Mikrolith

Begonnen von Silex, 26. Juli 2008, 23:19:28

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Silex

Winzig-rötlich-seidig-glänzend liegt er auf dem Zeigefinger- prall "gezeichnet" mit winzigen Retuschierungen und  formenden Einwirkungsspuren der menschlichen , mesolithischen Art. Selbst die heutig-brutale , maschinenunterstützte Bodenmechanik kann diesen Winzlingen kaum  am Ursprungsgepräge flicken....
Sie driften weg vor der Stahlschneide, dem Grubberstahl und der Walze....die jungfräuliche , vollkommen unbeschädigte Schneidenpartie mag Zeugnis davon ablegen.
Ich habe gelernt dass dies ein Mikrolith sein könnte.... dass deren  retuschierte Partie im Pfeilschaft saß- ein Widerhaken sich nach außen züngelte. Ist dieser Mikro an diesem Ende nachträglich im Acker zerbrochen...ich kann es kaum glauben.... und am vorderen Ende sieht es intentionell- ursprünglich gekappt aus.

Aber wie schafften es diese Leute diesen stahlharten Splitter  zur Bearbeitung zu handhaben? Und das an der Breitseite des Objektes
Man liest von Verankerung in Geweih- oder Holz um die Feinbearbeitung vorzunehmen.
Dies erscheint mir bei diesen Dimensionen jedoch  nicht praktikabel.
Wurden  die Retuschierungen eventuell an "größeren"  Klingen vorgenommen und nachträglich miniaturisiert?
Diese Dinger sind unscheinbar......auch scheint ihre Wirkmäßigkeit in Bezug zu der aufwendigen (hier darf das "ä" nicht rein) Herstellung nicht in angemessener  Form gegeben zu sein....außer bei Fischpfeilen vielleicht. Vielleicht ein Ansatz zur "Denke" dieser fernen Menschen
Etliche dieser Dinger stammen von einer Höhensiedlung am Flußufer. Dieses Ding auch



Hatte ich den schon?
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

psearch

Hallo Silex,

was mich immer besonders an den Mesolithikern fasziniert ist das obwohl es sich um eine Jägerkultur handelt weitreichende Handelsbeziehungen schon
längst etabliert waren .... die Buntheit des Rohmaterials an mesolithischen Fundstellen gibt beredend Auskunft hiervon. Dröselt man die lokalen, regionalen
und überregionalen Rohmaterialherkünfte auseinander frägt man sich wie das früher wohl so in der Praxis abgelaufen ist ... .

Sehe ich mir die frühmesolithischen Mikrolithen (Beuronien A+B) so an, sind diese wohl erst nach dem Kerbbruch retuschiert wurden. Anders kann man
sich z.B. eine konvexe Basisretusche nicht erklären. Allerdings es wäre auch denkbar das schon vor dem Kerbbruch ein Teil der Retuschen angebracht wurde.
Sicherlich eine fitzelige Arbeit. Und die oft sehr reichlichen Funde an mesolithischen Fundstellen zeigen, das da wohl einiges in die Hose gegangen ist  :narr: .

Jau, sie die Mikrolithen sind gut darin dem Stahl der Neuzeit auszuweichen. Aber gerade ihre Kleinheit macht die Suche zwischen tausenden von Gesteinssplittern je
nach Fundstelle zu einer visuellen Qual  :irre: .

Aber gerade Überlegungen wie die deinen heben die Amateurarchäologie über reines Artefaktaufklauben heraus.  Weiter so  :super: und viel Glück  :prost: für die
beginnende Saison wünscht

Psearch