merkwürdiges Flintteil

Begonnen von Wiesenläufer, 13. März 2021, 18:27:07

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Wiesenläufer

Moin,

bin gerade am fertigmachen eines Fundplatzes vom November letzten Jahres.
Große Anzahl von Feuerstellen und so gut wie keine Funde.
Heute bei Regen nochmal drauf gewesen und dabei dieses eigenartige Flintstück beigehabt.

Beide Seiten mit Cortex von einem Trümmerstück.
Die eine Kante sieht retuschiert aus.  :kopfkratz:
Einfach nur merkwürdig.
Das Stück ist etwa 1,2cm dick und flacht dann auf 0,5cm ab.
An der breitesten Stelle ist es knapp 2,5cm

So eine gleichmäßige Bestoßung kann doch eigentlich nicht sein.  :kopfkratz:

Gruß

Gabi

PS: weitere Funde, die letzten drei Bilder

Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Steinkopf

Hi Gabi,

Das weiße Fundstück auf dem letzten Bild gefällt mir am besten!
Ein Bruchstück mit Beilschliff - aus dem weißem Flint der oft für
neolithisch Beile genommen wurde.

Das andere ist eher zum Kopfzerbrechen.

Liebe Grüße

Jan

Wiesenläufer

Moin Jan,

bis auf diese groben, großen klingenförmigen Abschläge und Bruchstücke habe ich nur eine Handvoll Abschläge und dieses Bruchstück mit Schliff
was eindeutig ist.  :besorgt:
Wirklich was zum Kopfzerbrechen.
Dafür aber gut 10 aufgepflügte Feuerstellen.

Gruß

Gabi


Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Steinkopf

weiter...

Mich elektrisiert dieses weiße Teil mit Beilschliff
       weil das Material drei Merkmale hat, die ich bei sehr zahlreichen Beilschliff Fragmenten
       im Elbe-Weser-Dreieck fand:

       es ist opak (undurchsichtig) weiß  und hat (mehr oder weniger) schwarze Inklusen.

       In einem früheren Thread habe ich schon einmal ratsuchend darüber berichtet:
       http://www.sucherforum.de/index.php/topic,68922.0.html
       
LG
Jan

Steinkopf

weiter...

Das längliche Cortexteil scheint mir eindeutig retuschiert zu sein.
Es gibt solche genial einfachen Stücke.

LG

Jan

Wiesenläufer

Moin Jan,

"weißen" Flint mit Schliff habe ich oft auf meinen TBK Plätzen, nur noch nie drauf geachtet  :schaem: ob sie auch die schwarzen Inklusen haben.
Meistens fotografiere ich die Abschläge mit Schliff nicht, in diesem Fall etwas anders da ich sonst kein weiteres Material von dem Platz habe.

Vielen Dank für diesen wertvollen Hinweis  :super:

Wieder was dazu gelernt.

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Steinkopf

Moin Gabi,

Thomas 'tovalo' hat in meinem alten Thread die Arbeit von Henning Haßmann erwähnt.

Ansonsten ist diese weiße, opaake Flintvarietät nicht im Focus.
Sie wurde bevorzugt für Beile genommen. Woher sie stammt ist wohl noch unbekannt.

Mir fiel sie auf einem bestimmten Fundplatz auf, als ich genug davon fand, um annehmen zu können,
dass hier ein Beil fragmentiert worden war und zu Kratzern, Querschneiden, Klingeneinsätze für Sicheln
etc. verwendet worden war.

Seitdem focussiert sich mein Blick (auch) auf dieses Beuteschema.

LG
Jan

Sprotte

Zum Beilabspliss: In der Tat scheint weißer bis sehr hellgrauer Flint (auch) im Norden sehr beliebt zur Beilproduktion gewesen zu sein (und nur dafür). Auf einem Fundplatz In Nordwestmecklenburg fanden sich allein drei Beilbruchstücke aus weißem Flint. Alle anderen Flintartefakte bestanden nicht aus diesem weißem Flint.

Zum retuschierten Trümmerstück: Trümmerstücke und Frostabsplisse wurden durchaus zur Werkzeugproduktion herangezogen (kenne ich aus eigener Anschauung) --- reiner Pragmatismus.

Viele Grüße
Sprotte

Wiesenläufer

Moin Sprotte,

hat der weiße Flint vielleicht eine besondere Eigenschaft die ihn für die Beilproduktion auszeichnet.  :kopfkratz:
Pfeilspitzen sind auch oft aus dem sehr hellen bis weißen Flint, oder sind die aufgrund der geringen Größe nur durchpatiniert ?
Ein paar davon habe ich ja selber schon davon gehabt.

Das Trümmerstück mit Retusche wird mit dieser Bezeichnung eingetütet.  :zwinker:


Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Steinkopf

Moin,

Dr. Henning Haßmann, heute niedersächsischer Landesarchäologe, hat in seiner Arbeit
über Flintartefakte der Grabung in Büdelsdorf (SH) den weißen Flint, erwähnt:
   "Es scheint.., daß man den weißen Flint als hochwertiges Rohmaterial für die Produktion von Großgeräten
   von außen in die Siedlung gebracht hat...". (Haßmann,  Büdelsdorf S. 180)
Woher dieses Material stammt ist wohl noch ungeklärt.

Seitdem ich darauf achte habe auch In Museen bis nach Nord Jütland hinauf dieses Material gesehen.

LG
Jan

Danske

Zitat von: Wiesenläufer in 18. März 2021, 05:14:37
Moin Sprotte,

hat der weiße Flint vielleicht eine besondere Eigenschaft die ihn für die Beilproduktion auszeichnet.  :kopfkratz:
Pfeilspitzen sind auch oft aus dem sehr hellen bis weißen Flint, oder sind die aufgrund der geringen Größe nur durchpatiniert ?
Ein paar davon habe ich ja selber schon davon gehabt.

Das Trümmerstück mit Retusche wird mit dieser Bezeichnung eingetütet.  :zwinker:


Gruß

Gabi

Ich vermute, dass diese Flintvarietät, ähnlich wie Danienflint, zäher als andere Flintarten ist und sich daher für die Beilherstellung im besonderem Maße eignet.

LG Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.