Peilnix

Begonnen von Luci Fernatas, 19. März 2006, 23:29:55

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Luci Fernatas

Hallo!
Ich hab eigentlich auch schon als Kind immer alles vom Boden aufgelesen, was ich irgendwie in die Kategorie "alt" oder, auf Steine bezogen, frühgeschichtlich oder geologisch interessant sein könnte.  :irre:

Allerdings hab ich keine Ahnung, wie man bei der Bestimmung normale Feuersteinsplitter von bearbeitetem Werkzeug unterscheiden kann.
Welche objektiven Kriterien kann ich anwenden? Ich weiß, dass es da vermutlich etliche Dinge zu beachten gibt, aber kann man Oberkriterien nennen?
Wenn ich mir so meine Steinchen hier anschaue, könnte ich einige durchaus mit den von euch geposteten Werkzeugen vergleichen - aber mir fehlen halt die Kriterien.  :besorgt:

Sobald der Akku meiner Kamera aufgeladen ist, würde ich gerne ein paar Fotos hochladen und um eure Meinung mit Erklärung bitten. :) 

Luci Fernatas

Hm, also Flint Nr. 1:

Sieht für mich Absolut-Laien nach einer Pfeilspitze aus.
Das 2. Foto zeigt die Rückseite. Auf dem Foto kaum zu erkennen und darum mit rot markiert, ist eine ziemlich gerade Linie, die wirkt, als sei sie mit einem feinen, scharfen Werkzeug bearbeitet worden (und mittlerweile abgenutzt/ verwittert).

Luci Fernatas

Nr. 2:

Eine dünne "Platte" mit einer Länge von ca. 3,3cm.
An den weißen (Kalk-?)stellen hauchdünn und scharf, an der anderen Seite etwas dicker.
Die Rückseite zeigt an den (Kalk-?)stellen teils dunklere, rötlichbraune Verfärbungen (und es sieht aus, als würden Spuren einen rechten Winkel ergeben, aber das ist wohl wirklich nur Zufall).

Luci Fernatas

Nr. 3:

Länge ca. 3,3cm
Der Stein sieht sehr kastenförmig und ziemlich symmetrisch aus.
Foto 1 zeigt die vollkommen glatte Seite mit den parallel verlaufenden oberen und unteren Linien, links sind die Winkel fast 90°
Vom Foto 1 aus gesehen besteht die linke Hälfte des Steins aus 4 recht symmetrischen Seiten, die rechte Hälfte besteht nur noch aus 3 Seiten. Ein Teil des Steines scheint noch ursprünglich (rauh) zu sein.

Luci Fernatas


Luci Fernatas

Nr. 4 hat eine spitz zulaufende Dreiecksform:
Auf der rechten Hälfte (Foto 1) hat der Stein 2 Kratzer, die nicht wie natürliche Risse aussehen (eher wie mit einer spitzen, harten Nadel reingeritzt)



:irre: Jetzt bin ich echt mal gespannt, was ihr dazu sagt! Wie gesagt, ich kenn mich auf dem Fachgebiet gar nicht aus und hab immer nur gesammelt nach dem Motto: "Liegt griffig in der Hand, sieht aus wie bearbeitet, hat irgendwie einen praktischen Aspekt..."  :engel:

Würde mich freuen, wenn ihr kurz begründet, warum ich einen an der Waffel habe retrospektive, warum es sich wirklich um Werkzeuge handeln könnte. ;)
Über die Fundgegenden kann ich leider nicht mehr viel sagen (aber der Alpenraum wäre u.U. denkbar).

rolfpeter

Moin Luzi,

also Feuerstein ist es schonmal, aber Artefakte wohl eher weniger. Das erste könnte ein Abspliß, also eine Abfallprodukt bei der Geräteherstellung sein.
Aber wo Feuerstein vorkommt, da sind auch Artefakte zu vermuten....weitersuchen haha.
Könnte der Fundort nich Norddeutschland sein?

Gruß
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Luci Fernatas

Zitat von: rolfpeter in 20. März 2006, 20:40:48
Moin Luzi,

also Feuerstein ist es schonmal, aber Artefakte wohl eher weniger. Das erste könnte ein Abspliß, also eine Abfallprodukt bei der Geräteherstellung sein.
Aber wo Feuerstein vorkommt, da sind auch Artefakte zu vermuten....weitersuchen haha.
Könnte der Fundort nich Norddeutschland sein?

