Rückenmesser??

Begonnen von chmoellmann, 28. Dezember 2009, 14:43:59

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chmoellmann

Hallo zusammen und frohes Fest gehabt zu haben!
Das Christkind hat es nicht versäumt, mir etwas im Acker zu verstecken. Vielleicht wars auch der Osterhase und ich bin entsprechend langsam. Aber meiner Einschätzung nach ist es ein Rückenmesserchen.
An der Klingenseite sind feine kleine Schärfungsretuschen erkennbar u d der Rücken ist mit großen Retuschen fingerfreundlich abgedrückt.
Das wäre vom Fundplatz (Michelsberger Erdwerk) bereits das zweite Rückenmesserchen und hätte zur Folge, dass nicht nur die Geschichtschreibung dieses Ortes neu geschrieben werden müsste, sondern auch die Kirchengeschichte, denn dann wäre das Christkind ja schon 9-11 Tausend Jahre vor seiner eigenen Geburt aktiv gewesen...

rolfpeter

Servus,

wenns wirklich MK sein sollte, dann ist es das Ende einer Spitzklinge. Der Bruch und auch die Form ist typisch.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Ein endeiszeitliches Rückenmesser würde ich hierbei nicht annehmen , chmoellmann .
Eher RolfPeter in der neolithischen "Verort-und Zeitlichung" zuneigen.
(Das Fest der Wintersonnwende wird abseits davon schon immer gefeiert worden sein....ob als Imagofantasiefreudenspender ein riesiges weißes  Mammut oder ein fiktives Kindlein drübergestülpt wurde spielt nur eine eher "statistische" Note in der Besetzungsliste).
Das Ding läßt mich gedanklich im Fundus wühlen....und neue, hiesige Ansätze diesbezüglich knüpfen.

Manchmal helfen auch die nicht ganz so spektakulären Findlinge etwas weiter.
(Obwohl das ein schönes Ding ist)
Danke fürs Zeigen!
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

hcjderks

Auf dem zweiten Foto sehe ich Schleifspuren.
Stimmt das? So Ja, dann ist es ach noch ein Beilfragment.


gr Huub

chmoellmann

Nee das stimmt leider nicht. Spiegelt zwar so ähnlich, ist aber definitiv nicht geschliffen.
Sind Michelsberger Spitzklingen eigentlich an einer Seite abgedrückt wie Rückenmesser?

rolfpeter

Zitat von: chmoellmann in 03. Januar 2010, 17:53:47
Sind Michelsberger Spitzklingen eigentlich an einer Seite abgedrückt wie Rückenmesser?

Nö, abgedrückt sind die nicht.
Bei den Spitzklingen laufen die Kanten des Gerätes am Ende der Grundform in spitzem Winkel aufeinander zu. Die Retuschen sind immer von ventral nach dorsal geschlagen, das unterscheidet sie von den Bohrern, mit denen sie funktional verwandt sein dürften, (frei nach B. Höhn, Koslar 10, in RA43 S.434). Die Retuschen stehen meist mindestens an einer Lateralkante sehr steil. Durch Gebrauch sind diese Retuschen oft außerordentlich verwurschtelt. Bei MK-Geräten, so auch bei den Kratzern stehen die Retuschen häufig stein, teilweise bis zu 90 Grad. (frei nach RP)
Spitzklingen sind nach meiner Erfahrung eigentlich in jedem MK-Inventar vorhanden.
Beispiele siehe hier: http://steine-scherben.de/thema5j.htm

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

chmoellmann

Was mich wanken lässt ist die Form dieses Geräts. MK-Spitzklingen - auch die von RP gezeigten - sind meist gleichmäßig geformt und auf beiden Seiten mit (Klingen)retuschen versehen. Hier liegt ein asymetrischer Querschnitt zugrunde und es sind zwar eide Seiten retuschiert, aber mir erscheint nur eine zum Gebrauch, die andere eben als "Rücken", als Fingerschutz oder zum Schäften.