerät das ideal zur Bearbeitung von Häuten ausgefomrt worden ist. Mit dem breiten Teil kann einer Fläche plan abgeschabt und mit dem gegenüberliegenden Teil der Druck ausgeübt und reguliert geführt werden. Ich erinnere mich an eine Dokumentation über die Bearbeitung mittelalterlicher Pergamente, die ja nichts Anderes als weit verabeitete Häute sind.

Da das Stück aber aus Skandinavien, mit eigenen Traditionen und Interpretationen stammt, bin ich mal auf die Rückmeldungen aus den dortigen Regionen gespannt.


lG Thomas  :winke:


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Neos

Moin, Michael,

dein Fundstück hat, wenn überhaupt, nur im Buchtbereich Retuschen. Heißt m. E.: Dies war der Bereich, mit dem gearbeitet wurde. Wenn du magst und es dir (fotografisch) gelingt, von dieser Bucht eine möglichst scharfe Detailaufnahme zu posten, würde ich mich freuen.

Sollten dort wirklich Retuschen sein, könnte man dein Fundstück als Buchtschaber ansprechen. Wenn nicht, wäre es lediglich ein Abschlag. Es ist auf jeden Fall kein Scheibenbeil. Hierfür müssten die entsprechenden, formgebenden Retuschen an beiden Lateralen und auch eine Schneide vorhanden sein.

Viele Grüße

Frank

Fischkopp

Moin Michael,

sehr interessant!

Hallo Frank,

ich denke Du hast es gut gesehen! Bin ich so nicht drauf gekommen beim Betrachten ber Bilder.

LG
Fischkopp

Wiedehopf

#4
Thomas, Frank und Fischkopp, vielen Dank für eure Rückmeldungen.

Thomas, selbst wenn es kein speziell zugerichtetes Werkzeug ist sondern nur ein Abschlag, kann ich mir den von dir vorgeschlagenen Verwendungszweck gut vorstellen. Denn an der kurzen stumpfen Seite lässt es sich sehr gut und sicher fassen. Und die gegenüberliegende lange Seite ist trotz der möglicherweise sekundären Aussplitterungen recht scharf. Mich wundert nur, dass man den knubbeligen Bulbus stehen gelassen hat, der eine flache Auflage auf der zu bearbeitenden Haut doch etwas behindert. Ich hatte auch noch die Vermutung eines Werkzeuges zur Häutung von Jagdbeute (Skinner).

Frank, ich stelle gerne hier weitere Fotos von den beiden Buchten und der vermeintlichen Schneide sowie des Griffes zur Beurteilung ein.
Wenn jemand beurteilen kann ob es ein Scheibenbeil ist oder nicht, dann sicher du.

Viele Grüße
Michael

P.s. Auf Bild 2 und 4 muss es natürlich dorsal (nicht distral) heissen, sorry