rolfpeter: taubenblauer Silex

Begonnen von thovalo, 06. April 2010, 23:19:56

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thovalo

Mal an Dich die Frage:  

sind das nicht Beilklingen aus "taubenblauem" Silex, den wir auch hier im Gebrauch für Beilklingen kennen und dessen Herkunft immer noch schleierhaft ist?

http://hachepolie.blog4ever.com/blog/photos-cat-95039-1948307110-france__origines_diverses.html

Beilklingen Bilder 1,5,6 ?
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

#1
Servus,

das könnte schon hinkommen. Die Gegend westlich oder südwestlich vom Rheinland ist ja als Ursprung mehr als wahrscheinlich!

Zur Erläuterung des Threads:

Es geht hier um die Bestimmung eines Feuersteins, der, wenn auch nicht häufig, so doch regelmäßig auf Fundstellen des Rheinlandes vorkommt.

Das Material ist von gleichmäßig grauer bis taubenblauer Färbung, in der Struktur kompakt und homogen, steinzeugartig, Einschlüsse oder Schlieren sind so gut wie überhaupt nicht vorhanden. Die Rinde ist cremefarbig, relativ glatt, dünn, scharf abgesetzt.

Auf den Plätzen, an denen ich Beilbruchstücke aus diesem Feuerstein gefunden habe, sind sie vergesellschaftet mit Beilen aus Lousberg-, Simpelveld- und Valkenburg-Flint. Beile  aus Rijckholt-Feuerstein kommen dort auch vor, aber nicht in einer überproportionalen Menge, wie das an vielen anderen Fundstellen des Rheinlands üblich ist. Auch finden sich auf besagten Stellen relativ viele Beilklingen aus Tonschiefer, das läßt eine Verbindung an die Mittelmosel (Luxemburg, Thionville, Lothringen) erahnen.
Die Beilklingen aus taubenblauem Silex, die ich bis jetzt gefunden habe, sind grundsätzlich spitznackig und haben einen spitzovalen Querschnitt, sie sind nie lateral facettiert. Die Form ist sehr symmetrisch zur Mittelachse, sowohl in der Aufsicht und Seitenansicht, als auch in der Stellung des Schneidenbogens.
Die Halbfabrikate waren offensichtlich sehr sorgfältig präpariert. Im Medialteil und am Nacken der Beile sind die Negative der Zurichtung noch flächendeckend erkennbar. Sie wurden nur leicht überschliffen, es gibt keine "Steckenbleiber" oder ähnliche Schlagunfälle.

Ich besitze leider keine vollständig erhaltene Klinge, habe auf dem Foto aber 2 Bruchstücke von verschiedenen Fundstellen so zusammengelegt, daß man ahnen kann, wie eine komplette Klinge aussieht.

Tja, kennt jemand das Material?
Wer einen sachdienlichen Hinweis liefert, wird mit der Erhöhung des Beitragszählers um einen Punkt belohnt - versprochen!  :super:

HG
RP

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

Lieber rolfpeter,

auch hier ist die Zusammensetzung des Ausgangsmterial der vergesellschaftete Beilklingen wie von Dir beschrieben: Lousberg, Valkenburg, (Simpelfeld nicht sicher), einige in ihrer Herkunft nicht näher bekannte aber zumeist hoch qualitätsvolle Silexvarietäten. Rijkholt ist auch klar verteten, jedoch gleichfalls nicht dominant! Nur wenige Beilklingenbelege aus Tonschiefer, aber immerhin auch vorhanden.

Eine sehr bunte Mischung!

Sonstige Mitfunde: deutlich höherer Anteil von Abschlägen und Abschlaggeräten gegenüber Klingen und Klingengerätschaften. Unter den Belegen von Klingengerätschaften ein deutlich hoher Anteil von Spitzklingen. Unter den Pfeilspitzen gibt es keine dominant vertretene Formen.

Bin mal gespannt ob auch andere Orte ähnliches "taubenblaues" Silexmaterial liefern!

LG   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#3
 :-)

Tja, wir Beide scheinen mit dem "taubenblauen Feuerstein" recht allein auf "weiter Flur" zu sein!?  :engel:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

fuchs

Nein!
Ich habe auch so ein Beil(Bruchstück). Allerdings ist das Foto noch aus meinen blutigsten Anfängen. Ein besseres Foto ist momentan nicht möglich, da die Funde beim Amt sind. Was man auf dem Foto nicht sehen kann, ist ein Seelilienstengel, ca 1 cm Durchmesser. Um diesen Einschluß herum ist der Flint etwas dunkler (fließender Übergang). Der erhaltene Teil ist fast vollständig überschliffen, der Nacken ist facettiert. Möglicherweise sind nach dem Bruch Abschlagversuche unternommen worden. Diese sind jedoch erfolglos geblieben (Steckenbleiber mit unregelmäßigem Verlauf). Dies könnte evtl darauf hinweisen, daß dieses Material nicht für alle Zielprodukte gleich gut geeignet ist.
Ich hoffe, ich habe nicht nur Quatsch geschrieben, ich kenn mich noch nicht so gut aus.
Kann einer von euch etwas zum Typ des Beiles sagen? Danke, Christian