Eine gestielte Pfeilspitze aus Gangelt

Begonnen von steinsucher, 26. September 2009, 23:12:02

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

steinsucher

Hallo Forum,

Gangelt liegt bei Geilenkirchen und noch näher bei Teveren. Man hängt allen den Zusatz "Rheinland" an.

Dies war eigentlich meine erste eindeutige Pfeilspitze. Sie kam aus einem kniehohen Maisfeld mit kiesigem Boden im Bereich des Rodebachs. Das ist der Grenzfluss hier zwischen Deutschland und den Niederlanden. Er war zu der Zeit (1985) auch noch richtig bewacht. Es ist der einzige Fund der Stelle. Im Jahr darauf und bis heute wurde der Acker wieder zur Weide.

Nach ersten Einstufungen bin ich von einer Pfeilspitze aus der frühen Eisenzeit ausgegangen. Nachdem mich RP aber bei der "anderen" gestielten Spitze auf einen Bericht in der "Analecta Praehistorica Leidensia VI" von H.M.E. VAN HAAREN UND P. J. R. MODDERMAN gelenkt hat, bin ich mir da nicht mehr so sicher. Sie datieren diese Art Spitzen (gestielt, Flächenretusche, keine Flügel) in das Mittelneolithikum. Ihre Ausgrabung in Koningsbosch ist maximal 15 km Luftlinie von meinem Fundort entfernt (Bilder siehe Tafel1). Ich bin mir sicher, dass die Spitze, trotz geringer Beschädigungen, keine oder nur eine Andeutung von Flügeln hatte. HAAREN und MODDERMANN bringen diese Art mit der Seine-Oise-Marne Kultur in Verbindung. Auch wenn man dort von beidseitig flächenretuschierten Spitzen ausgeht, toleriert man auch eine nicht komplette Flächenretusche, wie hier auf der Ventralfläche.

Ich gehe jetzt von einer mittelneolithischen Zeitstellung aus - bis ich zurück gepfiffen werde.

Gruß aus Heinsberg/Rheinl.

Fritz.

rolfpeter

Nabend Fritz,

ich kann Dir bei der Datierung nur zustimmen! Das paßt ja morphologisch ganz genau in die von Haaren, Moddermann und Dir beschriebene Zeit. Die typische Form mit der relativ breiten Schäftungszunge würde ich nach Lektüre des Artikels auch in den Kulturkreis SOM, Stein-Gruppe, Vlaardingen und Wartberg einordnen.

Zu bemerken ist allerdings, daß die Niederländer eine andere Phaseneinteilung des Neolithikums als wir benutzen.
Frühneolithikum endet bei denen mit Rössen,
Mittelneolithikum A geht bei Michelsberg los,
Mittelneolithikum B umfaßt in Limburg im Wesentlichen die Stein-Gruppe (3450 bis ca. 2500 v. Chr).
Und dahin ist Dein schöner Fund m. E. einzuordnen.
Das wäre bei uns Spätneolithikum.

Auf meiner Seite findest Du ein Diagramm, welches für unser Gebiet die zeitlichen und kulturellen Abfolgen in etwa abbildet:
http://steinescherben.homepage.t-online.de/thema2c.htm

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

steinsucher

#2
Hallo RP,

danke für die Details. Das zeigt ja nur deutlich, dass heute gezogene Grenzen überhaupt keine Bedeutung haben. Die Spitze lag in einer Entfernung von weniger als 200m von der derzeitigen Grenze entfernt. Sie hätte vor 40 Jahren noch auf der anderen Seite gelegen.

Danke für den Literaturhinweis (Deine Tafel auf einer tollen Seite), so hat sich wohl wieder eine Frage geklärt.

Nach Jülich,

Fritz.