montag gut!

Begonnen von rentner, 12. Februar 2009, 20:30:51

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

rentner

llo Kollegen,

Erst mal Glückwunsch zu euren Funden. Endlich ist das Wetter wieder besser. Ich war am Montag mit meinem Bruder unterwegs und das Bier danach hatten wir uns wirklich verdient. Viel Spass mit unseren Funden!
Jetzt zu den einzelen Steinchen:

Die ersten beiden sind von der ersten Stelle.
Bei dem ersten Beilchen wundern mich diese Rillen auf der Seitenansicht und das dreieckige Hinterstück. Kann da einer was dazu sagen?

Dann haben wir durch Zufall die zweite Stelle mit den nächsten beiden Beilen gefunden. Sehr ärgerlich, dass das eine gebrochen ist... Ist das eher spätneolithisch?

Als dann der dritte Ort nochmal so ergiebig war, war der Tag natürlich einmalig. (das kleine Beilchen (dechsel?), die Reibunterlage und der große braune Schaber).
Der Schaber auf dem letzten Bild sieht in meinen Augen nicht neolithisch aus. Dieser geologische Einschluss ist auch bemerkenwert. Könnt Ihr was zu dem braunen Flint und zu dem Alter sagen?
Cih freue mich schon auf eure Kommentare!
Danke schonmal und weiterhin gut Fund!!

Rentner

p.s.: mein Bruder postet hoffentlich bald einige Beifunde.

Viracoacha

Funde sehr gut  :staun:
Beilchen und Reibstein geradezu hervorragend  :staun: :staun: :staun:

Silex

Solche "Ausbeuten" erreichen die meisten Sucherleben nicht , rentner. Und  der Erhaltungsgrad ist geradezu unheimlich- das dunkle Beilchen sieht aus wie "in situ" ausgegraben....da war noch kein Ackergerät kollidierend an der Schneide.
Für mich auch "unglaublich"
Hoffentlich finden diese Premiumstücke den Zugang zur Wissenschaft und einer breiten Öffentlichkeit.....

sonst wär`s jammerschade



Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Servus Jungs,

das erste Beilchen würde ich ins Endneolithikum oder sogar in die Metallzeiten setzen, rein hypothetisch. Ich habe sowas noch nie gesehen. Das Heck sieht fast wie ein Retuscheur aus. Vielleicht war das Ding als Beilklinge zu kurz geworden.
Die beiden nächsten sind eher spätneolithisch, würde ich auch drauf tippen. Untersuchungen (für Nordhessen) haben ergeben, das jüngere Beilklingen eher rechteckig in der Aufsicht sind und ältere eher einen spitzen Nacken haben.
Beilchen 3 ist 'ne Dechselklinge, klaro.
Der dicke Trumm ist ein Mahlstein-Unterlieger, würde evtl zum Dechsel passen.
Beim Schaber kann ich nicht erkennen, von wo der geschlagen wurde. Gibt es einen Schlagflächenrest oder liegt ein kleiner Bulbus oder ein Bulbusnegativ auf der Ventralfläche? Dann wär's eine Frostscherbe.

Da habt ihr ja wirklich einen tollen Montag gehabt!
Gratulation.
Hg
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

rentner

#4
Hi,

Es liegt mir auch am Herzen, dass diese Funde wisseschaftlich augewertet weden. Ich habe auch schon einen Ansprechpartner im hiesigen Amt und werde den wohl bald kontaktieren. Die Funde kommen übrigens aus Mitteldeutschland.

@Rolfpeter

Verzeih mir meine Unwissenheit, ich bin ja erst sein einem Jahr verstärkt auf Steinzeit aus. Deswegen weiss ich weder ,was ein Schlagflächenrest, ein Bulbus, ein Bulbusnegativ auf der Ventralfläche oder eine Frostscherbe ist.

Es wäre schön, mehr zu erfahren.

Silex

Schau mal hier im "Index Steinartefakte" nach....da hat man excellente Arbeit geleistet.....das musss man verinnerlichen wenn man unterwegs ist!

Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

queque

Lieber rentner,
ich habe das schon richtig verstanden, dass das die Ausbeute von einem Tag ist? Von einem Acker? Mein Gott, es fällt schwer, nicht missgünstig und neidisch zu werden :zwinker:.
Spaß beiseite: Wunderschöne Funde und meinen herzlichsten Glückwunsch dazu.
Weiter so
Bastlmann

arriba

Schöne Beile!  :staun:

Der Flint ist meines Erachtens nach Baltisch, der fossile Inhalt ist der Abdruck eines Seeigels  :-)

:winke: Rikke

rentner

Zitat von: queque in 12. Februar 2009, 21:19:33
Lieber rentner,
ich habe das schon richtig verstanden, dass das die Ausbeute von einem Tag ist? Von einem Acker? Mein Gott, es fällt schwer, nicht missgünstig und neidisch zu werden :zwinker:.
Spaß beiseite: Wunderschöne Funde und meinen herzlichsten Glückwunsch dazu.
Weiter so
Bastlmann

Ein Tag ist schon richtig, es waren aber drei Äcker :frech:. Einfach unglaublich. Ein Stück von einem Beil und von einem Schuhleistenkeil fehlen noch (Bilder folgen). Ausserdem noch viel schöne Keramik, Klingen und ein paar Schaber.
Aber mich interessiert vor allem eure Meinung zu dem Beil auf Bild 1. Diese Rillen an der Kante und das zum Schäften ungeeignete dreieckige Endstück ist sehr ungewöhnlich.

Der Wikinger

Zitat von: rentner in 12. Februar 2009, 21:03:22

Verzeih mir meine Unwissenheit, ich bin ja erst sein einem Jahr verstärkt auf Steinzeit aus. Deswegen weiss ich weder ,was ein Schlagflächenrest, ein Bulbus, ein Bulbusnegativ auf der Ventralfläche oder eine Frostscherbe ist.

Es wäre schön, mehr zu erfahren.

Hallo Rentner  :-)

Schau dir die Kategorie "Kennzeichen eines Flintgerätes" oben auf der Seite an. Da wirst du schon Antworten finden !!  :belehr: :zwinker:

Herzlichen Glückwunsch zu den hervorragenden Funden !!  :winke:

rentner

@Wikinger
Ja, die Kategorie "Kennzeichen eines Flintgerätes" ist wirklich sehr gut. Großes Lob an den Verfasser.
@rolfpeter
hmmm... Retuscheur? Wäre möglich. Aber ein bischen unhandlich. Die Klinge ist nach wie vor recht gut erhalten, und ich weiß nicht, ob die sich wirklich jemand in den Handballen jagen wollte. Aber ne gute Idee.
Bleibt aber immer noch die Frage, was diese Rillen an den Seiten sollten (Zierde/zweckmäßig?)

rolfpeter

Tja der Nacken vom 1. Beilchen ist rauher als der übrige, ja offensichtlich in Gänze geschliffene Beilkörper. Eine solche spitz zulaufende Form von 2 Seiten her sieht man häufig bei Klopfsteinen oder Retuscheuren. Mit den Retuscheuren ist ja nicht wie wild drauflosgeploppt worden, eher  wurde zart gestreichelt.
Die Rillen könnten etwas mit der Schäftung zu tun haben? Vielleicht irgend ein entfernter Vorfahr vom bronzezeitlichen Randleistenbeil? Keine Ahnung. Ich hab's vorher noch nie gesehen. Das müßte ein richtig erfahrener Steinzeitarchäologe in die Hände bekommen. Bei euch in Mitteldeutschland ist doch dieser Himmelsscheiben-Bajuware...ich komm jetzt gerade nicht auf den Namen. Das Gerät ist auf jeden Fall einer näheren Betrachtung wert!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

rentner

Erst mal Danke für die guten Antworten.

@Rolfpeter
Deine Theorie kommt mir immer plausibler vor. Mal sehen, was die Archäologen davon halten...

Zurück zu dem Schaber. Baltischer Flint kann das schon sein. Lousberg-Feuerstein kam mir von den Fotos aus dem Index auch möglich vor. Bulbi oder Bulbusnegative kann ich nicht erkennen. Schlagflächenreste schon eher. Bin mir aber total unsicher. Deswegen noch ein Bild mit der leider etwas dürftigen Kamera, die ich mir geliehen habe.


rolfpeter

Der Feuerstein ist sog. Schotterflint, erkennbar an der abgerollten Rinde. Lousberg ist's auf keinen Fall, der sieht zwar auch braun aus, aber ansonsten völlig anders.
Der Schlagflächenrest müßte am Rand irgendwo sein. Wenn einer da sein sollte, ich vermute dort wo immer der Daumennagel drüber ist, dann könnte es ein Artefakt sein. Wenn nicht, dann ist es eine Frostscherbe, eine Klamotte.
HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Moin!

Ja, ja, die "Rillen" an der Seite! Danke für die hervorragenden Bilder und Mehrfachansichten!

Da hat jemand ökonomisch gedacht, ein Sägeblatt genommen und das gegebene Rohstück beidseits auf die gewünschte Breite gesägt. An einer Längsseite wurde der Sägeschnitt - jedenfalls nach den Bildern - nur von einer Breitseite aus geführt (oberes Bild), an der gegenüberliegenden Längsseite gegenständig von beiden Breitseiten aus (unteres Bild). Schliesslich wurden die beiden äusseren, ungewünschten Teile des Rohstückes von dem dazwischen liegenden, freigesägten Halbfabrikat schlagend abgebrochen. Das resultierte in zwei langschmalen, natürlicherweise ehemals bruchrauhen Zonen. Die mussten aus Schäftungsgründen selbstredend überschliffen werden.
Übrig blieben (oberes Bild) der parallel oberhalb der halben Schleiffacette liegende, breit-D-förmige Wulst und (unteres Bild) der zwischen den beiden Resten der halben Schleiffacetten liegende lang-spitzovale Wulst. Hier sind von der gegenständigen oberen halben Schleiffacette nur noch minutiöse Spuren erhalten.

Und wieder ökonomisch wurden die Wülste nicht bis auf das Niveau der Schleiffacetten heruntergeschliffen, sondern nur weitgehend geglättet. Nur wegen dieses Verhaltens haben sich die Sägespuren erhalten, sonst wären sie nicht mehr erkennbar, und es gäbe nichts zu schreiben.

Gratulation zu den schönen und aussagefähigen Funden!

RP, nichts gegen den guten "Himmelsscheiben-Bajuwaren" H. Meller, aber in Sachen Steinzeit würde ich mich - wenn denn das Amt in Sachsen-Anhalt zuständig sein sollte - an andere Spezialisten wenden; Harald würde das gewiss verstehen!

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

rentner

Hallo Khamsin,

Ja... das macht sicherlich Sinn, was du da geschrieben hast. Glückwunsch zur Lösung dieses Rätsels und vielen Dank.

Khamsin

Moin!

Was für die einen ein "Rätsel" ist, ist für andere die längste P...
Eines Glücklwunsches bedarf es nicht; diese Merkmale sind sehr deutlich und damit common knowledge für alle, die sich längere Zeit mit Steinen beschäftigen.

Danke und herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

rentner

hm...ok, verzeih meine Unwissenheit. Bin ja noch nicht lange dabei.
Und damit können wir schön zur nächsten Frage überleiten. Ist das ein Schlagflächenrest?

rolfpeter

Zitat von: rentner in 15. Februar 2009, 19:46:05
Ist das ein Schlagflächenrest?

