Schalenstein mit Mahlsteine/Mühlsteine

Begonnen von kliaber, 06. Februar 2011, 14:07:40

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kliaber

Hallo,
Ich habe diverse Schalensteinen auf einer Steinplatte (unter Moos) entdeckt. Es sind mehrere kleinere und größere Schalen. Der Großteil weist einen Durchmesser von ca. 10 cm auf. Die Steinplatte befindet sich neben einem kleinen Gebirgsbach, in dem reichlich Schlacken zu finden sind. Etwa 20 m davon entfernt liegen viele Mahlsteine/Mühlsteine herum (oberflächlich), die z. T. beidseitig bearbeitet wurden. Weinige der Mahlsteine weisen parallele Rillen auf. Ein Mahlstein (rostfarben, leicht konkav, ca. L 60, B 20, H 10 cm) stammt aus der Erde (unter entwurzteltem Baum). Der zweite liegt wenige Meter neben dem länglichen rostfarbenen Mahlstein. Ort: südliche Zentralalpen
Sind Mahlsteine mit Rillen ein Hinweis auf Steine, die mit Wasserkraft betriebene Mühlen in gebrauch waren?
mit schönen Grüßen
Kliaber

Der Wikinger

Die "Mahlsteine" würde ich "vorläufig" als Produkt der Natur ansprechen !  :kopfkratz:

Der Schalenstein sieht dagegen SEHR interessant aus !  :super:

Marienbad

Moin und hallo kliaber,
eine sehr interessante Fundkombination  :super:
Bessere Fotos mit allen Seiten der Funde sind hilfreich.
Wie sehen die Schlackenreste aus ?  (  Foto )
Wassermühlen haben runde Mahlsteine angetrieben.
Und diese haben in der Mitte ein Loch und zu der Mitte
hin eingeschlagene gleichmassige Rillen.
Sind dir Makroaufnahmen der Schleifflächen möglich ?
Der Stein mit den Schälchen sieht sehr riesig aus, stimmt das ?
Kannst du abschätzen wie tief er in der Erde liegt ?
Versuch es mal mit einigen neuen Fotos, es ist für die Bestimmung
unerlässlich.
  :winke:    Manfred

Erdmännchen

zu dem großen Stein mit den Schälchen: Ich hab mal was gesehen, dass in diese Schälchen Talg oder sonstige Fette hineingetan wurden und diese dann entzündet wurden (als Orientierungspunkt). Allerdings waren die Steine die ich meine an hohen Punkten, die man weit sehen konnte.
Vielleicht gehts in die Richtung :winke:

werter47

Hi ,
Steinplatten am Gebirgsbach mit "Schälchen" schnuppern aber sehr nach Strudeltopf,Auskolkung und Co.
Gruß Günter

woodl

Servas zusammen!
Die Bilder zeigen große Steinblöcke die ähnliche Schalen aufweisen wie der von Kliaber gezeigte Stein.
Diese von mir gezeigten Blöcke befinden sich in der "Bessa". Es ist ein Gebiet im Piemont am Elvo in der Nähe von  der Stadt Biella. Zur Blütezeit haben hier ca. 3000 Römer Gold abgebaut, welches sich dort über Gletschergeschiebe ablagerte.
Gruß woodl

kliaber

#6
Hallo Manfred,
Die Schlacken sind teilweise dünnwandig (3-5 mm), häufig grau bis rostfarben, selten weinrot oder Mischformen davon. Sie haben einen metallischen Klang und liegen schwer in der Hand.  Einige können aber auch ,,grob" mit ,,Luftblasen" sein. Unter einem anderen entwurzelten Baum befinden sich ebenfalls viele Schlacken in schwarzer Erde, dort habe ich eine Tonscherbe gefunden. Die Tonscherbe ist innen schwarz mit Rostflecken und außen hautfarben.
Bessa ist 250 km Luftlinie von hier entfernt. Es kann also schon eine Verbindung bestanden haben. Die Schalensteine befinden sich auf einem größeren Stein, der tief in der Erde sitzt. Ich schätze, dass etwa 3 x 2 Meter davon an der Oberfläche zu sehen ist. Etwa 500 m von hier entfernt habe ich weitere Schalensteine mit Kanälchen entdeckt (garantiert auch eine Erstentdeckung). Der Ort ist nämlich sehr schwer zugänglich und zwischen Felsen versteckt:

http://www.youtube.com/watch?v=ySLXD_AMjzA
http://www.archaeologie-online.de/forum/beitraege/informationssuche/1732/

