mesolithischer Mikrolith ?

Begonnen von RockandRole, 30. Januar 2019, 17:09:56

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RockandRole

Hallo Leute  :winke:

heute auf weiter Flur auf einmal dieses Artefakt. Das Teil hat in unmittelbarer Nähe zu dem letzten ausgesplitterten Stück gelegen welches ich vor wenigen Wochen finden durfte.

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,75539.0.html

Das Teil ist jedenfalls mit einer Bruchtechnik aus einer Klinge hergestellt und dreiseitig retuschiert worden. Wäre das ein mesolitischer Mikrolith wäre das der erste aus Aschaffenburg überhaupt, welcher jemals gefunden wurde. Das ist ja schon mal was, obwohl ein Armutszeugnis für das Mesoltihikum hier in der Gegend  ;D

Die Größe ist 21 mm.

liebe Grüße vom Daniel
gefährliches Drittelwissen

Steinkopf

Moin Daniel

Nun sei man nicht so anspruchsvoll - das ist doch ein prächtiges Teil!
Sieht auch nach gutem Material aus.

LG

Jan

Danske

#2
Servus Daniel,

nach meinem Dafürhalten handelt es sich tatsächlich um einen Mikrolithen :glotz:, Glückwunsch zu dem Fund :super:

An der Basis kann ich keine Retuschen erkennen, daher würde ich ihn als einfache Spitze bezeichnen.

LG
Holger
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

RockandRole

Hallo ihr beiden,

prächtig fürwahr, aber da ja noch nie vorgekommen zweifle ich es erst einmal an  :-)  das Material ist sehr gut und ich kenne es als Mikrolith so noch gar nicht. Muss aber nix heißen. Unsere anderen Stellen sind ja weit entfernt.
Die Basis ist retuschiert, ich mache morgen mal ein überzeugendes Bild.

Ich dachte vor 2 Jahren schon mal ich hätte Meso hier gefunden. Dieser Milrolith stellte sich aber als Spätpaläolithikum heraus.

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,70992.0.html

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

RockandRole

Morsche,

heute hat es besser geklappt mit den Fotos. Sind zwar auch nicht erste Sahne, aber sie sollten genügen. Der Glanz darauf ist der gleiche wie bei den restlichen Retuschen. Links unten ist aber vom Pflug und CO.

Wenn man sich die Typentafeln von Beuronien anschaut, könnte das B oder C sein. Da fehlt aber immer noch eine Retusche auf den Tafeln. Ist ja noch relativ grob die Einteilung. Birgit Gehlen hat sie schon feiner gemacht, ich muss aber mal schauen ob man da so einfach rankommen darf  :-D

http://www.landschaftsmuseum.de/Bilder/Mesol_Typengruppen.gif

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

palaeo1

#5
Ich möchte das Stück als atypische Dreieckspitze sehen, somit das Stück auf die Basisretusche stellen. Dann entsteht eine Symmetrie, die durch die schräggestellte Klingenachse so nicht gegeben ist. Dadurch erklärt sich auch der dritte anretuschierte Schenkel.
Bei einfachen partiell retuschierten Mikrolithen ergeben sich ja zwei Schäftungsvarianten. Zum einen seitlich am Schaft als Widerhaken, zum anderen als Projektil am Pfeilschaftende. Beide Varianten sind belegt (Zitate kann ich raussuchen). Bei dem hier vorliegenden Mikrolithen würde sich die Funktion als Pfeilkopf ergeben.
LG palaeo1

RockandRole

Hallo palaeo1,

danke dir für deine Einschätzung  :-)

Solche Gedankengänge hatte ich auch. Ich sehe das Stück auch auf der Spitze eines Kompositgeschosses oder als einziger Mikrolith an einem Pfeilschaft. Zweifel habe ich nur wegen dem verwendeten Material und einer Ansprache eines wahrscheinlich ähnlichen Artefaktes, welches ich aber nicht in Bildern finden kann. Diese Spitze liegt gerade mit der restlichen Abgabe beim Amt.

Vielleicht war die rechte Laterale ja wirklich einfach nur zu weit außerhalb der Symmetrie, oder sie war eh viel zu dünn, oder schon bei der Bruchtechnik gesplittert und es war eine leichte ´Schönheits OP´ im Schaffungsprozess. Dauert ja nur wenige Sekunden. Typologie war dem Hersteller eh nicht bekannt und Wurscht.

Gehen wir mal die Sache von der anderen Seite an. Gibt es denn Belege für solche Spitzen im bandkeramischen Zusammenhang? Weil die gibt es bei uns durchaus, wenn auch wenig. Eine kleine Siedlung habe ich vor 3-4 Jahren in weniger als 2 km Enfernung entdecken dürfen. Und eine weitere mit mindestens 17 Hausgrundrissen befindet sich auch in etwas mehr als 3 km Entfernung. Die Berührungspunkte von den Neolithikern mit den Mesolithikern bei uns im Raum dürfte aber außerst gering gewesen sein.

Liebe Grüße Daniel

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Danske

Moin Daniel,

die Fotos sind sehr gut, die Basisretusche nun eindeutig. Daher würde ich der Ansprache von Palaeo1 zustimmen.

Solche Dreicksspitzen im bandkeramischen Kontext sind mir nicht bekannt, was natürlich nichts heißen soll. Sicher wird es zu Berührungen zwischen Meso- und Neolithikern gekommen sein. Durch Oberflächenfunde ist dies aber nicht zu belegen, höchstens durch stratigraphische Befunde wie zum Beispiel bei den durchlochten donauländischen Äxten im Ertebøllekontext.

LG
Holger

Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

RockandRole

Hey Holger,

also mittlerweile bin ich auch von einer Dreieckspitze überzeugt.

Hargo hatte mich an anderer Stelle an den Floss verwiesen. Da ist auf Seite 602 bei der Tafel von Heinen einige Dreieckspitzen mit beidseitiger Lateral- und Basisretusche.

Dazu wird auch geschrieben, dass die Chance auf eine beidseitige Retuschierung in Süddeutschland steigt. Das würde dann auch das atypisch von palaeo1 erklären, bei dem es praktisch keine Dreieckspitzen mit beidseitiger Lateralretusche gibt.
Weiter heißt es noch (Floss S. 606), man kann im Süddeutschen anhand der Basis die Dreieckspitzen auch typologisch einordnen. Und zwar ist es bei einer konkaver Retusche Beuronien C. (Taute 1971)

Das würde dann auch die, schätzungsweise eher regelmäßige Grundform, das für mich seltsame Material und damit einhergehende fehlende Temperung erklären. Die ist auf das Frühmesolithikum beschränkt und bei uns in der Region noch gar nicht nachgewiesen.

Jetzt freu ich mich noch mehr  :zwinker:  danke an alle.  :Danke2:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Danske

Hi Daniel,

da gratuliere ich dir aber, feine Sache. Und danke für's Zeigen :Danke2:

Der Floss wird meine nächste Anschaffung. Habe mir zwar schon einige Beiträge aus dem Werk herunterladen können, aber mir fehlt noch einiges.

Liebe Grüße
Holger
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen