Grundform Frostsprung... und was dann? Artefakt UFO 1

Begonnen von StoneMan, 12. Mai 2017, 18:34:09

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StoneMan

Moin,

Fundort: Mecklenburg Vorpommern.
Derselbe Acker wie diese Querschneide und dieser Kern, aber auch, wie ich sie gerne
aber nicht ohne Respekt bezeichne, "Miststücke", wie dieses hier.


Maße: 58 x 24 x 10,5 mm

Der Flint ist grau bis anthrazit mit vielen winzigen weißlichen Pünktchen. Nur am dünnen Rand etwas transluzid.
Die Oberflächen, inkl. der Retuschen und fast allen sonstigen Aussplitterungen, sind durch Wind und Sand glänzend poliert.

Bild SF1: Ansichten
Dorsalseite > Seitenansicht > Ventralseite

Bild SF2: Schlagrichtungen bzw. Energiequellen
Die Dorsalseite
besteht aus vier Flächen mit erkennbaren Wallnerlinien aus unterschiedlichen Schlagrichtungen (?), Energiequellen.
Die linken Negative (1 + 2) sind konkav, die beiden rechten ~ Abschlagbahnen (3 + 4) sind konvex.

Die Ventralfläche
weist keinen erkennbaren Bulbus auf.
Diese Seite ist von mehreren Frostsprüngen "gestaltet"..
Die mit "7" gekennzeichnete Absprengung erfolgte nicht vom Rand, sondern  innerhalb des Stückes.
Das Zentrum der "8" muss etwa acht bis zehn Zentimeter außerhalb gelegen haben.
Der Pfeil 8 endet am Rande mit einem "Wallnerwulst".
Allein die "9" könnte eine intentionelle Abschlagbahn sein, aber das ist nicht gesichert.

Diese Merkmale sind mittels Fotos kaum zu vermitteln, daher habe ich versucht das grafisch zu unterstützen.
Die gestrichelten Linien sollen die "Flächen" verdeutlichen, die Trenngrate derer sind auf
den Fotos nicht alle deutlich zu sehen.

Bild SF3: Retusche 1 und 2
Retusche 1: von der linken Laterale kommend, formt sie die Schulter und damit den Übergang zum
Schmalende, wo sie quer zur Längsachse weiterverläuft und letztlich nach oben den "Dorn" bildet.

Retusche 2: die rechte Laterale ist ebenso wie Retusche 1 von dorsal nach ventral ausgeführt.
Beide zusammen erzeugen einen triangulären "Dorn", denn dorsal verläuft mittig ein Trenngrat (Bild 1 Ansicht dorsal).

An den mit "3 + 4" markierten Stellen befinden sich nicht sehr markante GSM-Retuschen (ohne Foto).

Bild SF4: Retusche  2 andere Sicht
Noch einmal die Retusche 2 der rechten Laterale aus einem anderen Blickwinkel mit anderem Lichteinfall.

Meine Fragen:
1. Grundform Frostsprung?
2. Artefakt/Retuschen gesichert?
3. Art/Verwendung des Artefakts?
4. Zeitstellung?

Auf eure Hilfe bin ich angewiesen.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

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Danske

Hallo Jürgen,

als absoluter Laie möchte ich dir als Erster antworten.

Ich halte die Retuschen für intentionell und würde das Stück als Bohrer, eventuell Zinken, bezeichnen. Die Spitze sieht aus, als wäre ein Stück abgebrochen.?
Merkwürdig finde ich, dass sich die Retuschen nicht auf der Dorsal-, sondern auf der Ventralseite befinden.

Zeitstellung vorsichtig, auch aufgrund der Beifunde Mesolithikum, Ertebølle-Ellerbek. Die Form kommt wohl auch schon im ausgehenden Jungpaläolithikum vor, aber aufgrund der fehlenden Patina würde ich das hier eher ausschließen.

Bin gespannt, ob sich die Fachleute melden und wie sie deinen Fund bewerten.

Gruß
Holger

PS: Ich war im April 3 Wochen zur Kur in MeckPomm, hatte viel Zeit und bin auch fündig geworden. Die Stücke stelle ich bald mal ein. Ich hoffe, dabei nicht in fremdem Revier gewildert zu haben.
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

palaeo1

Na gut, sag ich da auch mal etwas zu ! Manche Artefakte muss man einfach in der Hand gehabt haben, um eine Bestimmung vornehmen zu können. In diesem Fall liegt eine Frostscherbe nahe, kann aber auch auch ein Fragment eines Abschlags sein. Für mich ist es eine Grundform, wie auch immer, mit partiellen Retuschen. Die Verwendung bleibt spekulativ, da hilft nur eine Gebrauchsspurenanalyse und die ist teuer, wenn man keine Beziehungen hat (lohnt sich bei dem Stück auch nicht wirklich). Was die Zeitstellung anbetrifft kann man nur sagen : tendentiell jünger als Mesolithikum.

LG palaeo1

StoneMan

 :Danke2:

Moin,

@ Danske, die Retusche ist intentionell. Die Begriffe Bohrer und Zinken, waren in meinem Kopp,
habe ich aber mit Bedacht nicht verwendet. Danke für Deine Gedanken.
Bin gespannt auf Deine Fundbelege aus MV  :glotz:

@ palaeo1, in die Hand nehmen bringt auch nicht jeden weiter. Du weißt wer mir in Wuppertal
einige Artefakte begutachtet hat.
Kommentar: "...hmmm, die Retusche ist ja recht regelmäßig...", das angehängte, "...aber sonst?" wurde
nur noch mit einem Schulterzucken begleitet. 

So kann es gehen, Danke für Deine Einschätzung. Früher oder später bekommst Du es auch in die Hand :zwinker:


Gruß

Jürgen
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