Lange spitze Klinge

Begonnen von rolfpeter, 12. August 2006, 17:46:22

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rolfpeter

Servus,

eine spitze Klinge aus hellgrauem Flint, vielleicht eine helle Rijckholt-Variante.
Groß, 90mm lang und auf einer Lateralseite retuschiert, die andere Längsseite noch roh, rindenbedeckt. Der Spitzenbereich vollständig retuschiert.
Ist das ein Teil von der Kernkante?
Ist das eine Michelsberger Spitzklinge? (wozu dienten die eigentlich?)

Fundort ist übrigens 30m von der vermutlichen LBK-Pfeilspitze aus dem vorigen Posting. hmmm.

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Meiner Meinung nach, trotz völliger Unkenntnis  Deiner fernen Jagdgründe,  ein Gerät- eben Spitzklinge-
zum messerartigen Gebrauch gleichwohl geeignet wie zum Öffnen, Ritzen , kniffeligen Kratzen.
Wenn ich sowas bei uns finden würde dann würde ich niedersinken und die Heimaterde unablässig küssen.....
Danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Diese spitzen langen Klingen sind eine Spezialität der Michels. Möcht nur zu gerne wissen, was die damit gepopelt haben.

Haha, Heimaterde küssen! lustig!
Ich hab auf dem Nachbaracker nach allerbester 20er-Jahre Arbeitslosenmanier kleine Kartoffeln gesammelt. Leckere hörnchenförmige festkochende. Die gibts morgen als Sonntagsschmaus. Zuerst als Pellkartoffeln gekocht, dann gepellt und endllich in gutem Olivenöl mit Zwiebeln und Kräutern nur leicht angebraten. Zum Schluß kommt eine Prise "Fleur du sel", das beste Salz der Welt, drüber. Und das küss ich dann!

Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Moin!
Ist das rauhe, "bergfrische" (wie´s den Eindruck macht) Rinde oder verrollte? RP, Deine Flintansprache könnte durchaus hinkommen als helle Variante des Rijckholt.

OK, sog. Spitzklingen, auch wieder so ein forschungsgeschichtlich bedingter Begriff. Denn es gibt tonnenweise "spitze Klingen", die freilich nie und nimmer "Spitzklingen" sind!

Grundsätzlich sind diese Dinger typisch für Michelsberg. Es handelt sich immer um grosse und entsprechend breite Klingen aus diversen Flintarten, halt typisch für die MK. Sie sind immer randlich - und merkwürdigerweise steil - retuschiert und zu einer langen Spitze ausgearbeitet (im letzten Stadium).
Analog zu den 2000 Jahre jüngeren sog. Dolchen (wieder so´n terminologisches Archäologe-Konstrukt) aus GP-Flint aus der Touraine in Zentralfrankreich, handelt es sich auch bei den Spitzklingen um nichts anderes, als um Allzweckmesser. Die waren natürlich alle geschäftet. Während man zahlreiche geschäftete GP Messer kennt, liegt bislang noch keine einzige geschäftete MK Spitzklinge vor. Warum man trotzdem weiss, dass letztere geschäftet waren? Ganz einfach, es gibt Hinweise an den Klingen, die diesen Schluss eindeutig nahelegen.
Beste Grüsse und viele schöne Funde für ´s Forum
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

rolfpeter

Hoi Khamsin,
es handelt sich um eine bergfrische Cortex. Die Spitze ist zu beiden Seiten dorsal steil retuschiert. Auf den letzten 25mm zur Spitze hin zeigt sich auch leichter Glanz.

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert