Meine erste Spitze

Begonnen von Nanoflitter, 17. September 2014, 22:08:48

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Nanoflitter

Hab heute meine erste "Spitze" gefunden. Erst "JUHU", Pfeilspitze, dann bei näherer Betrachtung doch einige Fragezeichen.
Die Retuschen an den Flanken gehen durch und sind so 30Grad und gegenläufig. Jemand so was schon mal gehabt?
Hab mal ne Skizze gemacht, mit Querschnitt und Schlagpunkt. Die ehemalige Dorsalseite ist mit einem Schlag flächenretuschiert oder die
Spitze ist kein Produkt aus einem Klingenabschlag, sondern aus einem diskoiden Kern oder so was.
Seltsam. :kopfkratz: Mit Spitzen hatt ichs halt bisher nicht so. Alle aufklärenden Beiträge sind willkommen.

Gruss...




teabone

Hallo Nanoflitter,

ich würde die Spitze so wie die von Dir vorgestellten Keramikteile in die Bandkeramik verorten.

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

StoneMan

Moin,

Zitat von: Nanoflitter in 17. September 2014, 22:08:48
...
Spitze ist kein Produkt aus einem Klingenabschlag, sondern aus einem diskoiden Kern oder so was.
Das kann ich nun nicht nachvollziehen.

Zitat von: Nanoflitter in 17. September 2014, 22:08:48
...
Seltsam. :kopfkratz: Mit Spitzen hatt ichs halt bisher nicht so. Alle aufklärenden Beiträge sind willkommen.
...
Vielleicht sollte man mal über einen Querschneider nachdenken (?) - ok, die Spitze als Basis ist seltsam (selten?)

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Nanoflitter

Hallo, die bandkeramische Einschätzung ist ok, denk ich. Ich hab auch hier fast identische Beispiele gefunden.
http://www.steine-scherben.de/thema5l.htm#lbk

Ein Querschneider wirds nicht sein.

Gruss und dank euch! :super:

StoneMan

Zitat von: Nanoflitter in 18. September 2014, 12:14:07
Hallo, die bandkeramische Einschätzung ist ok, denk ich. Ich hab auch hier fast identische Beispiele gefunden.
http://www.steine-scherben.de/thema5l.htm#lbk

Ein Querschneider wirds nicht sein.

Gruss und dank euch! :super:
Moin,

war nur mal so ein Gedanke, da es eine schöne Schneide aufweist ..^^..

Deinen Fundort habe ich gerade nicht im Kopp, aber schau mal hier, da gibt es etwas
über einfache Spitzen und Dreiecke auf mittelsteinzeitlichen Fundplätzen
>> http://altsteinzeit-hessen.de/?p=602

In der Broschüre "Alt- und mittelsteinzeitliche Fundplätze des Rheinlandes", zusammengestellt
von Stephan Veil, mit Beiträgen u. a. von Gerhard Bosinski, Lutz Fiedler und Joachim Hahn (liegt mir vor),
werden ebenfalls derartige "Einfache Spitzen und Dreiecke" als Mikrolithformen erwähnt.

Deine schöne schöne dreieckige Spitze fügt sich dort gut ein.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Nanoflitter

Danke für den Link, Hessen ist auch in Ordnung. :super: So wie ich das sehe, haben diese Spitzen in der Übergangszeit vom Mesolithikum bis Altneolithikum(Bandkeramik) existiert. Ich denk schon, das der ganze Kram von dem Acker in diese Zeit passt. Morgen hab ich vielleicht Gelegenheit, die Sachen mal jemand, der so was professionell macht, zu zeigen. Prof. Dr.. Archäologe. Mal sehen was der sagt.
Danke euch für eure Meinungen und Tipps,

Gruß...

Birk

Moin. Klasse Stück. Tcha so schnell kann es gehen . :zwinker: Vor zwei tagen noch geschrieben "  Ich will auch mal ne Spitze finden" und schon liegt sie vor dir. Gratuliere. :Danke2: Wenn es denn soweit ist, kann man es kaum glauben.
  Gruß
  Thomas

Nanoflitter

Genau so ist es! :-) Eine eindeutige wäre mir natürlich lieber gewesen, aber ich hab mich echt gefreut. Geärgert hab ich mich nur, das ich diese Stelle
schon "abgesucht" hatte, und auf dem kleinen Acker in Richtung "nicht abgesucht" unterwegs war. Lag mitten oben auf der Furche....na ja, die Augen werden nicht besser.

Gruss...

CF

Hallo Nanoflitter,

Zitat von: Nanoflitter in 17. September 2014, 22:08:48
...Pfeilspitze, dann bei näherer Betrachtung doch einige Fragezeichen.
Die Retuschen an den Flanken gehen durch und sind so 30Grad und gegenläufig...

Die Fragezeichen sind angebracht, auch wenn die Form einer Pfeilspitze ähnelt, handelt es sich wohl um einen Bohrer mit Wechselretusche, d.h. einmal nach Dorsal und einmal nach Ventral retuschiert.

PS: Schöne Zeichnung!
"Toleranz ist die Fähigkeit, jeden in seiner Umgebung zu dulden."

Nanoflitter

Fürs Bohren wäre die Retusche gut geeignet, das hab ich auch noch so im Hinterkopf, wenn ich sie betrachte. Für den Beweis des Einsatzes als
Bohrer fehlen leider die Gebrauchsspuren.
Schön, das dir mein laienhaftes Gekritzel zusagt.. :-)

Gruss und dank dir!

StoneMan

Zitat von: Nanoflitter in 18. September 2014, 22:32:30
...Für den Beweis des Einsatzes als Bohrer fehlen leider die Gebrauchsspuren.

DITO - Bohrer - Hinterkopf...

zumal beim (üblichen) alternierenden Bohren dann die Gebrauchsspuren bilateral/bifacial auftreten.

Gruß

Jürgen

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
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Antoine de Saint-Exupéry

Nanoflitter

Ich denk auch, das das eine in 5 min aus einer Flintscherbe geknabberte Pfeilspitze ist, als ein unüblicher Bohrer.
Gruss...

CF

Hallo Nanoflitter,

ich kenne keine alternierend retuschierte Pfeilspitzen, wohl aber Bohrer. Das Fehlen von Gebrauchsspuren hat nichts mit der Typologie zu schaffen.

http://www.steinzeitwissen.de/artefakttypen/bohrer
"Toleranz ist die Fähigkeit, jeden in seiner Umgebung zu dulden."

Nanoflitter

Zitat von: CF in 19. September 2014, 17:13:11
Hallo Nanoflitter,

ich kenne keine alternierend retuschierte Pfeilspitzen, wohl aber Bohrer. Das Fehlen von Gebrauchsspuren hat nichts mit der Typologie zu schaffen.

http://www.steinzeitwissen.de/artefakttypen/bohrer

Mal ganz pragmatisch betrachtet: Meine Frau beauftragt mich, ein ganz bestimmtes Loch zu bohren, wofür ich einen ganz bestimmten, außergewöhnlichen Bohrer brauche, den ich speziell dafür anfertigen muss. Warum verwende ich den dann nicht? Andersherum: Meine Frau beauftragt mich, ein ganz bestimmtes Loch zu bohren, und die neben mir in der Hütte liegenden Pfeile bieten sich von der Form her dafür an und ich missbrauche diese für diesen Fall als Bohrer...(so viel zu dem Link, dank dir dafür :super:
Wird wohl leider nicht wirklich zu klären sein. Ich leg das Teil mal als "Spitze" ab.

Gruss und dank dir!

hargo

Zitat von: Nanoflitter in 19. September 2014, 22:26:08
Ich leg das Teil mal als "Spitze" ab.

Vielleicht voreilig, denn das Argument von CF wiegt schwer.

mfg


StoneMan

Zitat von: CF in 19. September 2014, 17:13:11
Hallo Nanoflitter,

ich kenne keine alternierend retuschierte Pfeilspitzen, wohl aber Bohrer. Das Fehlen von Gebrauchsspuren hat nichts mit der Typologie zu schaffen.

http://www.steinzeitwissen.de/artefakttypen/bohrer

Moin,

aber das Teil ist doch nicht alternierend retuschiert/beschädigt (?). Du schreibst doch selber,
dass es ´einmal nach Dorsal und einmal nach Ventral retuschiert´ ist - so sehe ich es auch.

Beim üblichen alternierenden Bohren würden jedoch beide Lateralen sowohl dorsal als auch ventral beschädigt sein.

Oder übersehe ich diese Gebrauchsretuschen?

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Marienbad

moin in die Runde,
habe im vergangenen Jahr genau dieses Thema hier im Forum vorgestellt, Bohren mit einem unretuschierten Flint.
Seht die Fotos genau an, dann werdet ihr erkennen wie das geschehen kann.

Der Link zeigt ein Bohrbeispiel, es wurde ohne retuschierte Spitze gebohrt.
Das Resultat zeigt alles.  :dumdidum:
Auch der Link im Link zeigt deutliche Hinweise.  :zwinker:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,59739.0.html

:winke:  Marienbad

CF

Zitat von: CF in 19. September 2014, 17:13:11
... ich kenne keine alternierend retuschierte Pfeilspitzen, wohl aber Bohrer.

Da habe ich mich verschrieben, ich meinte wechselseitig; mir ist keine Pfeilspitze bekannt, die an einer Lateralkante nach Dorsal und an der anderen Kante nach Ventral retuschiert ist.

In der Bandkeramik finden sich gelegentlich Pfeilspitzen, die nur nach Dorsal retuschiert sind, häufiger sind diese im Spitzenbereich zusätzlich nach Ventral retuschiert. In den nachfolgenden Epochen sind die Pfeilspitzen eigentlich immer beidseitig retuschiert.


"Toleranz ist die Fähigkeit, jeden in seiner Umgebung zu dulden."