fraglich,steil und untypisch...3 kleine Kratzer

Begonnen von Silex, 27. Juni 2007, 21:30:35

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Silex

 Der erste mit der Zeichnung  (ist wie die anderen beiden auch) sehr untypisch für unsere Gegend ... um nicht zu sagen sowas gibts hier nicht.
Umlaufend retuschiert(eine Kratzerretuschenbahn verläuft auf der gegenüberliegenden Flachseite),   teilweise auch ziemlich detailverliebt .
Die Bearbeiter  stuften das Material als (fernen) Kreideflint ein ...konnten sich aber nicht auf eine zeitliche Ansprache einigen.
Beifunde sind ein untypisches Endpaläo/Mesolithikum und ein "Pfeilspitzenrohling"  des vermuteten Neolithikums...??? (Auch einen Flintenstein habe ich schon in Erwägung gezogen...die Archäologen jedoch nicht.)  Maximale Höhe 2 cm.

Das graue Ding mit den massiven Cortexresten ist auch so ein einsamer Irrläufer (wie alle drei, hier gezeigten Fraglichkeiten, stammt es von derselben Fundstelle...einem Jurahang) . Die "hohe Kompaktheit" und die , bei weitem , steilste Kratzerkappe bis hinter die nächsten sieben Hügel.... unten ist  er plan. Die Archäos sagen : "mesolith. (?) Kratzerchen"

Das dritte Teil ist eher ein achtlos- nachlässig  retuschiertes Jurahornstück welches kratzermäßig durchaus seine Arbeit getan haben wird....es möge angefügt sein um eine eventuelle  Zeitschiene oder Kulturzugehörigkeit zu erahnen.

Warum liefert der Hang kein eindeutiges Gerät? Auch der Pfeilspitzenrohling (vor langem hier im Forum)  ist umstritten  ...obwohl da ein vorgeschichtliches Individuum   sich ziemlich eingehend damit beschäftigt hat .

Rundherum- auf allen Plätzen-  läuft alles wieder nach den gängigen Einordnungskriterien.

Übungsplatz für Steinschläger?
Entlassene Steinschläger?
Innovationszentrum? (mit fraglichem Erfolg)
Drogenumnachtete Sondergesellschaft?
Künstler?

......
Danke,
Edi


Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

insurgent

Zitat von: Silex in 27. Juni 2007, 21:30:35

Übungsplatz für Steinschläger?
Entlassene Steinschläger?
Innovationszentrum? (mit fraglichem Erfolg)
Drogenumnachtete Sondergesellschaft?
Künstler?

......
Danke,
Edi


:narr:  :narr:  :narr:

Ich denke aber auch, das es besondere Plätze gab, an den etwas Besonderes hergestelt wurde, z.B. Pfeile, Holzlöffel, Lederbearbeitung etc und an diesen Plätzen auch nur die dafür typischen Werkzeuge etc auftauchen. Auf "meinem" Erdbeerfeld (hauptsächlich Einzelgrabkultur) habe ich einen Platz, wo nur Klingen (hauptsächlich Reste) vorkommen.

Schöne Grüße vom Insurgenten
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Der Wikinger

Zitat von: Silex in 27. Juni 2007, 21:30:35

Übungsplatz für Steinschläger?
Entlassene Steinschläger?
Innovationszentrum? (mit fraglichem Erfolg)
Drogenumnachtete Sondergesellschaft?
Künstler?


:narr:

Tja, Edi da kann man sich vieles vorstellen !!  :narr:

Nun mal im ernst:

Es gibt ja hier viele Aspekte zu beachten.

Es gibt z.B. bei mir ein risiges Fundort, wo so viele "schlechte" Geräte zu finden sind, dass man es garnicht aushält, die alle mit nach Hause zu tragen, auch wenn man es eigentlich tun sollte !!

Nun, was ich sagen will ist folgendes:
Das Material und besonders das "chaîne opératoire" bestimmt in entscheidender Weise, wie das fertige Gerät mal aussehen wird. Nähere Erklärung folgt gleich.

Verschiedene Flintsorten haben verschiedene Eigenschaften in Sachen Bruchfähigkeit, Unreinheiten die unerwünschte Formen gibt, wie der Abschlag abläuft, ob er eher scharf ausläuft oder steil.
Individuelle Techniken des einzelnen Flintschmiedes hat da auch einen Einfluss. Wie winkelt er den Kern beim abschlagen generell, und wie winkelt er wenn in seinem Gehirn ein Kratzer oder Schaber das Endprodukt sein muss. Endlich ist es sehr bekannt, dass Kratzer mit verschiedenen Retuschierungsformen endbearbeitet wurden, je nach Funktion, musste Felle, Holz, Knochen im nächsten Schritt bearbeitet werden.

Also: Es gibt so unglaublich viele Antwortkombinationsmöglichkeiten zu der "warum sieht das so aus ?? - Frage".

Materialeigenschaften x zufällige Fehler im Flint x Individuelle Techniken x Schlagwinkel (gewollt / ungewollt) x Individuelles Wissen darüber, wofür der Kratzer benutzt werden muss x Aussehen des Abschlags x Wahl der Retuschierung (wieder Winkel) = Endprodukt ..... Kratzer / Schaber.

Genau deshalb ist es wahnsinnig schwierig, wenn nicht unmöglich Kratzer / Schaber ohne Beifunde genau zu datieren. Auch deshalb macht man mikroskopie um herauszufinden welche auf Holz und welche auf Knochen usw. eingesetz wurden.

Hoffe dies war so einigermassen verständlich trotz des Glas Rotweins !!  :engel: :narr: