Neuer Fundplatz

Begonnen von rolfpeter, 15. Mai 2010, 18:38:24

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

rolfpeter

Servus,

eigentlich will ich ja mein Suchgebiet nicht mehr erweitern. Aber "meine" Flächen sind alle bestellt, es hat geregnet und da will ich nicht über die Rübenfelder laufen, gibt nur Ärger und es gehört sich auch nicht!
Aber jenseits meiner selbst auferlegten Grenzstraße hab ich doch tatsächlich noch ein freies Feld gefunden. Gehört einem Bauern, der "Massengemüse" macht: Kartoffeln, Rote Beete, Mohrrüben, Zwiebeln...alles in großem Rahmen. Der Gute fährt auch oft mit der Mörderegge übers Feld - ist nicht gut für die Steine und auch nicht gut für die Römersachen, die auf der dortigen Villa Rustika zerschreddert werden.

Naja, auf jeden Fall hab ich 'ne neue Fundstelle. Das Material ist MK, Jungneolithikum2, frühes Spätneolithikum....kannst Dir das passende raussuchen, lieber Thomas  :zwinker:
Ich begehe eine andere Stelle, die liegt Luftlinie etwa 7km entfernt, dort sind die Befunde ähnlich, fast identisch: Material fast nur Rijkholt-Flint, große Klingen und große Abschlagkratzer mit kreisbogenförmiger Kappe, steil retuschiert, Flintbeile mit spitzovalem Querschnitt, unverzierte Keramik, wenig bis keine Zurichtungsabschläge.

Auf dem ersten Bild hat's vier Beilbruchstücke, alles Rijckholt.

Das 2. Bild zeigt zwei Kratzer.
Der Linke ist eine Besonderheit. Er besteht aus Valkenburg-Feuerstein, sowas habe ich bis dato noch nie gefunden. Das Teil rechts war auch mal ein Abschlagkratzer. Die Kappe ist wahrscheinlich von der Kreiselegge abgetrennt worden. Diese rindenbedeckten Kratzer sind auch auf der 7 km entfernten Stelle eine Spezialität. Ich vermute, man hat aus der obersten Schicht der Rohknollen Kratzer hergestellt und die Klingen dann vom Innersten geschlagen.
Hier bei uns sind älterneolithische Klingen im Gegensatz zu den jungneolithischen immer kleiner, schmaler, dünner, kürzer. Und man finden auf den älteren Stellen auch häufig Klingen mit einer rindenbedeckten Dorsalfläche, also Klingen, die von der äußeren Abbaufläche stammen. Auf den hiesigen JN-Plätzen ist das anders. Ich habe dort keine einzige Klinge mit Rinde gefunden. Da es auch so gut wie keine Präparationsabschläge gibt, nehme ich an, daß die Klingen, Kratzer und Beilrohlinge als Halbzeuge importiert wurden.

Das dritte Bild zeigt 2 mediale Klingenbruchstücke, ein seltsames kratzerähnliches Gerät und eine unverzierte Scherbe, mit wenig Quarz gemagert.

Das war's

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

chmoellmann

Das ist doch mal eine nette Ausbeute! Und gut, dass Du den Rübenacker nicht zum Rüpelacker machst. Bauern sind ja ohnehin nicht immer einfach.
Ja, und jetzt beginnt die Zeit, wo jede freie Stelle, egal wo, schon alleine aus Gründen von Entzugserscheinungen besucht wird. Mache ich auch schon. "Meine" Felder sind auch alle grün.

rolfpeter

Zitat von: chmoellmann in 15. Mai 2010, 18:44:44
Und gut, dass Du den Rübenacker nicht zum Rüpelacker machst. Bauern sind ja ohnehin nicht immer einfach.

Ich hätte es ehrlichgesagt auch nicht gern, wenn irgendwelche Spinner über meinen Acker trampeln!
Ich habe eigentlich zu allen Landwirten ein gutes Verhältnis. Ich erkläre denen, was ich mache und auch wie ich laufe. Auf einem bestellten Rübenacker laufe ich nur zwischen den Reihen, genau in der Spur der Sähmaschine oder der Giftspritze. Und das erkläre ich dann den Bauern: ich laufe nur dort, weil der Boden da ja schon verdichtet ist, ich laufe niemals quer, wenn's zu naß ist, bleibe ich sowieso vom Acker. Dann zeige ich noch mein GPS und mein Notizbuch mit den geheimnisvollen Eintragungen...Und schon ist alles Paletti. Meistens sagen die Eigentümer dann.. :idee:.prima, daß sich jemand drum kümmert...sind ja auch Heimathirsche, die Jungs!

