Nachtrag zu den WE-Funden

Begonnen von chmoellmann, 30. November 2009, 10:27:27

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chmoellmann

Ein knappes Stündchen am Sonntag vor dem Kaffee mit Schwiegereltern brachte dann auch wieder einige schöne Stücke an die Oberfläche:
Bild 1 von links: ein Kratzer, ein fein retuschierter flacher Klingenabschlag, ich meine durch heftigen Gebrauch und häufiges Nachschärfen etwas abgearbeitet (Länge dieses Stücks ist 31 mm), dann eine Mischung aus Klingenkratzer und Stichel, ebenfalls ein sehr flacher Abschlag und ganz rechts ein nach flacherer Abschlag, kaum 1 mm dick, mir einer auch unter der Lupe schwer erkennbaren sehr fein retuschierten halbrunden Arbeitskante. Foto gibt das leider nicht wieder. Auch ein Klingenkratzer, oder?

Bild 2 sind einige fragwürdige Stücke:
Links ein Klingenabschlag mit schräger Spitze, aber ohne deutliche erkennbaren Stichelabschlag. Ist an der Spitze auch sekundär angemackelt. Dann ein dreikantiger Bohrer(?) oder Pfriem (?) mit mehr oder weniger deutlichen Bearbeitungsspuren an den Graten; als Drittes ein flacher Abschlag, der m. E. an der scharfen Kante (unteres Foto rechts) einseitig retuschiert sein könnte. Will mich da aber nicht festlegen. Ganz rechts ein flacher Abschlag (Länge ist hier 30 mm), der schräg zugerichtet wurde und vielleicht einen verunglückten Stichelschlag zeigt. Die Spitze zeigt wiederum deutliche Abarbeitung.
Diese vier Teilchen sind für mich noch deutungsoffen, habe nur meine Ideen wiedergegeben, in welche Richtung ich mir das vorstellen könnte.
Vielleicht hat einer von Euch andere Ideen oder mehr Erfahrung??

rolfpeter

Servus,

den Abschlagkratzer o.l. würde ich auch als solchen bezeichnen, das kann man erkennen. Die anderen Stücke zu deuten, das traue ich mir nicht zu. Die Bilder lassen wenige, eigentlich überhaupt keine Details sichtbar werden.
Warum machst Du keine Bilder, auf denen man die Größe der Artefakte erkennen kann?

Die Klinge auf dem obern Bild, 2. von rechts könnte aus Rijckholt-Flint bestehen.

Wenn das MK sein soll, sieht das Gesteinsmaterial vollkommen anders aus, als ich es von den gängigen Plätzen, wie z.B. Urmitz oder von meinen eigenen Fundstellen her kenne.
Hier herrscht eine ausgeprägt qualitätvolle Klingenindustrie mit relativ großen und gleichmäßig produzierten Artefakten vor. Es gibt große Abschlagkratzer mit steil retuschierter konvexer Kappe, große Beilklingen mit ovalem Querschnitt. Stichel - ich erkenne übrigens auf den Fotos keinen einzigen - sind eigentlich im Repertoire von MK selten, persönlich kenne ich keinen einzigen.

Aber das betrifft nur meinen Erfahrungshorizont, es mag an anderen Stellen abweichende Fundspektren geben, die ich nicht kenne.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

chmoellmann

Ja, das ist tasächlich eine große Frage. Eigentlich sind Siedlungsreste innerhalb der MK Erdwerke ja nicht vorhanden. Ich dagegen finde immer wieder Stücke, die normalerweise Siedlungsanzeiger sind. Ob die alle MK sind, weiß ich auch nicht. Fundplatz ist das Erdwerk. Aber sicherlich waren vorher und nachher auch Menschen dort und haben ihre Spuren hinterlassen. Ältestes Teilchen ist ein Rückenmesser, was ich an diesem Ort gefunden habe. Das macht eine zeitliche Einordnung für mich nicht leichter.
Zur Größenangabe: habe zu jedem Bild extra ein Mass angegeben. Sollte aber demnächst doch mal die karierte Vorlage ausdrucken...

Chr.

rolfpeter

Zitat von: chmoellmann in 01. Dezember 2009, 06:59:41
Ja, das ist tasächlich eine große Frage. Eigentlich sind Siedlungsreste innerhalb der MK Erdwerke ja nicht vorhanden. Ich dagegen finde immer wieder Stücke, die normalerweise Siedlungsanzeiger sind.

Jaja, wird immer wieder gerne geschrieben! Meine Erfahrung sprechen dem aber auch entgegen.
Die meisten Funde sind im Bereich der Gräben zu machen, aber das Innere des Werkes ist nimmer fundleer!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

chmoellmann

Woher kommen dann die Meinungen? Ich dachte schon, "mein" Erdwerk wäre da was besonderes. Ich finde übrigens die schönsten Stücke innerhalb des Grabens (ist nur einer vorhanden), soweit meine Orientierung auf dem Acker das zulässt. Manches lieg dicht am Graben, doch die echten Siedlungsanzeigen wie Klopfsteine und Kratzer und - wenn es wirklich welche sind - Unterlieger von Mühlen, sind mitten in der Anlage gefunden. Nahebei außerhalb des Grabens findet sich gelegentlich auch noch was, aber alles, was weiter weg ist als 20 m ist dann plötzlich Fundleer (bisher).

Chr.