Dolchdiskussion

Begonnen von Silex, 17. August 2008, 22:59:09

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Silex

http://homepages.uni-tuebingen.de/alfred.pawlik/Allensbach_Dolch.pdf


wenn der Hallstatthügel  für die Profis vorbereitet ist ....gibts wieder  "Live-Funde" aus der Jägerzeit
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

#1
Danke für den interessanten Link, Edi!
Es ist schon erstaunlich, wie weit die Gebrauchsspurenanalytiker inzwischen gekommen sind. Wenn ich richtig informiert bin, spielt Dr. Pawlik dabei auch international in der allerersten Liga.
HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Salaam!

Stimmt, mit Dr. Alfred Pawlik verfügt Deutschland über einen international renommierten Gebrauchsspurenanalytiker aller ersten Ranges. Alfred Pawlik ist Prähistoriker (Uni Tübingen) und hat sich im Laufe der Jahre auf dieses sehr, sehr spezielle Feld begeben. Schon seine Magisterarbeit befasst sich mit diesem Thema (Mikrogebrauchsspurenanalyse. Urgeschichtliche Materialheft 9. Tübingen 1992), das später in der Doktorarbeit pointiert wurde (Die mikroskopische Analyse von Steingeräten. Urgeschichtliche Materialhefte 10. Tübingen 1995).

Dabei lehrt ein Blick in die forschungsgeschichtliche Entwicklung dieser Disziplin, dass diese Tätigkeit im Hinblick auf einen Broterwerb alles andere als leicht ist. So wundert es nicht, dass Herr Pawlik schon seit vielen Jahren an der Universität von Quezon/Philippinen tätig ist, nach meinen letzten Informationen als "assistant professor". Das liegt einfach daran, dass die Gebrauchsspurenanalytik (use wear analysis; analyse des traces d´utilisation) zwar weltweit als wichtige Untersuchungsmethode anerkannt ist, es jedoch oft an den notwendigen Finanzmitteln mangelt. Und so hangeln sich die relativ wenigen Spezialisten (b.G.) von Auftrag zu Auftrag, was sie vom "Südkap bis nach Thule und von Mauretanien bis nach Japan" verschlägt. Oder es führt - wie bei Prof. Pawlik - zu einer relativ festen Stelle, auf der jedoch die GebSpurAnalytik nicht die Hauptrolle spielt. Klar, wir alle müssen essen!

Unbeschadet dieser teilweise bizarren Situation erhält Prof. Pawlik - keep the fingers crossed - jedoch in Deutschland immer wieder Aufträge (eben jener Dolch in Edis link), wobei - jedenfalls stellt sich das mir so nach der Literatur dar - auch Dein Ampf, RP, keine geringe Rolle spielt. Das liegt gewiss auch daran, dass sich Prof. Pawlik und J. Weiner seit vielen Jahren kennen und bereits im Jahre 1995 den - nicht nur meiner Meinung nach - wichtigsten Artikel zur Schäftung bandkeramischer (und folglich auch mittelneolithischer) Dechselklingen veröffentlicht haben (Weiner,J./Pawlik,A., Neues zu einer alten Frage. Beobachtungen und Überlegungen zur Befestigung altneolithischer Dechselklingen und zur Rekonstruktion bandkeramischer Querbeilholme.  In: Experimentelle Archäologie, Bilanz 1994. Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 8, 1995, 111-144. Oldenburg).

Dabei wäre die wichtigste Erkenntnis, dass nämlich die Dechselklingen festgebunden wurden, nie und nimmer möglich gewesen, wenn nicht 1. der Ausgräber des LBK-Brunnens von Kückhoven in dessen Füllung eine Dechselklinge mit makroskopisch erkennbaren Schäftungsspuren gefunden hätte, vor allen Dingen aber 2., diese Klinge nicht von Prof. Pawlik im Hinblick auf Gebrauchsspuren untersucht worden wäre!

So ist es nicht verwunderlich, dass Prof. Pawlik auch danach weitere Duftmarken gerade im Rheinland hinterlassen hat. So z.B. bei der Analyse eines Feuerschlagsteins (Gechter-Jones,J./Pawlik,A., Ein absolut datiertes Mehrzweckgerät der Bronzezeit: Feuerschläger und Meißel. Arch. im Rheinland 1997, 33-35), an einer Deiner Beilklingen, RP (Weiner,J., Gebrauchsspurenanalyse an einer Beilklinge aus Hambach. Arch. im Rheinland 2005, 39-41) und wie man hört erst jüngst noch bei der Entdeckung von Birkenpechresten auf einigen mittelpaläolithischen Artefakten aus dem Braunkohlentagebau Inden! Man wird schon jetzt auf einen Artikel dazu in Arch. im Rheinland gespannt sein dürfen!

Unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten kann kein Zweifel daran bestehen, dass Gebrauchsspurenanalytiker (b.G.) an Instituten für Ur- und Frühgeschichte mit Schwerpunkt Steinzeit ebenso einen festen Platz haben sollten, wie es andere Einrichtungen (Botanik, Dendro, Radiocarbon) schon lange haben. Aber mach das mal den auf der Knete sitzenden Entscheidern klar...
     
Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

rolfpeter

Ich hatte mich vertippt und es korrigiert. Natürlich heißt der Herr Dr. Pawlik!
HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert