Pfeilspitze Silex

Begonnen von Esmoker, 30. März 2013, 22:30:50

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Esmoker

Hallo ihr Spezis,

habe heute beim sondeln diese Steinspitze gefunden und war echt überrascht und super happy, zumal ich garnicht damit gerechnet habe, bisher gab es keine Anzeichen dafür, keine Abschläge, Klingen, etc.

Könnt ihr mir bei der Bestimmung helfen?

Jüngere Bronzezeit? Einzelgrabkultur? Was ganz anderes?

Maße:
Basis zur Spitze 2,5 cm
Breite Basis 1,75 cm

Danke schonmal :winke:!

Saxaloquuntur

Zur zeitlichen Bestimmung müssen die lokalen Spezialisten ran. Dass eine einzelne Pfeilspitze auftaucht, wo sonst noch nie was war ist nicht ungewöhnlich. Bei Sondagen und Grabungen fällt immer wieder auf, dass sie in Siedlungen gar nicht so häufig sind wie man annehmen könnte. Ihr Gebrauch ist aber ja nicht innerhalb der Siedlung an zu nehmen, da hat man in der Regel nicht rum geballert...eher um die Siedlungen herum. Sie blieben auch eher auf den Oberflächen zurück und gelangten seltener in Gruben, ein Umstand der dazu führt, dass sie als Oberflächenfunde etwas häufiger auftauchen als in Grabungen selbst. Sax.

Kelten111

Ich würde LBK Pfeilspitze mal in den Raum werfen  :glotz:
Schönes Stück  :super:

:winke: :winke:

thovalo

#3
 :-)

Die dreieckigen Projektile sind typologisch nicht sicher einzuordnen sofern sie nicht in einem komplexen Oberflächenfundinventar auftreten, dass eine mögliche kulturelle und chronologische Ausrichtung vorgibt!

Tatsächlich wäre es gut zu wissen aus welcher Region der Fundbeleg stammt, um allein ein wenig besser die großen Zusammenhänge verstehen und mit der Geschichte der Region abgleichen zu können. Die Bandkeramik liegt bei Deinem Fundbeleg typologisch allerdings eher fern.

Diese Form und beidseitige Bearbeitungsweise setzt mit Rössen ein und läuft dann über das nachfolgende Bischeim nahtlos über alle Zeiten fort. Ein universeller Typ.


Die einzeln gefundenen Projektile sind tatsächlich recht charakteristisch was sich durch die Funktion von Pfeil und Bogen als Fernwaffe problemlos erklärt. Mehrere Pfeilspitzen finden sich bei Grabungen auch nur gelegentlich aber nicht zwangsläufig in Bestattungen.
Manchmal wurde auch nur ein Pfeil symbolisch als Ausstattung dem Verstorbenen mit gegeben. Sind solche Bestattungen durch die Landwirtschaft bereits zerstört, finden sich dann ggf. mehrere Projektile auch an der Oberfläche. Das gilt insbesondere für die Bandkeramik sowie für das Spät- und Endneolithikum.


Es gibt jedoch auch Zentralorte wie Büdelsdorf in SH an denen sich Projektile konzentrieren. Ein solcher Ort liegt auch am Niederrhein.
Von dort stammen inzwischen mehr als 20.000 Artefakte, darunter bald 200 Projektile. Diese Projektile weise immer wieder "Impacts" also Auftreffspuren im Bereich der Spitze auf. Das kann auf Projektile hindeuten die mit einem gejagten und dann getöteten Tier in die Siedlung gelangt und beim Auslösen des Fleisches wieder zutage gekommen sind. Das gilt auch für die hier mit auftretenden verbrannten Projektile die gleich mit der Haxe auf dem Grill gelandet sein könnten. Weil hier auch verworfene Vorarbeiten von Pfeilspitzen vertreten sind ist der Kontext von der Produktion bis zum Gebrauch sicher gegeben.

Die weitere Alternative wären heftige Kämpfe gewesen. Zu den Pfeilspitzen kommen hier noch Mengen von Pfeilschneiden innerhalb der Großsiedlung. Das es auch solche regelrechten Gefechte und Überfälle gegeben hat konnte die Archäologie erst in den vergangenen Jahrzehnten z.B. in Eulau absolut gesichert nachweisen.

Es ist immer gut auch den Fundplatz einer einzelnen Pfeilspitze erst einmal eine zeitlang genauer im Auge zu behalten.
Es könnten sich mit der Zeit noch weitere Funde anderer Artefakte oder von Bearbeitungsresten ergeben.

lG thomas   :winke:


PS:

im Bild eine Auswahl von 17 Pfeilspitzen des Spät- bis Endneolithikums aus einem kleinen Geländeausschnitt der Großsiedlung aus einem Zeitraum von 9 Jahren Begehungszeit. In der Mitte ein aktueller Neufund

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,58436.0.html
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Esmoker

Vielen lieben Dank für eure Meinungen.

Fundregion ist das Ruhrgebiet.
Die erste Meinung des Archäologen ist übrigens (unter Vorbehalt bis er sie in der Hand hatte) Endneolithikum  :super: thovalo hat das also schon in die richtige Richtung geführt!!!

Bin echt happy über den Fund, bisher meine erste Spitze aus meiner Region!