Moin,

heute komme ich mit konkreten Fragen.

Was wird dieses alt gebrochene Fragment gewesen sein?

Ein großes Kernbeil?

Eine kleinere Planke, z. B. für ein Kernbeil?

Oder sieht jemand was ganz anderes?

Ich denke die Fotos sind ohne langen Text gut zu "lesen", ansonsten nicht zögern, einfach fragen.
Zu dem Kernbeil, welches ich als Vergleich/Gegenüberstellung genommen habe geht´s hier >klick<

Bin gespannt.



Gruß

Jürgen

Hi Jürgen!

Deine Fotocollage zeigt das Bruchstück schon im klaren
Vergleich zum Kernbeil!

Für Kernbeile wurden bevorzugt 'passende,' flache Flint-Stücke genommen,
die einfach in Form und mit Schneide versehen wurden.
Es gab keinen Grund die Cortex zu entfernen.
Manchmal reichten schon wenige Schläge um ein schlankes Gerät mit Schneide
herzustellen. Kernbeile mit sauber ein- oder beidseitig retuschierter Schneide
sind eher die späten Typen, die dann schon als Vorläufer der für den Schliff
vorbereiteten Rohlinge gesehen werden.

Schön präsentiert!

Jan

Moin Jürgen 

Als "abgebrochene Kernbeil-vorarbeit" würde ich den Fund bezeichnen. 

Genau wie bei den Querschneidern gibt es eine Definition (Retuschen auf beiden Seitenkanten), die gefolgt werden muss, um von einem "fertigen" Kernbeil sprechen zu können.
Die Kantenabschläge müssen von beiden Seiten über beiden Breitflächen weg vorhanden sein.

Deshalb sehe ich den Fund so:
Genau bei der Herstellung ist "der Unfall" passiert.
Man hat versucht Kantenabschläge zu machen, fehlen teilweise auf der einen Seite.
Dabei ist ein recht grosser Abschlag gemacht worden (auf den Bildern gut zu sehen), dieser Abschlag hat aber leider auch den Bruch auf der Mitte des Vorarbeits verursacht.
Eine Untermauerung dieser Theorie ist auch die Patinierung auf der Bruchfläche, die färblich wie die anderen Abschlagszonen aussieht.

Moin,

vielen Dank ihr beiden.

"Abgebrochene Kernbeil-Vorarbeit"

Damit ist meine Hypothese ja schön untermauert.

Zitat von: StoneMan in 09. Februar 2012, 22:40:35
...
Eine kleinere Planke, z. B. für ein Kernbeil?
...

@Steen,

Deiner Ausführung wie es zum Bruch kam, kann ich sehr gut folgen. Dass die Patina auf
dem besagten Abschlag aussieht wie die anderen Abschlagszonen und auch die Bruchfläche selber,
hast Du sehr gut gesehen und kann ich so bestätigen.

Was sagt ihr denn zur Datierung?

Kernbeile sind typische Geräte des Nordwesteuropas, der Maglemose-Kultur (etwa 8000 bis 6000 v. Chr.)
mit deutlich schwindender Tendenz zum Frühneolithikum/Ertebølle (etwa 5.500–5.000 v. Chr.).

Was hatten die Menschen der Ertebølle-Kultur als Alternative hergestellt?

Würdet ihr es deutlich nach 5000 einstufen, also Bondestenalderen/Trichterbecherkultur?


Danke und Gruß

Jürgen

Hallo wieder Jürgen 

Das Kernbeil war in der Maglemose- der Kongemose und der frühen Erteböllezeit der dominante Beiltyp.
Das heisst aber nicht, dass es in der mittleren und späten Erteböllezeit keine Kernbeile gab. Im Gegenteil.
Nur wurden sie anzahlmässig von den Scheibenbeilen als dominanter Beiltyp "überholt".
Im späten Erteböllezeit gab es die sehr schönen "Kerneøkse med specialiseret æg" ~ Kernbeil mit spezialisierter Schneide.
Sie sind bei PVP als abb. 146 zu sehen.
Sie bildeten ausserdem die formmässige Grundlage, und haben sich zu der späteren, geschliffenen, zweiseitigen "spidsnakket økse" ~ Spitznackenbeil entwickelt. PVP: abb. 153.
(Bei PVP auf Seite 98-103 nachzulesen)

PVP: Peter Vang Petersen: "Flint fra Danmarks oldtid".

Gruss
Steen 

Zitat von: Der Wikinger in 10. Februar 2012, 16:50:30
...

(Bei PVP auf Seite 98-103 nachzulesen)
..

Jau danke, das ist immer ein abendfüllendes Programm für mich 

Dabei ist die dänische Sprache so leicht, selbst die 3-jährigen Kinder beherrschen sie schon...

Gruß

Jürgen

Zitat von: StoneMan in 10. Februar 2012, 17:09:30
Dabei ist die dänische Sprache so leicht, selbst die 3-jährigen Kinder beherrschen sie schon...

Klar, hab ich ja gewusst, dass du sie beherrschst !!

War ja auch mehr als Beleg für meine Erklärung gemeint !