Pfeilspitze aus Stein

Begonnen von master-jeffrey, 25. März 2012, 18:27:11

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master-jeffrey

 :winke:

Ziemlich allgemein gewählt, die Überschrift. Aber über die unten abgebildete Pfeilspitze habe ich nicht mehr Informationen, als dass sie aus Feuerstein ist und mein Vater sie eigenhändig gefunden hat. Ich weiß nur nicht, wo. Entweder hier in den Niederungen des linken Niederrheins oder in der Eifel. Es kann sogar sein, dass ich dabei war, früher bestanden die sonntäglichen Ausflüge häufig aus wandern in der Natur und dem Besichtigen historisch interessanter Orte und Museen. Seitdem fristete die Spitze ein sehr geruhsames Dasein in einer Schatulle, bis ich sie vor einigen Jahren im Zuge der Erbangelegenheiten wieder zu Tage und in eine Vitrine beförderte. Da dies jedoch mein einziges steinzeitliches Artefakt ist, habe ich es immer ein bißchen stiefmütterlich behandelt.

Eine interessante Diskussion mit StoneMan am heutigen Sonntag hat mich jedoch zu dem Gedanken gebracht, die Spitze hier einmal vorzustellen. Ich bin mir sicher, euer geballtes Wissen, wird diesem schmucken Stück Stein noch ein wenig Geschichte entreißen können.

Bessere Bilder habe ich nicht hinbekommen, aber ich hoffe, die Qualität reicht aus.

Ich bedanke mich bereits im Vorinhaus für eure Mühen, und wenn nichts weiter erhellendes über die Zeitstellung etc. rauskommt, dann habe ich euch wenigstens einige Bilder zur Verfügung gestellt.  :zwinker:

Einen sonnigen Sonntag.

mfg

Master-Jeffrey

ps: Das Stück ist 5,2 cm lang und mehr oder minder 2,8 breit.


stereocidaris

Hallo Master,
da hier noch keiner geantwortet hat, versuch ich mich jetzt mal als erster an dem Stück, muß allerdings dazu bemerken, daß ich weder Kenner Deiner Region bin, noch besonders versiert mit Pfeilspitzen.
Also mein Eindruck ist: Form passt zu Pfeilspitze, aber die Retuschierung ist noch recht grob, und außerdem ist das Stück recht groß. Daher werfe ich hier mal die Möglichkeit einer unfertigen Pfeilspitze in den Raum, mit Schaftdorn und auf jeden Fall Endneolithikum, Beginn der Bronzezeit.
Wäre toll, wenn Du den Fundort genauer Eingrenzen könntest, um das Stück in einen Zusammenhang (kulturhistorisch) bringen zu können.
Bin gespannt auf die Antworten der Profis.
LG Stereo

mifomex


Hi MJ,

...ein schoenes un maechtiges Teil von dem Keiner getroffen werden moechte.
Persoenlich glaube ich dass die Spitze schon Fertig war und Benutzt wurde.
Zur Zeiteinstellung kann ich mich leider nicht Aeussern, doch vertraue auf den Spezialisten in Deinem Gebiet, dem Thomas.
Auch Peter (Furchenhaeschen) hat mal solch eine Machart aus dem Sueddeutschen Raum gezeigt.
Geballtes Wissen dazu kann ich leider nicht bieten, ...aber die Freude solch eine "verherende" Steinzeit-Waffe sehen zu duerfen ;)

Viele Gruesse :winke:
Sash

"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

thovalo

 :-)

Nach diesen sehr schlechten Bildern ist einer verlässliche Ansprache einfach nicht möglich!
Bitte zweimal Aufnahmen klar in direkter Aufsicht von beiden Breitseiten und dann farbecht und nicht bei Lila einfärbendem Kunstlicht und ohne breiten Schattenwurf, dann kann man damit vielleicht was anfangen!

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Khamsin

Moin!

" Persoenlich glaube ich dass die Spitze schon Fertig war und Benutzt wurde" schreibt Sash.
Meines Erachtens völlig richtig, wenn man einmal die Bilder anschaut. Denn Da ist ein entlarvendes Negativ in Längsrichtung der Spitze, das nur als Folge des Auftreffens und damit des Einsatzes erklärlich ist.

HG

KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

master-jeffrey

 :winke:

Hallo, und danke alle miteinander für die erhellenden Worte. Wie ihr schon bemerkt habt, ist alles an Informationen, die über "Pfeilspitze aus Stein" hinausgehen, für mich interessant und erhellend.  :-D

Ja, mit dem Fundort ist das so eine Sache. Wenn mein Vater sie hier gefunden hat, dann in Mönchengladbach, wenn in der Eifel, mhhh, ich kann mich nur an zwei Burgen erinnern, die in unmittelbarer Nähe zueinander gestanden haben. Von der vorderen war nicht mehr viel da, die hintere war noch gut in Schuss. Ich kann mich lebhaft an riesige Kaulquappen erinnern, die in einem Brunnen der Burg ihr Dasein gefristet haben. Ich war, glaube ich 8 Jahre alt in dem Urlaub. Die Burgen haben zwar nichts mit der Pfeilspitze zu tun, aber wenn mein Vater die in der Eifel gefunden hat, dann in dem Urlaub.
Ja, das ist der Inbegriff schwammiger Informationen, ich weiß  :besorgt: - passt aber zu den Bildern (@ thovalo  :zwinker:) - Ich versuche heute abend einmal, bessere hinzubekommen.
Sehr cool finde ich die These, dass das Stück in Verwendung war, bzw dass diese sich auf der Spitze abzeichnet. 

Ich merke, wie ich beginne, das Stück mit ganz anderen Augen zu betrachten :glotz: - Jetzt will ich auch mal so was finden. Sollte eigentlich möglich sein in meiner Ecke.

