Scheibenbeil

Begonnen von Birk, 10. Februar 2019, 13:22:29

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Birk

Moin Leute.  Vor ein paar Wochen war ich mit einem befreundeten Forumsmitglied auf einer Fundstelle in der Region Hannover / Niedersachsen. Dort gab es auch schon ein paar schöne Microlithen und verschiedene andere  Funde die auf das Mesolithikum hinweisen.  Leider konnten wir aufgrund des Bewuchses nicht so richtig viel erkennen. :besorgt:  Einen schönen Fund gab es  dann aber doch. Ein Scheibenbeil welches der Sammelkolege fand. :super:   Da war die Freude groß. Bei mir um so mehr, da ich noch nie solch ein Stück Live gesehen habe. Am Ende der Tour wurden die Funde alle begutachtet und kamen dann zusammen in  die dafür vorgesehene  Fundkiste. Auf dieser Fundstelle ist es auch der erste Nachweis solch eines Beils.
  L.  75 mm, Schneidenbreite 45 mm, Stärke 22 mm, Gewicht 71 g.
Gruß
 Thomas

Birk

Hier noch ein paar Bilder.

StoneMan

Moin Thomas,

Glückwunsch dazu  :Danke2: ein pragmatischer Klassiker :super:

Erstaunlich, dass ihr in dieser Region erst jetzt fündig geworden seid.
Wenn ich mir die eine oder andere Publikation von Klaus durchsehe, könnte man meinen, die liegen da nur so rum zum... ;-)

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Wiesenläufer

Moin Thomas,

ein schönes Beil.   :super:

Auch wenn der Bewuchs manchmal störend ist, irgend etwas findet sich immer.  :zwinker: Die Freude kann ich verstehen !

Gruß
Gabi

Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

palaeo1

#4
Zitat von: StoneMan in 10. Februar 2019, 13:50:43
Erstaunlich, dass ihr in dieser Region erst jetzt fündig geworden seid.

Hallo Jürgen,
ja, sollte man meinen, aber südwestlich der Weser-Aller-Linie sind Kern- und Scheibenbeile ohnehin selten. Aber mittlerweile sind sie auch im Rotenburger Raum nur noch selten anzutreffen. Das hat mit der Maschinenernte zu tun. Alles was größer als 5 cm ist kommt bei den Kartoffelrodern in den Steinebunker. Und außerdem finden wir die Beile nur auf den Basisstationen und dieses haben wir noch nicht wirklich entdeckt. Meine aktuellen Ausgrabungen im Nienburger Raum haben zahlreiche Jagdstationen ergeben, aber keine "base camps". Dieses haben nur Mikrolithen und Kerbreste ergeben, keine Kratzer, Stichel, Bohrer oder Beile.

LG palaeo1

Danske

Moin Thomas,

ein wirkliches schönes Scheibenbeil. :super:, Glückwunsch zur dem Fund.
Deutlich die Ventralfläche und die Retuschierung der Ventralen und des Nackens zur Gestaltung der Trapezform für die Schäftung.

Gruß
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Birk

Mesolithische Fundstellen sind hier in der Region Hannover / Neustadt  bislang auch recht selten. Richtige Funndstellen gibt es auch nur so 4 oder 5 der Rest sind hauptsächlich Einzelfunde.  Aber wir "arbeiten" ja daran. :zwinker:

Gruß
  thomas

Steinkopf

#7
Hallo in die Runde,

die Häufigkeit von Kern- und Scheibenbeilen im Spätmesolithikum hängt sicherlich auch damit zusammen,
wie oft solche Werkzeuge eingesetzt werden mussten und spiegeln so die Jagd-, Arbeits- und Lebensweise.

Bei den Siedlungsstellen an den Küsten- und Flußlandschaften der Nord- und Ostsee tauchen im Umfeld
von Booten, Fischfallen, Aalstecher etc. die Scheibenbeile in sehr großer Anzahl auf:
                                    "Auf großen Ertebölle-Plätzen finden sich verbrauchte Scheibenbeile zu tausenden."
                                     schreibt Peter Vang Petersen in Flint auf S. 94.
Im Geräteinventar dieser 'Küstenjäger' kommen keine Mikrolithen mehr vor - lediglich Pfeilschneiden in großer Zahl.

Im tiefen Binnenland Norddeutschlands deutet das beachtliche Mikrolithische Inventar der gleichen Zeit auf eine
völlig andere Lebensweise hin.

Auf den norddeutschen Binnenland-Fundplätzen meines Schweifgebietes habe ich auch noch kein Scheibenbeil gefunden.
Meinen Glückwunsch den Findern: 'many happy returns'!

LG

Jan



thovalo

#8

Guten Tag!

Das "Scheibenbeilphänomen" scheint insbesondere auf einen andersartigen Bedarf einer intensiven Bearbeitung von Hölzern zwischen Küstenbewohnern und Binnenlandbewohnern hin zu deuten!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Birk

Es wird sicherlich auch der Materiallage geschuldet sein.

Gruß
   Thomas

thovalo

Zitat von: Birk in 17. Februar 2019, 06:33:19
Es wird sicherlich auch der Materiallage geschuldet sein.

Gruß
  Thomas



Im Sinne der guten Verfügbarkeite von Silices? Hier im Rheinland, genauer am Niederrhein, gibt es kaum einen auch nur halbwegs sicheren Beleg für eine Scheibenbeilklinge aus der Zeit des Mesolithikums, obschon man am Lousberg oder in den Niederlanden, manchmal auch in der Gletscherablagerungen, geeignete große Silexstücke dafür zur Verfügung gehabt hätte. Dahinter steckt vielleicht auch noch eine Traditionslinie des Gebrauchs solcher Hiebgeräte und "Hobel" in nördlichen Landschaften.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.