Gruß
RP

Hab's mir fast gedacht!  :-D
Ja, es könnte auch Norddeutschland sein. Die Steine stammen alle aus diversen Familienurlauben in meiner Kindheit/ Jugend und wir waren sowohl Milliarden Male in den Alpen (Italien, Österreich, Deutschland), als auch an der Nord- und Ostsee.
Da manche meiner (nicht gezeigten) Steine durchaus recht rund geschliffen sind, könnte ich mir den Fundort am Wasser (fluviale Erosion halt) gut vorstellen. Die Steine sind aber durchaus gemischten Ursprungs.

Silex

Lieber , Liebe Luci Fernates (welch tiefere Bedeutung mag darin schlummern?) ich glaub da iss nikks sichres dabei... Wenns bei mir rumliegen würde wärs ortsfremder Feuerstein und ein Indiz für eine steinzeitliche Begehung- Ich hab auch Jura in meiner Nähe  und deshalb wirds auf diesen Äckern schwierig Artefakte und Werkzeugabfälle sicher auszusondern...Das ist also das erste Kriterium: Kenntnis über die Geologie, Erdgeschichte und die Sicherheit darüber ob der Acker keine Fremdeinträge beinhaltet (und das ist gar nicht mehr so selten heute)
Zweites Kriterium ist der ungefähre Überblick über die Leitformen der steinzeitlichen Kulturen. Kernsteingeräte wie Schaber, Keilmesser, etc.   Klingenindustrieprodukte wie Rückenmesser- und Spitzen, Stichel Kratzer, Mikrolithen, Pfeilspitzen und Vieles mehr sind typische , kulturerkennende Geräteformen.
Drittens die Artefaktmorphologie , die man eigentlich nur aus innigen Gesprächen mit Experten lernen kann- Aug in Aug mit Ihm und die Geräte in der Hand.
Es gibt aber auch Superbücher die einem erklären was ein Bulbus ist, Wallner`sche Linien, Retuschen, Stichelschlag,Kerbrest etc. sind. Und die Naturspiele sowie Geofakte  mit einiger Sicherheit ausschließen lassen...  Die Hauptwerke sind alle in diesem Forum bereits erwähnt
Und das wichtigste Kriterium liegt im Suchen selbst. Wenn Du ein Teil gefunden hast, das auf einem Acker liegt der  topografisch vor tausenden von Jahren für einen Jäger einige Kriterien bot hier zu lagern oder zu fischen oder Grosssäugerherden auszuspähen, sich mit Muscheln vollzufressen, ....dann brauchst Du ein Zweites  und dann ist die Sache schon gegessen wenn Du dranbleibst.
Du wirst nur über  die intensive Beschäftigung mit Deiner lokalen Steinzeitkultur  einen Zugang zur Steinzeit finden. Der Acker muß zu allen Jahreszeiten über Jahre hinweg  begriffen werden .. und manchmal kommt die Überraschung erst nach vielen Jahren.
Und dann erkennst Du ähnliche Geländesituationen und ähnliche Äcker.. und dann bist auch Du drin in der "Mühle"
Ich weiss nicht ob ich Dir das wünschen soll.. aber   für mich ist es ein einzigartiges Abenteuer
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Luci Fernatas

Zitat von: Silex in 20. März 2006, 21:35:19
Lieber , Liebe Luci Fernates (welch tiefere Bedeutung mag darin schlummern?) ich glaub da iss nikks sichres dabei... Wenns bei mir rumliegen würde wärs ortsfremder Feuerstein und ein Indiz für eine steinzeitliche Begehung- Ich hab auch Jura in meiner Nähe  und deshalb wirds auf diesen Äckern schwierig Artefakte und Werkzeugabfälle sicher auszusondern...Das ist also das erste Kriterium: Kenntnis über die Geologie, Erdgeschichte und die Sicherheit darüber ob der Acker keine Fremdeinträge beinhaltet (und das ist gar nicht mehr so selten heute)
Zweites Kriterium ist der ungefähre Überblick über die Leitformen der steinzeitlichen Kulturen. Kernsteingeräte wie Schaber, Keilmesser, etc.   Klingenindustrieprodukte wie Rückenmesser- und Spitzen, Stichel Kratzer, Mikrolithen, Pfeilspitzen und Vieles mehr sind typische , kulturerkennende Geräteformen.
Drittens die Artefaktmorphologie , die man eigentlich nur aus innigen Gesprächen mit Experten lernen kann- Aug in Aug mit Ihm und die Geräte in der Hand.
Es gibt aber auch Superbücher die einem erklären was ein Bulbus ist, Wallner`sche Linien, Retuschen, Stichelschlag,Kerbrest etc. sind. Und die Naturspiele sowie Geofakte  mit einiger Sicherheit ausschließen lassen...  Die Hauptwerke sind alle in diesem Forum bereits erwähnt
Und das wichtigste Kriterium liegt im Suchen selbst. Wenn Du ein Teil gefunden hast, das auf einem Acker liegt der  topografisch vor tausenden von Jahren für einen Jäger einige Kriterien bot hier zu lagern oder zu fischen oder Grosssäugerherden auszuspähen, sich mit Muscheln vollzufressen, ....dann brauchst Du ein Zweites  und dann ist die Sache schon gegessen wenn Du dranbleibst.
Du wirst nur über  die intensive Beschäftigung mit Deiner lokalen Steinzeitkultur  einen Zugang zur Steinzeit finden. Der Acker muß zu allen Jahreszeiten über Jahre hinweg  begriffen werden .. und manchmal kommt die Überraschung erst nach vielen Jahren.
Und dann erkennst Du ähnliche Geländesituationen und ähnliche Äcker.. und dann bist auch Du drin in der "Mühle"
Ich weiss nicht ob ich Dir das wünschen soll.. aber   für mich ist es ein einzigartiges Abenteuer
Edi