Einen sonnigen Tag.

mfg

Master-Jeffrey

Khamsin

Moin!

"Sehr cool finde ich die These, dass das Stück in Verwendung war, bzw dass diese sich auf der Spitze abzeichnet." schreibt Master.

Wie "cool" auch immer das eingeschätzt werden mag, sei einmal dahingestellt.

Meine Feststellung diesbezüglich beruht auf Beobachtungen, gepaart mit Kenntnissen zum bruchmechanischen Verhalten von Kieselgestein unter Einwirkung von kinetischer Energie und last but not least persönlicher praktischer Erfahrung bei der Flintbearbeitung.
Andere sprechen von "Reaktionsbruch", was es ja auch sehr gut trifft. Die Spitze traf auf jeden Fall auf was festes, Stein oder - wahrscheinlicher - Knochen.

Ähm,. Burgen im Weichbilde Mönchengladbachs scheinen mir suspekt, auch wenn ich dort vor fast 40 Jahren letztmals war. Da tippt man doch lieber auf Eifel!

BG

KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

master-jeffrey

#7
@ Khamsin:
Cool: Begriffsdefinition nach Duden: in hohem Maße gefallend, der Idealvorstellung entsprechend
In diesem Sinne: In hohem Sinne gefallend empfinde ich die These... oder aber auch In hohem Maße gefällt mir die These....  :-D

Aber offenbar ist es nicht mein salopper Gebrauch des Wortes "cool", der die offenbar latent negativ gefärbte Konnotation deines letzten Beitrages hervorruft, sondern eher meine Verwendung des Wortes "These". In Anbetracht deiner ausführlichen Beschreibung, wie es denn zum IST Zustand meiner Pfeilspitze gekommen ist, nehme ich die "These" gerne zurück und schreibe stattdessen "Fakt". Denn offenbar gibt es nach deiner Interpretation nicht den Hauch eines Zweifels daran, dass die Pfeilspitze ihre derzeitige Form daher erhalten hat, dass sie auf Knochen getroffen ist.  :zwinker:
Nimm es mir nicht übel, ich habe keine Ahnung von der Materie der Steinzeit und bin auf eure freundliche Hilfe angewiesen.  :super:

,,Ähm,. Burgen im Weichbilde Mönchengladbachs scheinen mir suspekt, auch wenn ich dort vor fast 40 Jahren letztmals war. Da tippt man doch lieber auf Eifel!"
Deinem Textverständnis bzw. der von dir intendierten Missdeutung meines Textes kann ich nicht folgen.   :kopfkratz:

Nichtsdestotrotz, vielen Dank für die weiterführenden Antworten in Bezug auf meine Pfeilspitze.

mfg

Master-Jeffrey

Khamsin

Moin Master!

Nichts lag und liegt mir ferner als hier einen Sammler zu düpieren. Sollte ich mich im Ton vergriffen haben, dann bitte ich um Nachsicht!

Also nochmals: die Spitze - egal wie sie mittlerweile aussehen mag - ist zweifelsfrei geflogen und dann hart aufgetroffen. Sicher, vollständige, unbeschädigte Pfeilspitzen mögen "schöner" sein; denen fehlt allerdings der eindeutige Beleg ihrer Funktion. Ergo: am besten man besitzt von jeder Kategorie ein Exemplar. 

HG KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

master-jeffrey

Hallo Khamsin.  :winke:
Meine Nachsicht ist dir immer gewährt.  :super:
Ich empfinde es mitunter als schwierig, den richtigen Ton in der Schriftsprache zu finden, die häufig zu einem guten Teil von der jeweiligen Laune des Empfängers beim Lesen abhängig ist. Aus diesem Grund noch einmal vielen Dank für die klärenden Worte. 

Da sich mein Sammelgebiet auf römische/chinesische Münzen und Antiken beschränkt, bin ich in vielen weiteren Feldern immer von der Kompetenz anderer abhängig und freue mich natürlich jedes Mal, wenn jemand die Zeit erübrigen kann, dies auch zu tun.

Deshalb, meinen uneingeschränkten Dank dafür, dass ich an deiner (eurer) Fachkompetenz partizipieren darf.
Das breite Feld der Steinartefakte beginnt einen neuen Reiz für mich auszuüben. Ich werde bei meinen nächsten Sondelausflügen den Kopf dicht über dem Boden halten, und vielleicht auch selber einmal das Glück haben, so ein Stück zu finden.

Einen angenehmen Tag.

Mfg

Master-Jeffrey

ps. angehängt noch einmal zwei, wie ich finde, besser bearbeitete Bilder der Spitze. Noch besser bekomme ich sie erst mit einer neuen Kamera hin.  :dumdidum:

teabone

Hallo Master-Jeffrey,  :winke:

mir gefällt die Spitze ausnehmend gut und die Größe ist beachtlich. Ich wünsche Dir erstmals und weiterhin feine Funde aus der Steinzeit!

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

StoneMan

Moin Master-Jeffrey,

das finde ich ja schön, dass Du nach so langer Zeit in diesen Fußstapfen Deines Vaters wanderst.
Du wirst sicher fündig, ich wünsche es Dir.

Deine Spitze, insbesondere mit dem Aufschlag-Steckenbleiber, den Khamsin erspähte und
bereits verifiziert hat, ist sehr eindrucksvoll.

Mich würde noch das Material interessieren, wo sind die westlichen "Lousberg-Valkenburg & Co-Kenner"?
Da wird sich doch bitte hoffentlich noch jemand zu äußern (?).

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Wutach

Es könnte sich um Radiolarit bzw. braunen Kieselschiefer handeln.

LG Marc.