Schaber????

Begonnen von Loenne, 17. Dezember 2006, 14:35:44

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Loenne

Trotz Regen bin heute doch noch mal raus auf einen Acker, wo ich noch nie war. Nach 30 min. habe ich den Detektor wieder ins Auto gelegt, da ich jede Menge Abschläge gefunden habe und vor lauter Bücken gar nicht mehr zum "piepen" kam.

Die beiden folgenden Stücke habe ich dabei aufgelesen. Bin mir recht sicher, dass es Werkzeuge sind. Was meint Ihr und in welche Zeit kann man die datieren?

Viele Grüße und einen schönen dritten Advent
Loenne
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
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Loenne

Und hier das zweite Teil:
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Störtebecker

mann Loenne, du wirst noch zum Steinchensammler :heul: :heul: :heul:

Verkaufst du mir deinen neuen XP?  :frech:

Bin ganz Ohr :sondi:

Störti :-D

Der Wikinger

Hallo Loenne !!  :-)

Das obere Stück ist ein wirklich klassisches Beispiel für den nordischen Scheibenschaber !!  :jump: :super:

Sehr schön die Abschlagsmerkmale zu erkennen: http://www.sucherforum.de/index.php?topic=21331.0

Diese Scheibenschaber sind durch fast die ganze Steinzeit benutzt worden, jedoch denke ich von der genauen Formgebung und die Vollkantretuschierung (?), dass er eher ins neolithikum hingehört !!  :super:

Das zweite Stück ist ein Kratzer, der entweder aus einem schon gebrochenen Stück gemacht ist (am wahrscheinligsten), oder er ist später hinten abgebrochen.
Aus einer 1. Abschlag vom Kern gemacht, man könnte "grossklingenähnlich" sagen.

:winke: :winke:

El Grabius

Hallo Loenne,

Klingt nach mehr ! Schöne Stücke, da macht das Bücken doch Spaß :super: bei der geschilderten Menge vielleicht ein Schlag- Rast- oder unbekannter Siedlungsplatz ? (Werden die weiteren Funde verraten) Grad bei oder nach Regen ist mir das Glück auch manchmal hold.

Viele Grüße

rolfpeter

Schöne Stücke!
Würde auch ins Neolithikum datieren
Gruß
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Endlich mal wieder was von diesen edlen Teilen..die sind aber auch außergewöhnlich gut erhalten- Frisch ausgeackert? Oder fast wie neu gemacht.Wo viel gekratzt wurde da wurde länger gelagert  und da liegt auch noch manche Pretiose rum...
ich würd mich sputen...vor der nächsten Feldbearbeitungsmonstrosität.... noch was aus dieser Kulturschicht  abzugreifen

bis hoffentlich bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Loenne

Hallo Jungs,

entschuldigt, dass ich mich erst jetzt melde, aber wir hatten bis eben Besuch.

@Agersoe
Bei dem zweiten Stück handelt es sich definitiv um eine Frostscherbe. Das Teil muss also so gefunden worden sein, um es dann zu bearbeiten.

@all
Es handelt sich um einen relativ sandigen Ackerboden. Wir liegen hier genau auf dem Übergang von der Marsch zur Geest und dieses Feld befindet sich an einer topografisch exponierten Lage (erhöht und ca. 300m vom nächsten Wasserlauf). Laut Landesaufnahme wurden dort im 19. Jahrhundert 2-3 Steinbeile gefunden.

Nach dem der Besuch weg war, konnte ich den Rest von Erde befreien und fand dabei noch einige Stücke, zu denen ich gerne Eure geschätzte Meinung hören würde. :engel:

Gruß
Loenne

Fangen wir an:

Bruchstück einer Klinge????





Abgebrochener Kratzer???





Eine kleine Scherbe. Sehr grob gemagert und sehr weich (läßt sich mit dem Fingernagel "zerbröseln")





Werkzeug oder Schlagabfall???




Geofakt oder doch gewollt????





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wühlmaus

Holla die Waldfee, Loenne!!

da bist Du aber prächtig ins Neolithikum gerauscht!!