Hallo Edi!
Danke für die ausführliche Info und die Anhaltspunkte, auf was alles geachtet werden muss!
Zwar bin ich eigentlich an allem interessiert, was "alt und von gestern" ist und eine Geschichte zu erzählen hat, aber die Steinzeit hatte dabei insgesamt eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Aber hätte ja mal sein können, dass ich Glück habe :zwinker:

Ach ja. Ich bin übrigens eine Sie und der Name ist ein kleines Wortspiel, das noch aus meiner Nebenjobzeit in der Bestellannahme eines amerikanischen Shoppingsenders stammt. Dort war es üblich, einen falschen Namen zu benutzen, um sich vor Perversen und Idioten zu schützen (hey, ist das Wort Idi-ot hier sooo böse?)  :-D

Silex

 Luici-fernatas -geborene Licht-tragende,?
die Steinzeit ist geheimnisvoller als jede andere Menschheitsepoche- mystischer-...und  uns nicht mehr erahnbar
Die einfallslose Benennung dieser Menschheitsepoche trägt leider nicht dazu bei  dass viele Zeitgenossen sich in diese "Indianerkultur" hineinversetzen wollen. Die Steinchen die wir hier vorstellen sind  eben nur ein Bruchteil dessen was diese Kultur hervorbrachte. Wer die  Höhlenmalereien und Skulpturen kennt die 20-30000 Jahre alt sind  mag erahnen wie die Kunstwerke aus Holz und anderen vergänglichen Materialien  ausgesehen haben mögen. 
Also -auch Steinzeit sammeln
Servus
edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Luci Fernatas

Zitat von: Silex in 21. März 2006, 21:25:29
Luici-fernatas -geborene Licht-tragende,?
die Steinzeit ist geheimnisvoller als jede andere Menschheitsepoche- mystischer-...und  uns nicht mehr erahnbar
Die einfallslose Benennung dieser Menschheitsepoche trägt leider nicht dazu bei  dass viele Zeitgenossen sich in diese "Indianerkultur" hineinversetzen wollen. Die Steinchen die wir hier vorstellen sind  eben nur ein Bruchteil dessen was diese Kultur hervorbrachte. Wer die  Höhlenmalereien und Skulpturen kennt die 20-30000 Jahre alt sind  mag erahnen wie die Kunstwerke aus Holz und anderen vergänglichen Materialien  ausgesehen haben mögen. 
Also -auch Steinzeit sammeln
Servus
edi

Mit "Licht-tragende" hast Du schon nicht ganz Unrecht. Allerdings ist es einfach nur eine Aneinanderreihung von Lucifer und Satan (rückwärts). Halt die Wortschöpfung einer langweiligen Arbeitsschicht. *g* :frech:
Aber um auf die Steinzeit zurückzukommen.
Ja, auch sie interessiert mich. Allerdings ist sie leider nicht in dem Maße fassbar wie jüngere Epochen. Mein persönlicher Spleen liegt z.B. eher im Bereich Kultgegenstände/ Schmuck. Mich interessiert der Alltag vergangener Epochen, Kunst und Kultur. Im Bereich der Steinzeit gibt es leider weniger Anhaltspunkte.