Schaber 1

Begonnen von Wiesenläufer, 04. November 2017, 17:00:58

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Wiesenläufer

Ich habe auch einige Schaber auf der Fläche und habe heute mal zwei ausgesucht.
Der Erste sieht gut gearbeitet aus. Der Schlag für den Abschlag kam wohl zielgenau von oben, denn der Hertzscher Schlagkegel ist schön ausgebildet. Halbrund retuschiert mit ein paar Cortex-Resten. Er liegt gut in der Hand.
Gruß
Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Herlitz



Na der ist ja mal  :super: !
Datiert sicher ins späte Paläolithikum.?
:winke: Sven

Wiesenläufer

Tja, dat iss so ne Sache.  :kopfkratz:
Eigentlich ist es ein Platz des Meso- und Neolithikums.
Gruß
Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

thovalo

#3


Hallo Gabi!  :Danke2:

Es gibt von H. Floss (Hrsg.) das Buch "Steinartefakte vom Altpaläolithikum bis in die Neuzeit". Aktuell ist das eine gute Investition in eine breite Basis von Fachwissen. Ist ja bald Weihnachten!
Das Buch kann ich nur empfehlen.

Dein Fundbeleg ist ein Kratzer. Du hast die Oberflächenfundzusammenhänge angesprochen, daher würde ich ihn am ehesten neolithisch sehen. Kratzer kommen sehr häufig vor und haben selten näher datierende Merkmale. Zu einer näheren zeitlichen Ansprache trägt die Übersicht des Gesamtfundaufkommens bei, die Du ja beigesteuert hast.

Den Begriff Schaber wird bei der begründeten Annahme eines altsteinzeitlichen Fundzusammenhangs verwendet. In der Altsteinzeit gab es auch Kratzer. Die Schaber sind eine eigene Gruppe.


Wenn es nicht das Buch sein soll, dann kannst Du Dich hier wunderbar informieren:

http://www.steinzeitwissen.de/


darin zu Schabern

http://www.steinzeitwissen.de/artefakttypen/schaber


Auch wenn im Norden in der archäologischen Ausdrucksweise der "Kratzer" nicht angekommen zu sein scheint und alles "skrabber" sind, wäre es sinnig den allgemeinen Sprachgebrauch anzuwenden. Dann versteht man auch im Süden, Westen und Osten was Du meinst.


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiesenläufer

Hallo Thomas,
ich gelobe Besserung.  :zwinker:
In Mecklenburg kommt alles hundert Jahre später an.  :dumdidum:
Halbrund oder Rund retuschiert nennen wir "Schaber", alles andere meistens Kratzer. Ist halt nicht so einfach, sich umzustellen.
Ich habe zwar nicht das Buch, schaue aber hin und wieder auf die Internetseite. Danke für den Hinweis.  :Danke2:
LG
Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

thovalo

Zitat von: Wiesenläufer in 05. November 2017, 13:33:17
Hallo Thomas,
ich gelobe Besserung.  :zwinker:
In Mecklenburg kommt alles hundert Jahre später an.  :dumdidum:
Halbrund oder Rund retuschiert nennen wir "Schaber", alles andere meistens Kratzer. Ist halt nicht so einfach, sich umzustellen.
Ich habe zwar nicht das Buch, schaue aber hin und wieder auf die Internetseite. Danke für den Hinweis.  :Danke2:
LG
Gabi



Die Tradition kommt aus der Dänischen Archäologie und wurde im Norden/Nord-Osten übernommen. Da sind es eben die "skrabber".
Das Paläolithikum, dass im restlichen Mitteleuropa "Schaber" führt, ist so hoch im Norden gar nicht angekommen.
Daher handelt es sich um eine "allgemeine" Wortfindungsschräglage.   :zwinker:


lG Thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Moin,

sehr schönes Artefakt :Danke2:

Die Oberflächen wirken teils so windpoliert wie ich sie von menem letzten Suchgang in MV gefunden habe.

Ein typischer Skraber, vielleicht sogar Skiveskraber (?), denn es sicht fast so aus, als wenn er aus einer Kernscheibe gemacht wurde.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Neos

#7
Moin, zusammen,

Zitat von: Wiesenläufer in 05. November 2017, 13:33:17
Halbrund oder Rund retuschiert nennen wir "Schaber", alles andere meistens Kratzer. Ist halt nicht so einfach, sich umzustellen.

Zitat von: thovalo in 05. November 2017, 13:44:12
Die Tradition kommt aus der Dänischen Archäologie und wurde im Norden/Nord-Osten übernommen. Da sind es eben die "skrabber".

es ist absolut richtig, was ihr zwei da schreibt. Der Begriff Schaber wird auch in der schleswig-holsteinischen Archäologie für nicht-paläolithische Artefakte verwendet. Allerdings versucht man dennoch, sich dem Rest der Republik ein wenig anzunähern. Hier ein Auszug eines Artikels der AG Steine zum Thema "Definitionen zum Silexmaterial des Neolithikums in Norddeutschland" (Stand: 15.10.2013):

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Kratzer, Schaber und ähnlich retuschierte Geräte

Ein Unterschied zwischen Kratzer und Schaber wird nicht mehr vorgenommen, wie es Lübke (2000) bereits vorgeschlagen hat. Die verschiedenen Proportionen der Geräte sind schon in der Grundform enthalten und daher ist eine Unterscheidung auf dieser Ebene in z.B. Klingenkratzer und Abschlagschaber nicht notwendig. Außerdem soll so einer Verwechslung mit mittelpaläolithischen Schabern vorgebeugt werden. Als Kratzer können solche Objekte definiert werden, die, wie in der Literatur üblich (Vang Petersen 1993, Haßmann 2000, Lübke 2000
und Hahn 1993), eine konvexe, regelmäßige Retusche haben.

Kratzer können wie folgt weiter untergliedert werden:


  • mit der Grundform Klinge werden sie als Klingenkratzer angesprochen
  • Kratzer mit Proximal- oder Distalretusche sind Endkratzer
  • Seitenkratzer haben eine konvexe Lateralretusche
  • Doppelkratzer sind proximal, distal oder lateral, jedoch an zwei Seiten angrenzend oder gegenüberliegend retuschiert. Es muss sich dabei um zwei klar abzugrenzende Arbeitsflächen handeln
  • Rundkratzer sind demnach vollständig geschlossen retuschiert.
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Mit besten Grüßen

Neos