Scheibenbeil mit Schliff

Begonnen von steinwanderer, 23. November 2010, 21:44:11

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steinwanderer

Moin Moin,
ich möchte Euch diesen Fund eines spätneolithischen Platzes in N.F. vorstellen. Dort ist ein feinsandiger Boden, sonst hätte ich das Stück wahrscheinlich gar nicht aufgehoben. Nach dem Säubern erkannte ich den Schliff und war erst mal geschockt. "So etwas hab ich ja noch nie gesehen". Ob die fossile Schnecke bewußt vom Handwerker einbezogen wurde bleibt dahingestellt.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Sprotte

Hallo Klaus,

da hast du gleich in zweierlei Hinsicht etwas sehr Ungewöhliches gefunden.  :super:

(1) Das Artefakt an sich: Allerdings würde ich es vorläufig nur bedingt als Scheibenbeil ansprechen wollen, da die Seite ohne Kruste erkennen lässt, dass es sich um eine künstlich modifizierte Frostscherbe handelt. Ich hatte vor einiger Zeit hier im Forum (siehe: http://www.sucherforum.de/index.php/topic,40910.msg247132.html#msg247132) etwas sehr ähnliches vorgestellt: Ein Stück plattigen Flints mit viel Kruste sowie - wie hier - ebenfalls geschliffenen Schmalseiten (damals als Flintbeilchen interpretiert).

(2) Die Schnecke in Flint: Schneckengehäuse bestehen aus Aragonit, das im Kreidemeer immer aufgelöst wurde. Daher sind Flintschnecken nur äußerst selten zu finden, zumal meist nicht in dieser ungewöhlich guten Erhaltung, bei der möglicherweise sogar noch eine Bestimmung der Art möglich ist. Daher bitte noch ein scharfes und größeres Bild der Schnecke machen.

Viele Grüße  :winke:
Sprotte


steinwanderer

Moin Sprotte,
die gleichen sich ja wie ein Ei dem Anderen. Der Begriff Scheibenbeil war verkehrt. Es ist ein aus einem Frostabsprung gefertigtes Flachbeil.
Anbei noch ein Bild der Schnecke, kriege es leider nicht besser hin.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Sprotte

Hallo Klaus,

vielen Dank für das neue Foto. Kannst du vielleicht die beiden Bilder mit der Schnecke (ein wirklich interessantes Fossil) auch im Steinkern-Forum (keine Schleich- und Abwerbung  :-)) unter Kreide reinstellen?.

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

rolfpeter

Servus,

ich würde das Stück in die Kategorie "Geschliffene Beilklingen aus Feuersteingrundformen" einsortieren. Normalerweise ist ja eine Grundform entweder ein Abschlag oder eine Klinge. Nunja, hier ist es eine Frostscherbe, aber eine morphologische Verwandtschaft scheint mir in diesam Falle zu bestehen, es handelt sich nicht um ein "Kerngerät", wie es eine normale Beilklingen ist.
Eigentlich handelt es sich bei diesen Geräten immer um Dechselklingen aus Feuerstein. Im späten Neolithikum sind diese Stücke, zumindest hier im Rheinland, nicht ungewöhnlich. Bei Deinem Fund fehlt leider die Schneide, man kann es also nicht vollständig nachvollziehen.

Jürgen Weiner hat seinerzeit diese Kategorie erstmals beschrieben und veröffentlicht:
Weiner J. (1999): Neolithische Dechselklingen aus Feuersteingrundformen? Anmerkungen zu einem kaum beachteten, einzigartigen Gerätetyp. In: Beitr. Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 20,2, Weissbach 1999. 353-372

Bei mir auf der Seite habe ich Funde dieser Art von mir eingestellt:
http://steine-scherben.de/thema5p.htm

:winke:

RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

steinwanderer

Moin Rolfpeter,
vielen Dank für den schönen Link. Ich habe noch ein Fragment dieser Art vom gleichen Platz. Es ist allerdings noch dünner.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Khamsin

Moin!

@Klaus: Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn Du

- ein frontales Bild der Bruchfacette des hier eingestellten Fundes sowie
- aussagefähige Ansichten des anderen von Dir erwähnten Stückes: "Ich habe noch ein Fragment dieser Art vom gleichen Platz. Es ist allerdings noch dünner" nachliefern könntest.

Dass es sich bei dem hier gezeigten Fund mit grosser Sicherheit um eine Dechselklnge aus einer Feuersteingrundform handelt, wie unser RP so trefflich erläutert, steht m.E. ausser Zweifel.
Nicht zuletzt spricht für diese Interpretation u.a. 1. die Längswölbung der Grundform, 2. die Zeitstellung des Fundplatzes und 3. ein vergleichbares zweites Stück "vom gleichen Platz".

Gespannt und mit herzlichen Grüssen KIS 
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

steinwanderer

Moin Khamsin,
hier nun die gewünschten Bilder. Das 1. Bild ist die Bruchfacette und die Weiteren vom 2. Stück. Am dreieckigen Nacken sind Reste der geschliffenen Schmalseiten zu sehen.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Khamsin

Yo zusammen!

Danke, Steinwanderer, für die Bilder. Bei dem ersten erkennt man nun sehr schön, was ich schon früher vermutet habe. Die Klinge ist aller Wahrscheinlichkeit nach dort gebrochen, wo der freie Schneidenteil aus der Schäftung herausragte. Bei den anderen Bildern erkenne ich ehrlich gesagt nichts.

Nochmals danke und herzliche Grüsse

KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

steinwanderer

Moin Khamsin,
ich denke auch das das 2. Stück recht fragwürdig ist, aber es hat auch diese angeschliffene Schmalseiten.
Bei der Durchsicht des Fundmaterials ist mir noch ein weiteres Stück aufgefallen, was auch in die Kategorie Beile aus Grundformen passen Könnte. Bild 2 Nacken, 4u5 Schmalseiten, 6 Bruchstelle
Was sagst Du dazu?
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav