Schabendes?

Begonnen von fuchs, 12. März 2010, 23:43:18

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fuchs

Hallo, heute gab es auch noch dieses Teil. Sah erst nur nach Schotter aus mit Frostsprüngen oder so. Erst beim Reinigen tauchte eine Retusche auf.  Sie befindet sich an ungewöhnlicher Stelle, entlang eines natürlichen Grates. Ausserdem ist sie großflächig, nimmt aber nur wenig Material ab. Der Winkel der Schneide beträgt ca 60°, daher halte ich Messer für unwahrscheinlich. Schaber wäre eine Alternative, die mir in den Sinn kommt, wäre aber auch kein typischer oder? Wie lange gab es eigentlich Schaber?
Für eine Einschätzung wäre ich sehr dankbar, liebe Grüße, Christian

steinsucher

Hallo Fuchs,

bei diesem Teil bin ich mir ziemlich sicher, dass die Retusche nicht vom Menschen gemacht wurde. Das letzte Bild zeigt deutlich, dass da kein System angewendet wurde. Auch hier wird eine Vergrößerung zeigen, dass ein Unterschied der Oberflächen zu sehen ist.

ZitatWie lange gab es eigentlich Schaber?

Gute Frage. Wenn bei uns geschlachtet wurde, kam ziemlich bald der Zeitpunkt, an dem das schon ruhende Schwein mit kochendem Wasser übergossen wurde und der Schlachter (Metzger) dann mit einem Schaber die Borsten ab rasierte. Der war dann aber auch nicht mehr aus Feuerstein, sondern sah aus wie ein umgekehrter Trichter mit scharfen Rändern.

Meiner Meinung nach ist es schwierig einen Gerätetyp "Schaber" zu definieren, da eigentlich jede Kante diese Aufgabe erfüllt. Es muss auch nicht Feuerstein sein, Knochen reicht auch. Das gleich sollte für den Typ "Kratzer" gültig sein. Vielleicht benötigte die Bearbeitung bestimmter Materialien einen besonders hohen Druck und es wurden deshalb relativ schmale Kratzerkappen benutzt? Das "Schaben" war mehr für den Bereich "Wellness"? Keine Ahnung.

Gruß, Fritz.

chmoellmann

ZitatDas "Schaben" war mehr für den Bereich "Wellness"
Na, da wird sich aber das Schwein dann vor dem Schlachten richtig drauf gefreut haben... :-D

fuchs

Hallo Fritz,
hier noch ein paar zusätzliche Bilder. Ich will ja nicht grundsätzlich jede andere Meinung anzweifeln, aber ich glaube, die neuen Bilder zeigen schon recht deutlich, daß die Retusche artifiziell ist. Wäre da der Pflug reingefahren oder andere Steine oder sonstwas, so wäre die Kante viel unregelmäßiger.
Ein weiteres, leider nicht fotografierbares Indiz für ein Artefakt ist zusätzlich vorhanden. Im Bereich der Handhabe sind alle Grate (bis auf eine neuere Beschädigung) gestumpft worden. Es wurde also mit einem Stein die scharfe Kante gebrochen. Das kann für sich gesehen auch eine natürliche Verrundung sein. Dann wäre aber auch die Schneide verrundet. Im Kontext ergibt sich also meiner Meinung nach eine retuschierte Arbeitskante und eine gestumpfte Handhabe.
Was meinst du? Die Frage geht natürlich nicht nur an Fritz, liebes Forum!
Herzliche Grüße, Christian

queque

Hallo Fuchs,

auf DSC00003 und DSC00004 meint man im oberen Bildteil fast soetwas wie 'parallele' Schlagbahnen zu erkennen? Kernrest?
Gruß
Bastl

chmoellmann

Kernrest wohl nicht, dafür ist die Form zu unpassend. Aber wohl doch ein Zeichen für menschliche Bearbeitung.

fuchs

Das sind die Wallnerlinien des einzigen Abschlags an dem Ding. Hatte mich auf dem Foto auch irritiert. :glotz:

steinsucher

Zitat von: fuchs in 13. März 2010, 09:20:44
Im Kontext ergibt sich also meiner Meinung nach eine retuschierte Arbeitskante und eine gestumpfte Handhabe.

Hallo Forum,

es kommt dann immer wieder zu den "Fakten": Handschmeichler und Retuschen. Dazu mag ich nichts mehr sagen. Es gibt ausreichende Faktoren ein Artefakt zu bestimmen. Die zuletzt genannten Zwei sind es sicher nicht ausschließlich.

Gruß vom Steinsucher.

Kelten111

Habe hier ein Stück das zumindestens mit der Retusche ähnelt :glotz:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,39736.0.html
Funde stammen von einer Jungphaleolithischen Fundstelle. :winke:

fuchs

Hier noch mal ein ähnliches Stück, ebenfalls aus einem Frostsprengling, von einer anderen Fundstelle.