Zur Klinge: Ja, ist eine. Zumindest eine abgebrochene Hälfte. Der fotografierte Querschnitt spricht da Bände.

abgegebrochener Kratzer: kann ich so nicht nachvollziehen, auf jedenfall ein Abschlag aus der "zweiten Reihe" mit Rindenresten.

Scherbe: Yep!!, die hat ordentlich Vorgeschichtsflair. Könnte auf jedenfall zeitgleich mit den Steinartefakten sein. Kann aber auch sein, dass sich auf dem Platz noch andere Vorgeschichtler getummelt haben. Gute Siedlungsplätze wurden ja bekanntlich oft mehrfach belegt ...

Werkzeug oder Schlagabfall???: da bin ich selber auf die Experten gespannt ...  Für mich steht es auf jedenfall unter Bohrer- oder Stichel-Verdacht.

Last but not least das Geofakt: Ist gewollt!! Ich hatte gestern ebenfalls einen Kern aus diesem schwarzen Flint vor die Füße bekommen. Bei dem Material schauen die Flächen oftmals glatt, ohne Schlagwellen aus. Von den Bildern her schaut dein Stück wie ein Schaber aus. Ich meine auf dem zweiten Bild, oben und recht eine Retusche zu sehen. Auch hier bin ich auf unsere Experten gespannt ...

anyway...

Mir gings heute und gestern ganz ähnlich. Ich war zweimal auf einem Acker der neben Endneolithikum nur Schrott und Vorderladergeschoße in allen Variationen hervorbringt. Das nervt wirklich beim Suchen! Da mir das von vorneherein bei dem Acker bekannt war hab ich den Detektor erst gar nicht mitgenommen ...
Der Kratzer den Du gefunden hast (das 2. Artefakt aus deinem Posting hier) erinnert mich fatal an ein Stück, dass ich vor kurzem gefunden habe. Ebenfalls eine große Frostscherbe mit penibeler Randretusche. Wie soll man sowas nennen? Schrottverwertung?
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,21521.0.html 015.jpg - 018.jpg
Nochmal gesondert zu der Scherbe: Gottseidank hat sich heutzutage durchgesetzt, dass man solche "Beifunde" mitaufsammelt. Die Stelle, die ich in den letzten Tagen abgesucht habe, wurde vor etwa 25 Jahren publiziert. Basis war das Material von ZWEI Privatsammlern. Was soll ich sagen? Jede Menge Abschläge und Werkzeuge wurden damals gemeldet, aber keine einzige Scherbe.
Ich hab jetzt innerhalb von nur 2 Tagen schon ein gutes Dutzend Keramikfragmente von dem Acker!!!

Ciao
das Wühlmäusle

Silex

Geofakt: Glaub ich auch nicht. Bohrer und Stichel auch nicht. Aber alles Artefakte .
Und wühlmaus: ich hab auch Fundstellen von denen ich nachträglich erfahren habe dass sie vor vielen , vielen  Jahren schon entdeckt wurden und die MA bis Laténezeit brachten.  Heute sammle ich dort Mesolithikum  und Endpaläolithikum- der Rest ist leider in der dünnen Humus-Ackerschicht zermalmt und erodiert.
Und deshalb Danke wühlmaus für Deinen Appell an die Beifunde...wir haben nicht mehr viel Zeit
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Loenne

Moin moin und frohe Weihnachten,  :prost:

war heute noch mal für zwei Stunden auf dem Feld. Ein richtiges Werkzeug konnte ich leider nicht mehr finden, aber dafür jede Menge Abschläge. Da müsste doch noch was gehen (hatte aufs Christkind gehofft  :engel:). Wenn dort im März wieder geplügt wird (Mais), bin ich aber zur Stelle - ganz gewiss.

Hier mal die Abschläge nur von heute:
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Loenne

Dann kam noch diese Scherbe. Weich, sehr grob gemagert, ca. 1 cm Wandstärke. Wenn man den Radius weiterverfolgt, müsste der Durchmesser des ursprünglichen Gefäßes ca. 12-15 cm betragen haben.
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Loenne

Und was ist das??? Hat da jemand mal etwas angefangen und dann aufgehört oder ist die Ackermaschiene zufällig 5-10 mal gegen die selbe Stelle gedonnert? Rundherum sonst keine Beschädigungen.