Die Bilder, die ich hier dranhänge, sind im Moment das Maximum an Qualität, die im Makrobereich möglich sind. Ich werde den Ort erst im Frühjahr wieder aufsuchen, dann kann ich von den Steinflächen ein paar Makroaufnahmen machen.
Die Mahlsteine sind häufig eher glatt konkav (beidseitig) abgenutzt, meist ca. 50x50x20. Diese Rillen habe ich nur auf 2 von den Mahlsteinen gesehen. Auffallend bei den parallelen Rillen ist, dass sie wie mit einem Lineal gezogen sind, deshalb meine Frage, ob hier bereits ,,maschinell" mit Wasserkraft versucht wurde, Erz im industriellen Maßstab zu zermahlen. Leider sind die Rillen am Foto nicht gut erkennbar. So wie ich sie in Erinnerung habe, waren sie so in einem Abstand von 0,5 bis 1 cm angebracht und maximal 1 bis 2 mm tief.
Was die Sache spannend mach ist, dass die ganze Gegend hier nur so strotzt von der typischen Alpenmythologien von Heiden, Hexen, Blocksbergen, Schlössern und last but not least von sagenhaften Goldschätzen, die die Heiden hier auf der Flucht versteckt haben sollen!
Gruß
Kliaber

Marienbad

Moin kliaber,
danke für die Fotos.
Deine Mahlsteine mit den Rillen sind sehr wahrscheinlich von natürlicher Form.
Von menschenhand hergestellte Rillen würden scharfkantiger aussehen.
Es handelt sich ziemlich sicher um ein mehrschichtiges Gestein das ausgewittert ist
und daher diese Spuren zeigt.
Mahlsteinunterlieger aus dem Neolithikum sind es nicht, da bin ich sicher.
Dort würden die Flächen anders aussehen, auch ein Schleifstein sieht anders aus.
Bestenfalls würde ein " Schleifstein " ähnlich aussehen, aber nur einer, der
sehr abgenudelt wurde. Ich glaube aber nicht daran.
Die Schlacken auf dem letzten Foto sind sicher keine, die Stücke haben irgendwie
etwas von Flint - Feuerstein. Auch die platten Stücke sind sicher keine Schlacke.
Ich bin zwar kein " Metaller ", aber da bin ich trotzdem sehr sicher, dass es keine
Schlacke ist.
Kannst du nicht einige Stücke davon einem Fachmann, Amt oder Museum vorlegen ?

    :winke:   Manfred

kliaber

#8
Hallo Manfred,
Wir haben vor einigen Jahren die Schlacken einem deutschen Geologen und Professor aus München gezeigt. Dieser war der Ansicht, die Steine seinen seinen vulkanischen Ursprungs. Nicht weit von hier entfernt auf einer Hügelkuppe hat mein Vater unter Steinen eine sehr schöne eisenzeitliche Bronzefibel gefunden, die wir dem Demkmalamt gemeldet haben. Daraufhin wurde ein Lokalaugenschein vom Leiter des Denkmalamtes persönlich vorgenommen. Wir haben ihm neben den Fundort der Fibel die Schlacken gezeigt und er hat diese sofort als solche identifiziert ("Plattenschlacken"). Die Mahlsteine hat er ebenfalls als solche erkannt. Es wurden jedoch keine Grabungen/Sondierungen vorgenommen, anzutreffen sind. Es ist bei diesem kurzen Lokalaugenschein der benachbarten Wallburg und des "Schmelzplatzes" geblieben (vor ca.25 Jahren)

Solche Rillen, wie in diesen Porphyrblöchen können sicherlich natürlich entstehen. Jedoch wage ich zu behaupten, dass diese Rillen (Foto rostfarbener Stein) auf keinen Fall natürlich sind, da sie auf keinen der sehr vielen Porphyrsteine, die hier in der Gegend vorkommen zu finden sind! Daneben ist Fakt, wenn dieser rote Phorphyr zerbricht, bekommt man niemals solche gleichmäßige Rillen auf den Bruchflächen. Was noch dafür spricht ist die sehr konstante Krümmung des Steines. Ich werde den besagten Stein im Frühjahr besser fotografisch dokumentieren und hier posten.
Meine Schlussfolgerung ist und ich gebe zu  etwas gewagt, dass es sich bei den Rillen um eine Abnutzung des Mahlsteines handelt, der durch ein wasserkraftbetriebenes System, wie auch immer das ausgesehen haben mag, entstanden ist. Schau dir mal das vergrößerte Bild vom rostfarbenen Stein genauer an. Dort sind natürliche Sprünge zu erkennen, die nicht eintlang dieser Rillen verlaufen. Spricht wohl gegen Schichten im Stein. Und das System war garantiert nicht ein klassischer Mahlstein mit Loch in der Mitte.  :-D
schöne Grüße
Kliaber