Retuschierte Großklinge aus Rijkholtfeuerstein und ein Klopfstein aus Quarzit

Begonnen von thovalo, 08. Oktober 2010, 21:12:22

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

thovalo

 :-)

Hallo Forum!

Heute hatte ich im bereits weiter aufgehenden Bewuchs einer Feldflur am rechten Niederrhein das große Glück eine erstaunlich gut erhaltene Großklinge aus Feuerstein der Varietät "Rijkholt" auflesen zu können. Nur ein kleines Stück des Proximalendes ist verloren gegangen oder liegt ggf. im bereits unter den, im Verlauf der vergangenen Jahre, reichlich aufgelesenen Klingenfragmenten mit vor (das mühevolle Puzzeln der Fragmente versuche ich später mal!). Möglicherweise wurde dieses Teilstück auch zum Zweck einer leichteren Schäftung gezielt entfernt.

Der Fundplatz überliefert ein überreich zusammengesetztes Klingeninventar, für das es im Rheinland derzeit noch keinen Referenzfundplatz gibt. Daher muss die Datierung und nähere kulturelle Zuordnung des Fundkomplexes, der neben vielen Klingengerätschaften und Fragmenten von Klingen zudem noch Pfeilspitzen, Beilklingenbelege aus Silex und Felsgestein, Mahl- und Klopfsteine mit beinhaltet, zunächst noch offen bleiben.

Die Distalpartie der Großklinge ist fein zuretuschiert, was ich mit der neu angeschafften Kamera bei Zimmerlicht und Blitz nicht detailliert abbilden kann. (Das scheint das handycap des Geräts zu sein! Eine "Schönwetterkamera", aber dann echt gut!  :zwinker: )

Die Länge der Klinge beträgt noch 11.4 cm und die max. Breite 3 cm.


Neben verschiedenen verbrannten Silices und einem Beilklingenfragment fand sich auf demselben Platz auch  eine Klopfkugel aus feinkristallinem Quarzit.


Zwischen den neolithischen Feuersteinminen bei Sint Geertruid/Rijkholt bei Maastricht in den Niederlanden, woher das Rohgestein der Klinge stammt, bis zum Fundplatz dieser und sehr zahlreicher weiterer Klingenbelege, liegen etwas mehr als 130 Kilometer Entfernung! Diese Entfernung (130 Kilometer hin, 130 Kilometer zurück = 260 Kilometer insgesamt, vom Fundplatz zur Lagerstätte und zurück) war allein schon in eine Richtung sicher nicht in einer "Tagestour" zu überwinden. Der hypothetisch angenommene Austausch von Silices von Siedlung zu Siedlung und Hand zu Hand, je weiter weg umso weniger Material in immer geringerer Qualität, ist für diesen Platz sicher auszuschließen. Sowohl die Qualität des Materials, die enorme Menge der Artefakte aus Rijkholtfeuerstein, sowie die großen Formate der Artefakte sprechen recht eindeutig gegen diese bereits ältere Modellvorstellung.


LG  thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

 :-)

Mal einige Bilder bei Tageslicht: sieht schon deutlicher und anders aus!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Die Ansicht mit zwei weiteren vollständig erhaltenen Klingengeräten vom selben Fundplatz:

........  ein "Spitzklingenkratzer" (Kombinationsgerät) und ein Klingenkratzer .....   gleichfalls aus "RIjkholtfeuerstein" aus den Niederlanden.

LG  thomas     :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.