flächigretuschiertes Fundstück

Begonnen von Merle2, 25. Februar 2017, 18:56:12

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Merle2

Hellau  :prost:

ich wollte euch um eure Hilfe bei der Bestimmung eines Fundstückes bitten. Ich fand es im nördlichen Münsterland auf einem mehrphasigen Fundareal. Es scheint aus einer Frostscherbe gearbeitet zu sein, bzw weißt einen Frostschaden auf. Es ist beidseitig bearbeitet und wurde auf der Dorslseite ? flächig retuschiert. Mich würden eure Gedanken hierzu interessieren und ob ihr mir bei der Materialbestimmung hefen könnt. Das Artefakt passt meiner Meinung nach typologisch nicht zum Material oder das Material nicht zur vermuteten Verwendung..???... :nixweiss:
Viele Grüße
Marc

Merle2


thovalo

#2

Ein Kernrest(stück).   :glotz:

Die Materialbestimmung per Foto ist immer ein Balanceakt.
Hier gefunden würde ich mich gut mit "Maasschotterfeuerstein" anfreunden können.
Dazu passte auch die dünne Kortexschicht.

Im nördlichen Münsterland ist sonst eher "baltischer" Geschiebefeuerstein verwendet worden.
Das ist dem Eindruck nach aber keiner  :kopfkratz:


Ich logge nach mehrfacher Ansicht Maasschotterfeuerstein ein.


Auf Deinem letzten Bild:
das Schlagmerkmal des Schlages der das Teilstück vom Kern getrennt hat liegt Oben.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Merle2

Hallo Thomas,
Danke für die Antwort :super: Ich war stutzig weil die Schläge formgebend wirken und nicht um gezielt Klingen herzustellen, falls kleine Grundformen erzielt werden sollten, also evtl. mesolithisch, da passt der Rohstoff irgendwie nicht, was mich letztendlich dann gänzlich vom abgetrennten Kernstück abbrachte war die "Froststörung" auf der Ventralfläche...
Ich denke mit dem Material hast du auch recht, danke dir :winke:
Viele Grüsse

thovalo

Zitat von: Merle2 in 25. Februar 2017, 20:26:10
Hallo Thomas,
Danke für die Antwort :super: Ich war stutzig weil die Schläge formgebend wirken und nicht um gezielt Klingen herzustellen, falls kleine Grundformen erzielt werden sollten, also evtl. mesolithisch, da passt der Rohstoff irgendwie nicht, was mich letztendlich dann gänzlich vom abgetrennten Kernstück abbrachte war die "Froststörung" auf der Ventralfläche...
Ich denke mit dem Material hast du auch recht, danke dir :winke:
Viele Grüsse


Das sollten auch keine Klingen werden. Die Negative wirken ad-hoc abgetrennt, so wie es eben passte, wozu auch die Materialvarietät passen würde. Am ehesten ist das in der vorliegenden Kombination von Material und Abbauweise, ein Artefakt des späten bis ausgehenden Neolithikums. Da praktizierte man außerhalb Skandinaviens kaum mehr einen systematischen Abbau von Grundformen.

Solche Stücke finden sich am Niederrhein häufiger.


lG Thomas  :winke:



PS: was meinst Du denn mit der "Froststörung"?
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Merle2

Hallo Thomas,

Das es sich nicht um einen systematischen Abbau von Grundformen handeln könnte habe Ich gar nicht bedacht :dumdidum:. Das Keinkonzept passte nicht in mein Konzept  :kopfkratz:
Mit "Froststörung" meine ich die Ventralseite, es kommt auf den Bildern nicht raus, aber ich bin sicher das es sich um eine durch Frost entstandene Fläche mit konzentrischen Wellen handelt. Ob man die Fläche dann Ventralseite nennt weiss ich nicht, daher hab ich's mal mit "Froststörung"bezeichnet... :dumdidum:
Viele Grüsse


thovalo


Guten Morgen!  :winke:


Vielleicht kannst Du das was Dir aufgefallen ist mal noch einmal gezielt ins Bild setzen?
Die Spaltfläche nennt man auch bei einem Frostsprung Ventralfläche.


Wenn ich den mutmaßlichen Aufschlagpunkt sehe, dann ist der Schlag mit einer sehr hohen Schlagkraft mit einem sehr wuchtigen Objekt (tein oder Ackergerät) erfolgt. Daraus entstehen durchaus auffällige Schlagmerkmale!



lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Moin,

zur Bestimmung von Steinmaterial kann ich Thomas zustimmen. Ausschließlich mittels Fotos
ist das äußerst schwierig.

Eine gute Beschreibung vom Betrachter selber ~ kann mitunter nützlich sein. Zugegeben, es ist auch
dann noch mit ähnlichen Fehlern behaftet, wie die Fotos selber.

Foto weisen fast ausnahmslos Farbstiche auf, da nutzt ein weißes Blatt zum Weißabgleich auch nur bedingt.
Jedes Programm macht das unterschiedlich.

Fotografisch bin ich nicht ganz unbedarft, habe aber täglich damit zu kämpfen, die Farben meines Artefakts
in der Hand, auf den Monitor zu bringen. Und (!) wenn ich dann zufrieden bin, ist das Ergebnis ja noch
nicht identisch mit dem, was ihr da draußen seht. Nicht jeder Monitor ist so eingestellt, wie meiner.

Aus all den genannten Gründen verkneife ich mir auch hier die Anmerkung, dass mir, als jemand
der im Norden sein Suchgebiet hat, das Material nicht fremd vorkommt ;-)

Und zum Frostabsprung bzw. der Ventralseite hat Thomas ebenfalls schon das richtige gesagt.
Ergänzend ist zu sagen, dass Frostabsprünge zu den Grundformen gehören (J. Hahn et al).
Zurzeit schlage ich mich mit einigen rum und tue mich schwer damt...^^

@ Merle2, zum Artekt selber solltest Du Deine, "vermutete Verwendung", ruhig kundtun. Du hast es in der Hand
und bist dadurch klar im Vorteil.

Einen Kernrest vermag ich da nicht zu sehen - habe aber mit Kernen nicht so viel Kenntnisse.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Merle2

Guten Morgen Thomas und Jürgen,

Ich mache nochmal Bilder der besagten Fläche. Die Photos sind bei mir leider nie gut, ich habe nur ne ganz billige Digitalcamera. Vor ein paar Jahren hat ein Freund, der professioneller Photograph ist, Bilder meiner Lieblingssammlungsstücke gemacht, da liegen Welten zwischen, allein wie er damals den Farbabgleich gemacht hat... :staun: :staun:
Bei diesem Fundstück war meine Hypothese, kleine Handspitze, das Material und die Beifunde passen nicht wirklich dazu, auch ist die vermeindliche Spitze nicht ausgearbeitet, was mich zu der Vermutung brachte, sind Funde eines unterfränkischen Platzes, die ganz ähnlich sind... aber da das alles nur Spekulation ist, habe ich es hier eingestellt...
Viele Grüsse und fundreichen Sonntag