Depotfund fragmentierter Großklingen aus Feuerstein der Varietät "Rijkholt"

Begonnen von thovalo, 12. Juni 2010, 15:02:24

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thovalo

 :winke:

Auf dem Hauptfundplatz 2 des goßen Siedlungskomplexes am Niederrhein wurde an einer Stelle ein Depot mit zumindest drei großformatigen Klingen angepflügt.

Die Belege sind dabei zerbrochen und lagen unmittelbar nebeneinander. Bislang konnten die fehlenden Teilstücke noch nicht aufgefunden werden.  (Ich arbeite dran!   :zwinker:)

Das spitzwinklig zulaufende größte Fragment ist ein wichtiger Beleg für fragwürdige Ansprachen die auch die renommiertesten Facharchäologen gelegentlich publiziert haben.

Jens Lüning (Die Michelsberger Kultur: Ihre Funde in zeitlicher und räumlicher Gliederung; 48. Bericht der Römisch-Germanischen Komission 1967, Verlag de Gryter; S. 71) unterteilte die Spitzklingen der Michelsberger Kultur in Stücke mit links oder rechts liegenden Bogen oder Rückenknick gegenüber einer gerade verlaufenden Kante als eigenständige typologische Varianten.

Angesichts der hier abknickend nach links auslaufende Distalpartie dieser Großklinge wird schnell klar, dass der "Knick" oder die Bogenform von Lateralkanten an Spitzklingen zu allererst ein Ergebnis technologischer Prozesse bei der Herstellung von Klingen als Grundformen sein wird und damit nicht mit notweniger Sicherheit und Überprüfbarkeit als typologisch relevantes Merkmal angeführt werden kann!


Man lernt eben nicht aus!  :zwinker:


Maße:

1. das Stück links: Länge: noch 11.4 cm; max. Breite: 3.5 cm; max. Stärke: 1.1 cm

2. das Stück in der Mitte: Länge: noch 9.5 cm; Breite: 3.6 cm; max. Stärke: 2 cm

3. das Stück rechts: Länge noch: 4.7 cm; Breite: 3.7 cm; max. Stärke: 1.8 cm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Das sind wirklich schöne und typische Vertreter ihrer Zunft!

Wenn Du hier den Lüning zitierst, sollte man der Fairness halber hinzufügen, daß es sich um Lünings Dissertation von 1966 handelt. Der Autor war gerade mal 28 Jahre alt, geschrieben hat er die Zeilen vielleicht im Alter von 26 Jahren. Die Arbeit stellt ja eigentlich erst den Anfang der modernen Jungneolithikumsforschung dar. Seit dem ist einiges an Wasser den Michelsberg runtergelaufen.

Zum renommierten Facharchäologen ist er IMHO erst durch seine Arbeiten im SAP-Projekt, und dort zur LBK geworden. Alle Hochachtung!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

Morgen rolfpeter,   :winke:

ich bin leider grade auf dem Sprung...

Ich habe Lüning klar mit Angabe der Jahreszahl der Publikation 1967 zitiert!  :zwinker:

Aber Du hast vollkommen recht, die Publikation sthet am Anfang einer bis Heute doch langen Forschungsgeschichte. Und die Art und Weise wie diese Arbeit zusammengestellt ist, würde Heute so nicht mehr zugelassen.

Deine Anmerkung bringt mich in sofern auf den Boden zurück, weil ich mich eher darüber ärgere, wenn Lüning wie das REALLEXIKON der Michelsberger Kultur zitiert und vorgehalten wird, da es wirklich schon ein  (über)alt(ert)er Schinken ist. In der Literatur ist er immer wieder nachgebetet worden und erst Wilms und Knoche haben sich davon mehr und mehr gelöst, während B. Höhn noch immer noch eher eine brave Rezitatorin ist!

So what, vielleicht ergen unsere Arbeiten ja weitere neue "moderenere" Aspekte die in 50 Jahren auch wieder Makulatur sind!

Nichts ist ewig!!!!!

Danke Dir für die Rückmelung und starte jetzt!

LG  thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.