:smoke: Klappern gehört zum Handwerk
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

chmoellmann

Hast ja offensichtlich Glück mit den Vertretern der treckerfahrenden Zunft. Habe hier zwar auch überwiegend sehr gute Erfahrungen, kenne aber auch einen Bauern, den ich lieber nur von Ferne sehe. Da hier vorwiegend sehr verstreuter Besitz vorhanden ist, gelingt es mir auch immer, angesichts der übersichtlichen Höhenlage schnell die Felder zu wechseln, wenn ich betreffenden Trecker spüre oder sehe.

thovalo

#4
Mann hast Du´s gut!  :winke:

Den Funden sieht man die Kopfnüsse durch die Kreiselegge deutlich an.

Eines der Beilfragmente (oben Mitte) hat ja einen bemerkenswert deutlichen Kortexrest und könnte der Kratzer aus Valkenburg am Gegenende spitz zugelaufen sein? Dort wirkt er gebrochen!?

Die moderne Fragmentierung der Funde ist schon traurig deutlich fortgeschritten!



Perfekt:
MK, Spätneolithikum 2 und frühes Spätneolithikum in vollkommener Einheit   :zwinker:



PS: ich habe mich Heute gegensätzlich orientiert und einen Fundplatz unmittelbar "vor der Haustüre" begangen. Nach 13 Jahren zum ersten mal wieder. Ein einziges Artefakt, aber für mich mit erheblichen Maulsperreneffekt: ein fast handtellergroßer Abschlag aus Lousbergsilex. Wohl kaum eine filetierte Beilklinge, sondern ein originärer Abschlag ohne Kortex. Als Schneidwerkzeug verwendet.

Zum Glück hab ich direkt auf dem Lousberg variierende Belegstücke für Lousbergsilex gesammelt und nicht verschenkt! Darunter ist ein so dickes Stück, dass auch davon ein vergleichbar großer Abschlag hätte angefertigt werden können! Da ich heute Abend noch eingeladen bin, stelle ich diesen ungewöhnlichen Neufund Morgen ein.

Der Fundort ist: Ratingen-Lintorf (Kreis Mettmann), also fern vom Lousberg und jeder "Regel"   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Moonk

Hallo RP, wie erkennst du das es sich um Beilbruchstücke handelt, sind sie geschliffen, oder an der Form.
Ich frage deshalb da ich bis jetzt noch kein Beil, Beilbruchstücke oder ähnliches gefunden habe. Ich laufe immer die Äcker um ein zerstörtes Megalithgrab ab, (einige größere Steine vom Grab liegen noch da)  und Menschen die ein Megalithgrab erbauen konnten hatten sicher auch Beile und Äxte.
Da ich bis jetzt kein Stück von irgendeinen Beil od. Ähnlichem gefunden habe, glaube ich die Stücke liegen sicher herum, aber ich bin zu blöd sie zu erkennen, oder es ist bei der Masse an Steinen, die ich schon zu Hause habe das ein oder andere Stück dabei und durch meine Blindheit übersehe ich sie. :heul:
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

rolfpeter

Zitat von: Moonk in 15. Mai 2010, 21:30:29
Hallo RP, wie erkennst du das es sich um Beilbruchstücke handelt, sind sie geschliffen, oder an der Form.

Bei den hier vorgestellten Stücken am Schliff. Bei Flintbeilen eigentlich immer am Schliff. Bei Felsgesteinbeilen auch am Schliff. Also am Schliff.  :-D

Zitat von: thovalo in 15. Mai 2010, 20:09:13
könnte der Kratzer aus Valkenburg am Gegenende spitz zugelaufen sein? Dort wirkt er gebrochen!?

Nee, die schräge Kante unten links ist der Schlagflächenrest.
Hatte nur keine Zeit, noch weitere Fotos zu machen.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Moonk

Danke RP, ich werde jetzt mal ein Stück selber abschleifen, damit ich erkenne was ist durch eiszeitliches Geschiebe geschliffen und was durch den Menschen.
HG Moonk :smoke: 
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk