Eine Stichel-Kratzer-Kombination des späten Paläolithikums

Begonnen von thovalo, 22. März 2022, 11:45:29

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thovalo




Moin!  :winke:


Bei dem Lauf auf dem spätpaläülithischen Fundplatz bei Düsseldorf fand sich auch ein Stuchel, der in der Fundlage schon sehr deutlich zu erkennan gewesen ist. Dass der "Rücken" des Stichels gleichzeitig als Kratzer ausgearbeitet war liess sich erst auf dem zweiten Blick erkennen.

Der Fundbeleg ist das erste Kombinationsgerät des Fundplatzes. Vielleicht zeigt sich darin auch der optimierte Gebrauch der am Ort knappen Materialressource Feuerstein.

Das Feuersteinstück weist eine alte Bruchfäche auf (Ventralfläche) der geschickt zur Anlage des Stichels verwendet worden war. Tatsächlich war aber zuerst die Kratzerretusche ausgeführt worden. Das lässt sich durch die zumindest zweimalig erfolgte Nachschärfung der Stihelplattform erschließen. Zumindest zwimalig wurde hier jeweils ein Stück der Randpartie der Kratzerkante mit abgetrennt.

Für Fundplätze dieser Zeitstellung ist die Zuammensetzung des Fundinventatrs wichtig. Hier überwiegen die Fundbelege sogenannter "kurzer Kratzer", dicht gefolgt von Sticheln und dann folgen mit größeren Abstand die Rückenmesser und zumindst vier Belege von Spitzen. Von den Sotizten repräsentiert eine mit einem gebogen retuschierten Rücken und zusätzlich umlaufend retuschierter Basis bishin zum oberen Drittel der Schneidenpartie eine bislang sehr seltene Sonderform. Vergleichsfunde sind aus Großbritannien, Frakreich, den südlichen Niederlanen, sowie in zwei Stücken aus Schleswig-Holstein bekannt.

Aus wohl ausschließlich Feuerstein fanden sich zudem eingetragene Rohstücke, Kernsteine, Endretuschen Lateralretuschen, Grundformen und reichlich Debitage, die bei der  Zerlegen und Bearbeitung der Feuersteine anfiel.

Weiter fanden sich eine bereits an der Universität in Köln untersuchte Perle aus Quarzit, ein Amboßstein, ein gegenständig kantengeschliffenes Geröll aus Tonschiefer, ein Schlagstein aus Quarzit und zwei auf einer Seite angeschliffene kleinere Steinplatten, wie sie auch aus dem Fundinvetar von Wesseling zwischen Köln und Bonn bekannt sind.



Die Länge des Fundbelegs beträgt 2.9 cm (29 mm)



liebe Grüße
Thomas :winke:


Die Fundlage des Artefakts .......
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



die zwei opportunistisch gut angelegten Stichelnegative .......  und die horizontal angelegten Nachschäftungsschläge der Schlagplattform von deren letztem auch das Schlagnegativ erkennbar erhalten geblieben ist. Diese Nachschäfungen haben die Schlagpunkte der Stichelschläge mit abgetrennt.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Hier die Gesamtübersicht und die Darstellung der Kratzerkappe die den Rückenbreich des Stichels bildet.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Moin Thomas,

das sind zwei interessante Geräte, die Du hier präsentierst!
Schön auch die Beschreibung der Fundumstände. Diese minimalistischen Feuersteingeräte
mit mehrfacher Funktion sind wohl typisch für das späte Paleäolithikum.

Danke für's Mitnehmen auf dieser Suche!

LG
Jan

thovalo

#5
Zitat von: Steinkopf in 22. März 2022, 20:18:34
Moin Thomas,

das sind zwei interessante Geräte, die Du hier präsentierst!
Schön auch die Beschreibung der Fundumstände. Diese minimalistischen Feuersteingeräte
mit mehrfacher Funktion sind wohl typisch für das späte Paleäolithikum.

Danke für's Mitnehmen auf dieser Suche!

LG
Jan


Gerne und Danke für Deine Rückmeldung!

Die Kombinationsgerätschaften nehmen mit dem Magdalénien zu, nur dass die Menschen des Magdalénien längere Aufenthalte hatten. Das scheint sich im späten Paläolithikum anders zu entwickeln und die Menschen wanderten, vielleicht auch klimabedingt und der Flora und Fauna angepasst,
intensiver und auch sehr weit. Dann war es sicherlich auch rational einem Feuersteinstück noch eine weitere Funktion mit hinzuzufügen. Das ist jetzt aber auch der erste Fundbeleg eines Kombinationsgerätes von diesem Platz von dem nun zehn Belege von Sticheln vorliegen.


Ein Bild des bislang eindrucksvollsten und geradezu ideltypischen Stichels vom Fundareal hänge ich hier noch mit an.


liebe Grüße
Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.