Lederschaber aus Stein

Begonnen von gecco, 04. August 2005, 15:01:53

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gecco

servus,

zeig euch hier ein werkzeug zur fellbearbeitung bzw. um fleischreste vom fell zu entfernen.

fundort : donauwörth
alter     : 7000-8000j.
zeitalter: bandkeramiker (mittelsteinzeit)

http://lexikon.freenet.de/Bandkeramiker

die bestimmung ist nicht auf meinem mist gewachsen. ein freund hat vor einiger zeit einige von den teilen auf einem platz gefunden u. sie von einem fachmann bestimmen lassen.

grüsse, ..







Rambo

Mit Lederschaber hat das Teil nicht viel zu tun, allerdings ist es ein Schuhleistenkeil. Und datiert daher ins Neolithikum. Sehr schönes Steinbeil  :super:
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

gecco

Zitat von: Rambo in 04. August 2005, 20:36:57
Mit Lederschaber hat das Teil nicht viel zu tun, ....

ehh, - what?

-- schuhleistenkeil ?
-- steinbeil ?

da biste platt. die erklärung war für mich immer recht stimmig. konnte mir immer gut vorstellen, damit fleischrest abzuschaben.

könntest du grad mal weiter ausholen?
links wärn auch nicht schlecht.

danke u. gruss ,..
gerhard

rolfpeter

Hallo,

das ist eine Dechselklinge aus Felsgestein, sehr schön erhalten. Prima Fund!

Früher sagte man dazu wirklich Schuhleistenkeil, der Form wegen. Hat aber natürlich nix mit Schusterei zu tun, sondern ist eine quergeschäftete Beilklinge - ein Dechsel eben!

Gut Fund

RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

gecco

vielen dank für die richtigstellung !!

habe mich eben versucht schlau zu machen.
http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Lexikon/Neolithikum.htm

ich nehme an, so ist das von euch gemeint ( siehe bild ).

danke u. grüsse ,..

rolfpeter

#5
Hei Gecco,

genau das ist es nicht! Das Bild zeigt ein längs- oder parallelgeschäftetes Beil (also ein "normales" Beil). Der Waldbauernbub steht seitlich neben dem zu fällenden Baum und haut eine Kerbe hinein...immer größer...der Baum kippt um.#
Beim Dechsel ist die Klinge quergeschäftet. Der Arbeiter steht frontal vor dem Baum und haut etwa in Brusthöhe die Kerbe in das Objekt....
Oder er piddelt die Innereien aus einem Baumstamm, wenn es mal einen schicken Einbaum geben soll.

Als Anhang ein Bild von Dechselschäftungen, dann wirds schon klar.

Beste Grüße

RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

gecco

Zitat von: rolfpeter in 05. August 2005, 17:50:26
...., dann wirds schon klar.

yep, jetzt ist`s klar.
nun macht auch der "schliff" mehr sinn.

( der selbe schliff, ballig/flach, wird übrigens auch von modernen outdoormessern verwendet. [busse]
grund: bessere/leichtere nachschärfung wenn man unterwegs ist.)

freut mich, dass aus meinem schaber ein beil geworden ist.  :jump:

sei bedankt ,..

Rambo

Ja, was soll ich dazu noch sagen... so ist es :smoke:
Früher waren es mal Schuhleistenkeile(So habe ich es noch lernen müssen)  heute sind es Dechselklinge. Die Archäologen können einfach nicht bei einer Bezeichnung bleiben  :-D Auf jeden Fall ein Steinbeil und noch dazu SUPER erhalten  :jump:
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
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und das Schlechte still verzeihn

Khamsin

Moin Jungs!
Alles gesagt!
@ Rämbowwwwwwww: Vielleicht stellt sich dieser Eindruck ein. In der Realität, d.h. in der Archäologie, in diesem Falle in der Ur- und Frühgeschichte und im ganz besonderen Falle der sog. Schuhleistenkeile ist es leider eben nicht so, dass die Archäologen nicht bei einer Bezeichnung bleiben.
Ein zwangloser Blick in die rezente Fachliteratur lässt erkennen, dass die meisten jener Archäologen im deutschsprachigen Raum, die sich mit Steingeräten näher befassen, tatsächlich und - aufgrund mittlerweile vorliegender Spezialarbeiten wider besseres Wissen (!) - noch immer an den lediglich forschungsgeschichtlich bedingten, aber völlig antiquierten und vor allem fehlweisenden Bezeichnungen "Schuhleistenkeil" bzw. "Flachhacke" (für zeitgleiche Dechselklingen mit breitflachem Querschnitt) festhalten! Unter technologisch-ergologischen Gesichtspunkten ist es sonnenklar, dass solche Formen spezielle Beilklingen darstellen. Diese haben in Europa eine ungebrochene Tradition vom Frühmesolithikum bis heute! Darin reflektiert sich eine besonders grosse Bedeutung dieser Formen, die in aller erster Linie funktional zu begründen ist. Denn es gibt eben Tätigkeiten bei der Holzbearbeitung, für die solche Formen prädestiniert sind und die eben nicht mit Parallelbeilen vorgenommen werden können. Diese Bedeutung spiegelt sich u.a. in der Tatsache, dass es bereits im Mittelhochdeutschen einen Spezialterminus für Querbeile gibt: "Dehsel"; im Althochdeutschen ist es dann "Dehsala", und heute heissen die Dinger "Dechsel, Dexel, Deichsel, Täxel". Freilich kennt heute so gut wie niemand mehr diesen Begriff, weil man diese Werkzeuge nicht mehr braucht, obwohl sie noch immer angeboten werden, z.B. auf jedem Wochenmarkt etwa in Italien, Spanien oder anderen südlichen Ländern.

In diesem Sinne haben sich bereits die Archäologen Cornelius Ankel und Kurt Schietzel in den 1950er und 60er Jahren für eine Änderung der Terminologie ausgesprochen, aber leider halten sich die ober erwähnten unglücklichen Begriffe nach wie vor hartnäckig bei den Archäologen. 
Ähnliches gilt im übrigen für die mesolithischen Begriffe "Scheibenbeil" und "Kernbeil".
Wohlgemerkt: Ich bin der letzte, der gegen eine sinnvolle Fachterminologie ist. Wenn sich aber durch sachliche Begründung herausstellt, dass sinnvollere Termini für z.T. seit fast 100 Jahren begrauchte Begriffe existieren, dann sollte man die alten Zöpfe abschneiden, und zwar radikal!
Beste Grüsse
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"