Beilfragment

Begonnen von Silex, 06. Januar 2008, 21:39:53

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Silex

es musste schon ein Totalabschub sein, vor längerer Zeit, den ich unbedingt verhindern wollte um dieses Winzteil  aus einer Raupenspur aufzulesen.
Es war zwar um etliches größer- dies konnte ich an den zerriebenen Resten die danebenlagen erahnen- ehedem-     aber der erste  neolithische Nachweis im weitem Umkreis um mein Heimatdorf überhaupt.
Es muss direkt neben oder im Bächlein gelegen haben - lange Zeit- bevor man den Bach verrohrte der hier für vieltausendjährige Besiedlung eine Hauptlebensgrundlage garantierte.
Der Mitarbeiter des LfD (das ich informiert hatte) konnte nach dem vorherigen widerrechtlichen Abziehen des Geländes keine "Befunde" erkennen und zog  wie so oft wieder ab. Archäologische Befundsituationen sind bei unseren Böden  eben wirklich  kaum zu eruieren. Kleine Taleinschnitte mit geneigten Besiedlungsflächen, durchzogen von vielen  unterirdischen Sickerzuläufen, verunklären nahezu jeden Abschub. Da helfen auch keine prallgefüllten herzeigbaren Vorgeschichtsscherben.
Durch zufälliges Rumpopeln fand ich noch mehrere Gruben die ich mit dem Kreisheimatpfleger (nach ausdrücklicher Genehmigung seitens des LfD) äusserst laienhaft und unter Zeitdruck aushob.
Kurz vor dem Einbringen der Kiesschicht lag dieses Teil noch da.
Einsatzbeilchen? Graues Felsgestein, Endneolithikum
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

hier noch die anderen Ansichten
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

...die Zeichnung des LfD (äußerst sparsam)...und ein Versuch von mir es dem zukünftigen Museumsbesucher ein wenig näher zu bringen.
Wissenschaftlich vermutlich inkorrekt...aber  so ähnlich könnte es vielleicht ausgesehen haben....
ein Laie könnte dadurch eventuell ein bißchen erahnen dass dieses unansehnliche Steinchen  ein einzigartiges Arbeitsgerät war...weil es das Einzige hier ist... leider

Frohes Schaffen und Wirken, Suchen und Ergründen
wünscht Euch
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

#3
ach! Diese Seitenansicht hab ich noch vergessen (ferweggsld)
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Grenzton

Wieder mal Toll, Silex.

Also in meiner nahen Umgebung lohnt die Suche nun wirklich nicht.
Mehr davon...

Gruß,  Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

rolfpeter

Servus Freunde,
das arme Kerlchen hat ja arg gelitten  :heul:
Bei euch gibt es doch die alten Braunkohlegruben, ist denn dort im Vorfeld der Tagebaue nichts archäologisch erfaßt, ergraben worden oder hat man sich das seitens Betreiber und Behörde erspart? Hier bei uns gibt es eine Stiftung, die mit ordentlich Kohle aus dem Säckel der Kohle- und Schlotbarone wenigstens das nötigste rettet.
Bist Du sicher, daß die Beilklinge quer geschäftet war? Je später das Neolithikum, um so paralllllleler sind die Beile geschäftet, mein ich zumindest als Fernling aus dem Land zwischen Maas und Rhein.
Herzliche Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

CptAhab

rp hat Recht.
Schaut eher nach paralleler Schäftung aus. Nur dann nennt man´s Axt egal wo, nicht?!
The world is full of crashing bores. - Mozer

rolfpeter

Neee,
Axt ist mit Bohrung, Beil ist ohne Bohrung, quergeschäftetes Beil ist Dechsel. Zumindest gilt das im deutschen Sprachraum.
HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

CptAhab

Eben, Dechsel ist nicht paralell sonder die Scneide ist quer zum Stiel.
The world is full of crashing bores. - Mozer

Silex

Ja Jungs, hatte auch schon ein schlechtes Gewissen dabei...schaut ja aus wie beim Zimmermann oder Einbaumaushöhler.
Geht das in Ordnung wenn ich das Beil einfach um 90 Gräder  in der Längsachse drehe und  dann in gleicher Weise in denselben Holm einsetze?
Wenn es so geschäftet gewesen wäre wie ichs gezeichnet habe dann müsste die Schneide asymmetrisch  zur Längsachse verzogen sein.
Sonst hätten die Leute hier die Bäume  an den Stamm geklammert , kopfüber nach unten hängend abgesplittert...mit beträchtlichem Eigenrisiko.
Oder es wären übermannshohe Baumstrünke stehengeblieben...... vielleicht auch ein Grund warum hier sich das Beil nicht so durchgesetzt hat....und die Bevölkerungsdichte stieg durch die hohe Unfallgefahr  erst nach dem Drehen des Felsgesteins....signifikant aber erst nach dem 2. Weltkrieg.

Ja genau RP...hier war Mondlandschaft wie im "Rheinischen" ich wuchs auf in Kohlenstaub und Dreck - direkt am Rande des größten bayerischen Braunkohletagebaugebietes. mein erstes Geld verdiente ich mir als Schüler bei den Rekultivierungsmaßnahmen- 4 Mark in der Stunde- beim Pflanzen der Bäume.
Manchmal schau ich mir meine Pflanzungen an

Das ursprüngliche Wackersdorf wurde in den 50 er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sang und klanglos abgerissen ohne auch nur einen Gedanken an Archäologie zu verschwenden. Wie Heute!
An den  ehemaligen Grubenrändern begann ich zu sammeln ...heute gibt es hier große , sehr tiefe Seen mit zahlreichen befremdlichen Freizeitmöglichkeiten.
"Bavarian Moving Ground"  , "Wake-Boarding", Europas größte Go-Cart Bahn.... und allerlei andere Peinlichkeiten.....
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

CptAhab

Ich schrieb: "Nur dann nennt man´s Axt egal wo, nicht?!"
˙˙˙ʇɥǝɹpǝƃ ƃıuǝʍ uıǝ lɥoʍ uɹıɥ uıǝɯ ɥɔıs ʇɐɥ ˙ɯɐʞ ɟnɐɹɐp ɥɔı ǝıʍ pun ʇɐɥ uǝʇʇıɹǝƃ slɐɯɐp ɥɔıɯ sɐʍ 'ɹɥǝɯ ƃunuɥɐ ǝuıǝʞ
Danke für die Richtigstellung.
The world is full of crashing bores. - Mozer

rolfpeter

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert