Miniaturdolch als Feuerschlagstein?

Begonnen von Steinkopf, 22. März 2012, 21:35:34

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Steinkopf

Im Bereich der dürftigen Flintversorgung im Altmoränengebiet
fand ich ein opportunistisch überarbeitetes Stück, von dem ein
Stückchen der Spitze fehlt.

Es ist mit (tatsächlichen) 7,3 cm Länge ein kleines Messer mit klar
gegliedertem Griff- und Schneidenteil.
Der Knauf des Schneidenteils ist verrundet und könnte
zum Feuerschlagen genutzt worden sein.
Die Schneide ist beidseitig durch Retuschen mit kleinen Zacken.

Schöne Grüße
Jan

steinwanderer

Moin Jan,
daß ist ein schönes Stück. Ja es ist eindeutig ein Feuerschläger.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

StoneMan

#2
Moin Jan,

jau, das ist wieder einmal ein wunderbares Stück  :super:

Glückwunsch dazu  :Danke2:

Der Gebrauch von "Dolch-Knaufenden" als Feuerschläger wird ja in dem hier von Steen verlinkten Beitrag beschrieben >>klick<

An dieser Stelle sei erlaubt, dem Steen für diesen Artikel einen Glückwunsch auszusprechen - sehr informativ  :Danke2:


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Moonk

Glückwunsch Jan zu dem schönen Stück. :super:

HG Hermann :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Wutach

Hallo Jan,

ja, hier sind die Abbrasionen ganz typisch für einen Feuerschlagstein ausgeprägt. Auch sonst kann ich deinen Interpretationen zu dem Stück bestens folgen.

LG Marc.

Steinkopf

Vielen Dank für Eure Rückmeldungen!

Als ich das Stück aufhob, wurden mir Formgebung und wahrscheinliche Verwendung
wohl klar. Dennoch war ich unsicher, weil ich ein so 'dürftiges' Exemplar eines 'Dolches'
noch in keinem Buch oder in Ausstellungen gesehen habe.
Aber Not macht erfinderisch. Und so fallen manche Beile, Schaber etc. aus dem Material
der Altmoräne eben bescheiden aus.

LG

Jan



thovalo

#6
Zitat von: Steinkopf in 24. März 2012, 09:20:35
Vielen Dank für Eure Rückmeldungen!

Als ich das Stück aufhob, wurden mir Formgebung und wahrscheinliche Verwendung
wohl klar. Dennoch war ich unsicher, weil ich ein so 'dürftiges' Exemplar eines 'Dolches'
noch in keinem Buch oder in Ausstellungen gesehen habe.
Aber Not macht erfinderisch. Und so fallen manche Beile, Schaber etc. aus dem Material
der Altmoräne eben bescheiden aus.

LG

Jan




:-)



Lieber Jan,


das ist ja auch keiner !


Als Grundform dieses Artefakts wurde eine Klinge verwendet.
Damit unterscheidet es sich deutlich von den charakteristischen "nordischen Dolchen", die in Kerntechnik gearbeitet worden sind.
Auffallend sind unter anderem die intensiven seitlich Ausschläge im ventralen Basisbereich.

Die gesamte Zurichtung und Gebrauchsmarken entsprechen vielmehr auch der Art und Weise von Fundbelegen die in der Funktionsweise eines "Messers" zugerichtet worden sind!

An nordischen Feuerschlagsteinen sind immer wieder laterale Zurichtungen vorhanden die nicht unbedingt mit einem vorhergehendem Gebrauch als Artefakt anderer Zweckbestimmung in Beziehung gestanden haben müssen.

Zum Feuer machen in urgeschichtlicher Tradition gehörten als notwendige materielle Vorraussetzungen noch die Markasit- oder Pyritknolle und Brennmaterial.

Ggf. dienten die Zurichtungen der Längskantenverläufe auch der weiteren Vorbereitung des Zunders mit dessen Hilfe man das Feuer in Gang brachte, das Abschaben von feinen Holzspänen usw.!


Oder noch einem "andersrum" gedreht ins Auge gefasst:
die lateralen Retuschierungen könnten auch der besseren Schäftung des Werkstücks in einer Handhabe gedient haben
aus der dann das Funktionsende mit der eindeutig stark genutzten Partie des FeuerSCHLAGsteins heraus gestanden hat.


Aus meiner Perspektive ist dies ein intentionell so zugerichteter Feuerschlagstein und zwar nicht nur ein sehr eindeutiges sondern auch ein sehr ausdrucksstarkes Exemplar!


glG thomas  :winke:


"Es ist mit (tatsächlichen) 7,3 cm Länge ein kleines Messer mit klar gegliedertem Griff- und Schneidenteil. "

Da Du das selber schon so klar erkannt und auch beschrieben hat verstehe ich den Titel: "Miniaturdolch als Feuerschlagstein?" und Deine abschließende Bemerkung: 'dürftiges' Exemplar eines 'Dolches' nicht so ganz !

Das war, ist und wird keiner!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#7
Erst mal ein kurzlink zu einem Vergleichsstück:

http://img523.imageshack.us/img523/9412/ild1sc.png


Sorry für diesen dann elendslangen verlinkung ....   die fast 6 Jahre alte Forumsdiskussion ist immer noch interessant ....


http://www.google.de/imgres?q=feuerschlagstein&um=1&hl=de&client=safari&sa=N&rls=en&biw=1277&bih=624&tbm=isch&tbnid=G4FbzAd9BiJAEM:&imgrefurl=http://www.sucherforum.de/index.php/topic,18037.0.html&docid=f1I-hnC5DNc8uM&itg=1&imgurl=http://img523.imageshack.us/img523/9412/ild1sc.png&w=320&h=240&ei=y5ttT6DoJMzjtQax_MiTAg&zoom=1&iact=hc&vpx=547&vpy=156&dur=1773&hovh=192&hovw=256&tx=148&ty=109&sig=100853796915577173081&page=2&tbnh=132&tbnw=256&start=18&ndsp=23&ved=1t:429,r:2,s:18

Das erste abgebildete Artefakt ist KEIN Feuerschlagstein aber das Vergleichsstück das WIKINGER dann in diesem Thread eingestellt hat, das im Kurzlink,  ist ein entsprechender Vergleichsbeleg für Dein Fundexemplar!


glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Schönen Dank Thomas, für die umfassende Einordnung.
Da ich Dolche nicht so oft finde hab ich hier glatt hochgestapelt.
Bei dem Fundreichtum am Niederrhein und auch in Wikingers Jungmoränengebiet
mit den hochkarätigen Fundstücken sieht ein 'Dolch' natürlich anders aus.

Es leuchtet mir ein, dass ein Messer (sogar mit Zacken) hier
für das Zerkleinern des entzündlichen Materials gleich als
'two in one' mit geschaffen wurde.
Trotz jahrzehntelanger Suche habe ich auf den norddeutschen
Siedlungsplätzen nie Markasitknollen gefunden - oder nicht erkannt.

Wenn in einigen Wochen die Maisfelder wieder offen sind, werde
ich weitersuchen.

Schönen Gruß

Jan

thovalo

#9
Zitat von: Steinkopf in 24. März 2012, 12:47:31
Schönen Dank Thomas, für die umfassende Einordnung.
Da ich Dolche nicht so oft finde hab ich hier glatt hochgestapelt.
Bei dem Fundreichtum am Niederrhein und auch in Wikingers Jungmoränengebiet
mit den hochkarätigen Fundstücken sieht ein 'Dolch' natürlich anders aus.

Es leuchtet mir ein, dass ein Messer (sogar mit Zacken) hier
für das Zerkleinern des entzündlichen Materials gleich als
'two in one' mit geschaffen wurde.
Trotz jahrzehntelanger Suche habe ich auf den norddeutschen
Siedlungsplätzen nie Markasitknollen gefunden - oder nicht erkannt.

Wenn in einigen Wochen die Maisfelder wieder offen sind, werde
ich weitersuchen.

Schönen Gruß

Jan


Hier gibt es nicht EINEN !

Ich kenne als Prachtstücke nur die "nordischen" und die "französischen" die selten mal als Importe auch bis in diese Region hier gelangt sind.
Ich glaub nicht mal das zu meinem Lebzeiten irgendeine nennenswerte "Dolchklinge" im flächendeckend retuschierten Kernbearbeitungsmodus gefunden worden ist!

Insgesamt reichhaltigere Fundplätze außerhalb der Gebiete mit Lößböden gibt es, abgesehen von zwei Ausnahmen, nicht.

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.