Nein.
Ich halte den Stein nicht für ein Artefakt, sondern für einen Frostsprengling, der dann noch durch - was auch immer - bestoßen wurde.
An der Stelle, die zu markierst, könnte eine Schlagfläche sein. Auf der Fläche, die rechts des Pfeiles auf dem rechten Bild ist, müßten dann die Wallnerlinien konzentrisch um den Schlagpunkt zu sehen sein. Aber das ist eine Betrachtung, als wäre Dein Stein ein Kernstein. Der Schlagflächenrest wäre also auf dem Teil, das von Deinem Stein weggeflogen ist.
Wäre das Ding ein Artefakt, so müßte ein Schlagflächenrest, also ein kleine flache Stelle, am Rand vorhanden sein.
Schau Dir mal das 2. Bild "Klinge" hier an:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,21331.0.html
Punkt 1 und 1a, das ist der Schlagflächenrest, also das Stück der Schlagfläche, das mit der Klinge vom Kern abgesprungen ist. Wie der Wikinger richtig schreibt, gilt das für alle abgschlagenen Artefakte (Abschläge und Klingen). Aus bruchmechanischen Gründen geht das nicht anders. Wenn man einen Abschlag in eine gewünschte Form bringen will, dann benötigt man eine definierte Schlagfläche.
Man kann natürlich auch auf einen Stein draufhauen um überhaupt eine Schlagfläche zu schaffen, beispielsweise um aus einer Flintknolle im ersten Schritt einen Kernstein herzustellen. Um die Abfälle, die hierbei entstehen, von Klamotten zu unterscheiden, fehlt mir aber auch das Fachwissen.
Vielleicht können die Steinschmiede unter uns dabei weiterhelfen.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

rentner

Vielen Dank, Rolfpeter!

Ich habe in diesem Thread auf jeden Fall eine Menge gelernt und bedanke mich für eure Geduld. Der Index und die Klassifizierung hier im Forum sind spitze, aber es braucht halt trotzdem ne Weile, bis man sichere Aussagen treffen kann. Wenn das Wetter sich wieder bessert, werdet ihr hoffentlich mehr von uns (Brüdern) sehen.
Bis dann, gut Fund!

lg Rentner

sven

Herzlichen Glückwunsch zu den Funden! Ich begehe seit 2002 Äcker in Sachsen-Anhalt, aber ich hatte nie auch nur annähernd so eine Ausbeute. Nimm mal Kontakt zu den Archäologen in Halle auf (wenn die Funde, wie ich annehme, aus Sachsen-Anhalt sind)! Ich habe da nur gute Erfahrungen gemacht. Sie sind sehr aufgeschlossen, erklären einem viel und sind an diesen Funden bestimmt sehr interressiert. Aber nicht gleich Herrn Meller verlangen und die Funde verkaufen wollen, da könnte man schnell zum Raubgräber werden. Stelle bei Bedarf gern Kontakt her. Zu Thüringen und Sachsen habe ich selber noch keinen nennenswerten Kontakt.

Mit freundlichen Grüßen

Sven

rentner

Hi Sven,

...verkauft werden die garantiert nicht !!!!! ich treffe mich in einer woche mit einem hiesigen archäologen und freue mich schon sehr darauf. beim suchen gehts um vieles aber definitiv nicht, unter keinen umständen, als allerletztes ums geld.
der sachsen-anhaltinische boden gibt übrigens ne menge her.

Grenzton

Hi Rentner.

Warum sehe ich diese Tröööt erst jetzt...?

Ich als passionierter Fossiliensammler saugte mich gleich an Deinem "Schaber" fest.
Der wie Du ihn beschreibst "geologische Einschluß" sieht aus wie das Negativ (bei Feuerstein die Regel) eines Seesterns.
Genauer gesagt ein Fragment der Körperscheibe. 
Wenn es Lousbergflint ist, stammt er aus dem Campan/Maastricht, das sind die jüngsten Abschnitte der Oberkreide und da könnten die Arten;

Metopaster sp.
Recurvaster sp.
oder
Crateaster sp.

...in Frage kommen.
Auch unter Fossiliensammlern gelten solch große Fragmente von Seesternen als relativ selten.

Deshalb von mir aus der paläontologischen Ecke,
Gratulation zu diesem besonderen Fossilfund.

Gruß, der Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

szeletien

Hallo Rentner
Sehr schöne Funde! Danke fürs zeigen!

Ich hatte hier mal ein Beil eingestellt, das aus dem gleichen Gesteinsmaterial bestehen könnte. Habt Ihr eine Ahnung von diesem Gestein? Farbe ist braun und Material ist sehr homogen. http://www.sucherforum.de/index.php/topic,34176.0.html

HG Szeletien

rentner

Hallo Szeletien,
meinst du das kleine Braune auf Bild "beilchen5"? Haben aber auch keine Ahnung welches Material. In ca. zwei Wochen kommt aber einer vom Landesdenkmalamt, und der wirds hoffentlich wissen.
gruß
Rentner