Gruß
Loenne
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Silex

servus loenne,
die Keramikwandscherbe kann vom Neolithikum bis in die Metallzeiten datieren- fast identische Teile  finden sich auch in meinen Aufsammlungen und nur an den Knubben, Ösen , Verzierungen und Rändern kann die "Provenienz"  - von Fachpersonal-  genauer bestimmt werden....die Tradition ist ansonsten bei Grobkeramik über die Epochen  hinweg  übergreifend.....(wobei mir seltsam vorkommt dass dieses Teil,  in der von Dir erschätzten Urversion, so klein ist- dies würd dann eher für Neolithikum sprechen)
Das UfO unten ist meiner Meinung nach ein Gerät zum Schaben und Kratzen (Retuschieren). Die Tatsache dass sich nach gröberen Abschlagsnegativen noch "verzweigte" kleinere ebenfalls intentionelle zur "Schneide" hin vermehren- lassen sogar eine eindeutige Zeitabfolge des Herstellungsprozesses nachvollziehen.
Warum aber dieses, scheinbar gute, Material  nicht weiter ausgearbeitet wurde...und unten sogar die Rinde belassen wurde?
bei uns wär sowas kaum liegengeblieben...
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Hi Loenne

nochmal zur Keramik:

Zuallerst ist das, was der Edi gesagt hat, prinzipiell richtig und läßt sich sogar noch etwas präziser auf das Frühmittelalter bzw, die Slawenzeit hin erweitern.

Es ist wirklich irre  :irre: !
Während es allein fürs deutsche Neolithikum eine Vielzahl von verschiedenen Kulturen mit ebensovielen Arten der unterschiedlichen Keramikformgebung gibt (Falls Du es noch nicht kennst, schau Dir mal diese Seite an http://www.jungsteinsite.de/ bzw. der Direktlink zur download page der "Göttinger Typentafeln" http://www.jungsteinsite.uni-kiel.de/tt/tt.htm ), bleibt der "Grundstoff", das heißt der einfache Scherben über jahrtausende fast monoton gleichförmig ...

Fast monoton ... denn wie Du sicher selbst schon merkst gibt es schon einige Unterschiede zu bemerken:

Farbnuancen von Schwarz bis Grau und von Lederbraun bis Orange, die uns immer wieder begleiten ...
Unterschiedlichste Arten der Magerung, wobei wir hier zwischen Mineralien und organischen Stoffen trennen müßen ...
Unter Umständen Beimischung von Graphit ...
usw.

Fast allen gemeinsam ist die Weichheit des Scherbens, prinzipiell läßt sich alle handgeformte prähistorische Keramik mit dem Fingernagel ritzen.

Die Gleichförmigkeit der Keramik liegt vorallem an den kaum variierenden Herstellungsverfahren.
Ich hab mir einen Ast abgegoogelt, hab aber kaum anschauliches Material gefunden.
Zum Brand selbst muß unser eigenes Forum herhalten:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,19777.0.html - hier siehst Du recht anschaulich eine der beiden Grundvarianten des vorgeschichtlichen Brandes. Die zweite Variante ist ähnlich - nur wird hier die Grube abgedeckt und das ganze findet mit dementsprechend wenig Sauerstoff statt.
Zur Töpferei selbst nur diese "dünne" Page:
http://www.landschaftsmuseum.de/seiten/Lexikon/Toepfern-Vg.htm

Ich hoffe, das hilft Dir für den Anfang ein bißchen weiter ...

Vielleicht kommt ja noch von Anderen Forumsmitglieder was an Info dabei ...
Bei den Steingeräten haben wir es ja auch hingekriegt, zwei grundsätzliche Pages zum Erkennen und Einordnen von Artefakten zu basteln ...
Wär doch mal eine Idee sowas für den Keramik-Sektor hin zu kriegen.

ciao
das Wühlmäusle