Ein Ausschnitt charakteristischer Funde von einem Fundpunkt

Begonnen von thovalo, 13. November 2010, 11:55:31

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thovalo

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Steinwanderer hat mich gebeten insbesondere eine Auswahl von Kratzern und eine Zusammenfassung des Artefaktinventars des Fundkomplexes am rechten Niederrhein zu zeigen. Doch das geht aufgrund der extrem hohen Fundmengen insgesamt, überhaupt nur für einen der Fundpunkte und dann auch nur in einer Auswahl zur Übersicht.

Charakteristisch für diesen Fundpunkt und das gesamte große Fundareal sind hoch variabel ausgeformte Pfeilspitzen in Fundeinheit mit Querschneiden und Mikrokratzern. Dominierend Abschlaggerätschaften gegenüber einem kleineren Anteil von Klingen als Grundformen. Die Ausnahme bildet ein Fundinventar in dem Klingen als Grundformen weit überwiegen. Dabei handelt es sich möglicherweise um einen spezialisierten Werkplatz innerhalb der komplex strukturierten Siedlungsstruktur.

Ein hoher Anteil der Artefakte besteht aus niederländischen Silex aus der Region um Rijkholt.

Jedoch wurden auch ungewöhnliche Silices, von denen jetzt nur eine Varietät mit dabei ist, ausgetauscht und erst im Bereich des Fundpunktes zerlegt und die Grundformen erst hier weiter bearbeitet.

Dazu fanden sich allein im Fundinventar dieses einzigen Fundpunktes aus dem Gesamtfundkomplex inzwischen sicher mehr als 150 Beilklingenbelege aus Silex. Weiter Beil -und Axtklingenbelege aus Felsgestein, Schlagsteine, Trümmer von Arbeitsplatten, Mahlwannen, Schleifwannen usw.

Das Zentrum der Aufsammlung der hier vorgestellten Funde beschränkt sich auf etwa 150 Quadratmeter Grundfläche. Das Material wird von dort aus durch die intensiven landwirtschaftlichen Aktivitäten entlang der Pflugspuren immer mehr in die Feldflur verlagert.


LG  und ich hoffe nicht nur Steinwanderer kann mit dem gezeigten Material etwas anfangen!



LG  thomas    :winke:


Zunächst die Pfeilspitzen in einer Auswahl aus unterschiedlichen Silices, darunter ein nur "papierblattdünnes" hochfein flächig anretuschiertes Projektil aus Rijkholtfeuerstein.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1
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Eine Auswahl der Querschneiden aus unterschiedlichen Silices, darunter einmal sogar aus Lousbergsilex.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#2
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Eine Auswahl der Mikrokratzer aus unterschiedlichen Silices: darunter Rijkholtfeuerstein, "heller Belgischer" Feuerstein, "nordischer" Feuerstein ......
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#3
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Die Extremformate im unmittelbaren Vergleich!

Der große lateral retuschierte Abschlag besteht aus der dunkeln Varietät des "Rijkholtfeuerstein" und ist im ersten Bild mit dem kleinsten Mikrokratzer, wohl aus "nordischem" Feuerstein gefertigt, gegenüber gestellt.

Auf dem zweiten Bild sind die kleinsten Mikrokratzer aus derselben Feuersteinvarietät des "Rijkholtsilex" dem größten Exemplar gegenüber gestellt.

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#4
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Eine Auswahl von großformatigen Kratzern.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#5
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Ein Abschlagkratzer dessen retuschiertes Arbeitsende von dorsal nach ventral angelegt worden ist und ein lang-schmales Abschlaggerät das vermutlich vom selben Kernstein stammt.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#6
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Ein flach anretuschierter Abschlag, ein Kratzer, ein zinkenähnliches Gerät mit intensiven Arbeitsspuren.

Alle drei Artefakte aus dunklem Rijkholtfeuerstein.


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#7
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Auswahl von Klingen und einem Abschlag.


Vier Bilder einer unretuschierten und rezent gebrochenen großen Klinge mit sehr kräftigem Querschnitt.

Drei Bilder einer Klinge mit exponiert herausgearbeitetem Ende und vermutlich im Gebrauch ventral ausgesplitterten Arbeitsspuren.

Ein Bild einer Großklinge mit stark ausgeprägter lateraler Retusche

Ein Abschlag mit flach angelegter lateraler Retusche.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#8
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Noch nicht abschließend sicher zuzuordnen ist diese Silexvarietät, die sich beim Anfassen deutlich "fettig" anfühlt. Gezeigt sind hier nur die großformatigeren Artefakte mit Retuschen.

Zwei große Kratzer passen nahtlos aneinander, was sich auch an der Textur der Maserung hervorragend nachvollziehen lässt. Offensichtlich ist unmittelbar am Fundort eine Rohknolle dieses Gesteins zerlegt worden, was auf einen enorm weiten Transport von Rohgesteinen in dieser Zeit verweist.

Als Herkunftsort kommt insbesondere der neolithische Feuersteinabbau bei Nointel in der Nähe von Paris in Betracht, der sich im zentralen Bereich der SOM-Kultur befunden hat.

Das die Abschläge aus diesem exotischen Material zudem am Ort selber retuschiert, gebraucht, zurück gelassen, wieder aufgelesen und aneinander gefügt werden konnten, ist ein außerordentlicher Glücksfall.

Die jüngste aufgelesene Klinge lässt sich gleichfalls dieser Varietät zuordnen. Sie muss von einem anderen Rohstück stammen als die beiden Abschläge aus denen die Kratzer gefertigt worden sind.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#9
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Das wars fürs erste!   :winke:


LG  thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.