Rohlinge für neolithische Beile

Begonnen von Steinkopf, 26. August 2017, 09:22:53

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Steinkopf

Hallo,

bei Wanderungen an Strandwällen im  Norden von Jütland, wo Flint nahe der Oberfläche
ansteht, fand ich diese länglichen Stücke, die als verworfene oder verunglückte Beilplanken
anzusehen sind.

Eine Reihe von Abschlägen bilden zwei oder mehr gerade Kanten für die weitere Bearbeitung.
Ein rechteckiges bis trapezoides Profil bildet die erste Bearbeitungsstufe.

Feuerstein ist ein tückischer Rohstoff, der oft Klüfte, feine Risse und manchmal
fossile Einschlüsse in sich trägt. Ob er für ein großformatiges Werkzeug taugt,
stellt sich oft erst im Laufe der Bearbeitung heraus.

Wenn diese Vorarbeiten lange vom Wellengang gerollt werden, schleifen die
erhabenen Grate ab und die Spuren intentioneller Formgebung sind kaum
noch zu erkennen.

LG

Jan

dappeler

ISt das wirklich so oder sind diese Rohlinge nicht zu klein??
Eins bist du dem Leben schuldig, kämpfe oder trags mit Ruh -
Bist du Amboss, sei geduldig, bist du  Hammer schlage zu!

Danske

Moin Jan,

interessante Fundstücke.

Kannst du dich definitiv auf Beilplanken festlegen? Die Frage von dappeler ist berechtigt, wenn ich den Größenvergleich mit dem Flaschenöffner heranziehe.

Leider hast du keine Seiten- und Querschnittansichten beigefügt. Wie sieht es mit Kernbeilen aus, scheiden die aus?

LG
Holger

Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

StoneMan

Moin,

schöne Stücke Jan  :Danke2:

An dem, was Jan schreibt, habe ich keine Zweifel.

Beile gibt es groß und klein, demgemäß sind auch die Vorarbeiten (Planken) mal klein, mal groß.

Planken waren ja auch, "Handelsware", da hat man soviel wie möglich an Gewicht entfernt.

Hier ein Link zu ein paar Planken aus dem Museum auf Fehmarn.
Die helle, in der Mitte der oberen Reihe ist vermutlich kleiner, als die von Jan. >Klick<

Ich selber habe auch eine solche ´grobe´ Planke von nur  12 cm.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Steinkopf

Danke Euch fürs genaue Hinschauen!

Es ist Produktionsabfall, also verworfen oder auf dem Weg zur Planke verunglückt.
Deshalb kommt es so wenig überzeugend daher. Vielleicht sind auch später Teile abgebrochen.

Was zählt sind die erkennbar intentionell gearbeiteten Kanten für ein
rechteckiges, rhombisches oder trapezförmiges Profil (4-seitiges Beil)
Von solchen Kanten hätte dann die weitere, feinere Bearbeitung stattfinden können.
Der Flintschmied hat diese Stücke dann aber verworfen.
Manchmal kann man eine Materialstörung als möglichen Grund erkennen.


Das Fundgebiet, wo ich solche Stücke gelegentlich fand liegt am Limfjord im Norden Jütlands.
Thistedt, wo eine prähistorische Flintmine (Hou) ausgegraben wurde im Westen
Leider gibt es dort nichts mehr zu sehen.
und und im Osten Aalborg, mit Kreideabbau (für Portland-Zement).
Flint steht nahe der Oberfläche an. Aber nicht jeder Brocken ist qualitativ geeignet
für ein großformatiges Werkstück.

Die Stücke wurden der regional zuständigen Archäologin sowie einem
versierten Flintschläger vorgestellt, die diese Sicht der Dinge teilen.

Es ist nicht unplausibel, dass Flintschläger bei der Rohstoffbeschaffung
zur Gewichtsreduktion mehrere 'Planken' vorbereiteten und dann nur die
besten Stücke mitnahm.

Kernbeile sind in der Regel aus kleineren, flachen Stücken gearbeitet.
Sie haben nur zwei Kanten, für die Abschläge - sowohl die mit rhombischem
als auch die mit symmetrischem Querschnitt.

LG

Jan




RockandRole

Servus Jan,

schön dass du gerade einen Lauf zu haben scheinst. Ich wünsche dir noch viel Puste. Bei der Bestimmung wäre ich ganz bei dir.

Liebe Grüße Dnaiel
gefährliches Drittelwissen

Danske

Zitat von: Steinkopf in 26. August 2017, 20:29:28
Danke Euch fürs genaue Hinschauen!

Was zählt sind die erkennbar intentionell gearbeiteten Kanten für ein
rechteckiges, rhombisches oder trapezförmiges Profil (4-seitiges Beil)

Kernbeile sind in der Regel aus kleineren, flachen Stücken gearbeitet.
Sie haben nur zwei Kanten, für die Abschläge - sowohl die mit rhombischem
als auch die mit symmetrischem Querschnitt.

LG

Jan





Ihr habt mich überzeugt. :-)

Auf dem Bild war der 4-seitige Querschnitt nicht zu erkennen. Nach den Breitseiten auf dem Bild zu urteilen wären m.E. Kernbeile möglich gewesen.

http://www.steinzeitwissen.de/beile-axte-und-andere-holzbearbeitungswerkzeuge/beile-und-axte-der-mittelsteinzeit

Wie stark sind denn die Blanken, Jan?

Ich hab hier ein Fundstück vom letzten Urlaub auf Fyn, das ich u.U. als Kernbeil ansprechen würde. Es ist 77 mm lang und max. 32 mm dick. Ich stelle das demnächst mal im Forum ein.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.