Pfeilspitze usw.

Begonnen von rolfpeter, 01. April 2010, 18:22:52

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rolfpeter

Servus,

man kennt die Stories ja von alten Ausgräbern: da hammer 14 Wochen gegraben und am allerletzten Tag, die Planierraupe schiebt gerade die Löcher zu, finden wir den Neandertalerschädel.... :zwinker:

So ähnlich gings mir heute auch. Bin 2 1/2 Stunden im Hagelsturm über meinen spätneolithischen Acker gezittert und habe kaum was gefunden. Auf dem Weg zum Auto, keine 50 m von der Karre entfernt, seh ich eine schöne Pfeilspitze. Bumm! Und das, obwohl ich das Feld im 3m Raster abgegeangen bin!

Es handelt sich um eine sehr schöne schlanke und symmetrische jung- bis spätneolithische Spitze. Das Proximalende der Grundform liegt am Terminalende der Pfeilspitze. Ist häufig zu beobachten, dann ist das Mörderende stabil und das Schäftungsende schön dünn. Gar nicht so doof, die Jungs.
Das Stück ist, bis auf den üblichen Spitzenbruch, unbeschädigt.

Ich habe das gute Stück direkt mal auf den Turntable meiner Peepshow gesetzt:
http://steine-scherben.de/images/3D/3343/3343.html

Zusatzlich auch noch die Eklogit-Beilschneide, die ich kürzlich hier vorgestellt habe:
http://steine-scherben.de/images/3D/1579/1579.html

Ich habe vergessen die Einzelbilder vernünftig zu komprimieren, deswegen sind die Files und analog hierzu die Ladezeiten etwas üppig ausgefallen, sorry!

Tja, was gabs sonst noch?

3344: Schneidenbruchstück einer Beilklingen-Vorarbeit aus Lousberg-Flint

Einige Lousberg-Abschläge, die erspare ich euch aber.

Ich wünsche allen ein schönes Osterfest und gute Funde!

RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

steinadler

ich glaube an gott , aber keine bestimmte religion !

schaut mal rein : http://yggdrasil-online.de/cms/

Moonk

Ja, so eine Spitze würde ich auch gerne finden. :heul:
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

#3
Lieber rolfpeter!  :winke:

Die Pfeilspitze ist ein wunderschöner Beleg, nicht nur für Deine museale Präsenzsammlung, sondern für Alle die hier Einsicht haben!

Die Fundeffekte der "ersten" und "letzten" Schritte vom Acker sind wirklich ein Phänomen!  :-)  :-)

Deine Beobachtung der sekundären Bearbeitung der zweifelsfreien Prunkbeilklingenschneide ist von besonderer Bedeutung und ich denke wir könnten uns mal ernsthafte Gedanken zu einer Veröffentlichung unserer beiden Belegstücke für diese ungewöhnliche Praxis machen!

Bei der Bestimmung des Gesteins wäre ich eher zurückhaltend, denn die geniale  :jump: Animation ermöglicht es Partien zu erkennen die ggf. auf ein Zwischenstadium der Gesteinbildung zum Jadeitit hin deuten. Es gibt die selten genannte und wenig bekannte Varietät "Omphacit" die in der Gesteinbildung zwischen den beiden Komponenten steht. Du solltest umgehend Lutz Klassen und Piérre Pétrequin auf die Animation aufmerksam machen. Ich denke die beiden können dann schon aus der Ansicht Deiner Darstellung bereits eine sehr gut zutreffende Bestimmung abgeben!

Ich hänge Dir noch weitere Bilder der sekundär überarbeiteten Prunkbeilklingenschneide aus Jadeitit aus Duisburg an, weil es bislang in Deutschland nur diese beiden Stücke mit sekundären Bearbeitungsspuren gibt.

Am Fragment aus Duisburg wurde die Bruchkante "entschärft" (s. Verrundung des Bruchkantenverlaufs auf Bild 1). Der Umriß einer Beilklinge war an dem Fragment nach der Drehung um 190° bereits  vorgegeben, sodaß an diesem Fundbeleg nur noch eine neue Schneidenpartie angeschliffen werden musste. (Bilder lV und V die durch Gegenschliff auf der Bruchseite neu angelegte Schneidenpartie im Profil) Die sekundär geschliffene Schneidenpartie ist dann rezent durch den Pflug angeschlagen und abgedrückt worden. Der konkrete Schlag ist durch einen dicken Rostpunkt deutlich hervorgehoben!

Dem zufolge gab es im Rheinland möglicherweise eine bislang unbekannte Tradition, die besondere Wertschätzung und Symbolik von Prunkbeilklingen auch auf Fragmente zerbrochener Prunkbeilklingen zu übertragen. Das Schleifen der alpinen Mineralgesteine war um ein Vielfaches aufwendiger und schwierieger als die Überformung von Beilklingenrohlingen aus Fels- oder Feuerstein. Eine praktische Verwendung der Miniaturen ist kaum anzunehmen.

Von Deinen Animationen bin ich vollkommen begeistert!   :year:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Bin selbst von mir begeistert  :irre: :narr: :prost:

Wenn ich das vom Jürgen richtig verstanden habe, treffen wir uns ja evtl. am 15.4. im Römisch Germanischen Museum. Dann können wir uns dort näher austauschen, nachher, bei 'nem Kölsch oder so.

Dann will ich bei der Gelegenheit gleich mal über den Termin informieren.

Zur Zeit wird im Römisch Germanischen Museum zu Köln die große Landesausstellung "Fundgeschichten - Archäologie in Nordrhein Westfalen" gezeigt. Diese Sonderausstellung findet nur alle fünf Jahre statt. Im Rahmen der Ausstellung gibt es dann regelmäßige "Spezialführungen" zu abgegrenzten Themen, die "Fundgeschichten aus 1. Hand". Am 15.4. um 18:30 unterhält sich dann und dort Jürgen Weiner über "Statussymbole der Steinzeit? Alpine Grünstein-Beilklingen aus Nordrhein-Westfalen ".

Wer sich für Steine interessiert - hereinspaziert, hereinspaziert...! Und wenn jemand noch 'ne Prunkbeilklinge hat---bitte mitbringen zum Zeigen!

Nähere Informationen:
Fundgeschichten aus 1. Hand

Bis denne
HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

Wenn mir beruflich nichts quer kommt bin ich wohl auch da!

LG und      


SEI stolz auf Dich (natürlich nur in aller Bescheidenheit!)  :d1: :huepf2:

:zwinker:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#6
Hallo rolfpeter!

hier noch ein Link zu einer Publikation die unter anderem auch die jünger bis später datierenden neolithischen Projektilformen des Belgischen Maasgebietes in einer hervorragenden Übersicht mit dokumentiert:

http://biblio.ugent.be/input/download?func=downloadFile&fileOId=783473&recordOId=783458.

 :-)  

Auf das Anklicken erfolgt gleich der download!


So "abgelegen" angelegte INFOS sind häufiger wertvoll und informativ!

LG  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Danke für den guten Link, den kannte ich noch nicht!

Kommt gut mit dem Pfeilspitzen....besonders mit den michelsbergzeitlichen  :-D

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert