Mein Wochenende

Begonnen von rolfpeter, 29. März 2010, 22:17:57

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rolfpeter

Servus,

letzten Sonntag bin ich nach längerer Zeit noch mal auf den Acker und habe ein wunderbar früh gepflügtes, abgeregnetes und somit bestens zum Suchen präpariertes Feld abgesammelt. Das Stück liegt neben einer LBK-Siedlung und so wollte ich mal nachschauen, ob sich die Klitsche da noch fortsetzt. Ich bin das Feld schon mehrfach unter schlechteren Bedingungen abgegangen und habe nix außer einigen Abschlägen finden können.
Diesmal hats aber gerappelt im Karton! Hochgeackerte Gruben mit schöner Keramik, eine Dechselklinge, späte Lousberg- Beilklingen, ein später Abschlagkratzer, hochgepflügte römische Brandgräber (300m weiter ist 'ne Villa), das ganze Programm eben. Heute gibt die Stelle landschaftlich nicht mehr viel her. Das muß früher anders gewesen sein. Irgendeinen Grund werden die Leutchen ja gehabt haben, an genau dieser Stelle ihr Häuschen zu bauen. Keine Ahnung!

Schön ist auch eine kleine Beilklinge aus Lousberg-Flint, die man wohl aus dem Bruchstück einer größeren Klinge weiter nutzbar gemacht hat. Der große Abschlagkratzer ist auch an einer Lateralkante flach retuschiert, wird auch eine Kratzer/Messer-Gerät sein.

Ich zeige mal die besten Funde incl. der Keramik, auch der römischen.


HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

rolfpeter

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

Welche Fülle!  :winke:

Mit fällt auf, dass in Deinem Arbeitsgebiet vergleichsweise häufig kleinformatige Beilklingen oft aus Lousbergfeuerstein gefertigt worden sind. Oder ist das eine selektive Wahrnehmung?  :kopfkratz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Buddelfisch

Guten Morgen RP,

woran machst du die Brandgräber fest? Ich hab hier auch eine Villa und mach mir schon lange Gedanken wo die besten Plätze für Bestattungen gelegen haben könnten.

:winke:
Ralph

rolfpeter

Servus Jungs,

Zitat von: thovalo in 29. März 2010, 22:53:14
Mit fällt auf, dass in Deinem Arbeitsgebiet vergleichsweise häufig kleinformatige Beilklingen oft aus Lousbergfeuerstein gefertigt worden sind. Oder ist das eine selektive Wahrnehmung?  :kopfkratz:

Kann man nicht so direkt sagen, ich habe auch Bruchstücke von normalformatigen Klingen gefunden. Die Natur der Sache ist allerdings, daß Minibeilchen besser der Pflugschar ausweichen können, demnach komplett erhalten sind und ich sie hier zeige. Die Bruchstücke zeige ich selten.
Die größten Beilklingen bestehen hier bei mir aus Valkenburger Flint, das kann man eindeutig behaupten. Dann kommen die aus Rijckholt, dann die "taubenblauen", die Lousberger, die Simpelvelder, die aus Tertiärflint und zum Schluß die aus Orsbach. Ich habe es nicht statistisch erfaßt, ist ein "Eindruck"
Wirklich bemerkenswert ist aber, daß die Beilklingen aus Lousberg-Feuerstein häufig nicht dem Schönheitsideal (Symmetrie in Draufsicht und Querschnitt) entsprechen. Da sind manchmal richtige Krücken dabei mit unsymmetrischem-schief-rechteckigem Querschnitt und Rindenresten an allen möglichen Stellen der Oberfläche.

Zitat von: Buddelfisch in 30. März 2010, 08:17:31
woran machst du die Brandgräber fest? Ich hab hier auch eine Villa und mach mir schon lange Gedanken wo die besten Plätze für Bestattungen gelegen haben könnten.

Ist nur ein Eindruck, hab ja nicht gebuddelt.  :zwinker:
Die nächsten Römerbuden, die man durch ausgiebige Ziegelstreuungen erkennen kann, liegen 400 und 500 m entfernt. An der Fundstelle kann man auf dem schön abgeregneten Acker 'ne Menge Holzkohlenflitter erkennen. Es gibt dort keine Tegulae. Von den Gefäßen sind nur die Randstücke wie mit dem Skalpell abrasiert. Keine Wandstücke, keine Bodenstücke. Vermutlich standen die Pötte in Normallage in der Grube und der Pflug hat sie enthauptet.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

In meinem Fundmaterial ist die Abfolge in der Häufigkeit in etwa ausgewogen an erster Stelle Rijkholt und "taubenblauer" Silex, dann folgen Lousberg und Valkenburg auch etwa gleichauf und dann...... sehr zahlreiche Beilklngenbelege aus "exotische" Varietäten, darunter crémefarbig, weiß (nicht patiniert!), das Stück von Gestern, vielleicht auch etwas Simpelfeld. Weißen Silex kennt J. Weiner aus Irland, aber der Literatur nach gibt es ihn auch in Norddeutschland (z.B. Erdwerk von Büdelsdorf/Schleswig-Holstein).

Überhaupt sehr selten scheinen Beillklingen aus dem tief dunkelgrau bis schwärzlich-bräunlich gefärbten, fast glasartig homogenen Feuerstein der Varietät "Rijkholt" zu sein!

Was ich verstanden habe: Ja, es gibt eine größere Anzahl kleiner Beilklingen aus Lousbergsilex und die größeren sind nicht gerade Paradestücke der Symmetrie.

Ich habe den Einruck, auch in meinem Material, dass mit Ende der MK und im Spätneolithikum, wie in Süddeutschland, der Schweiz, Italien und Österreich, die Kleinformen von Beilklingen deutlich zunehmen und sich damit auch die Schäftungshilfen aus Geweih verbreitet haben. So wären häufiger auftretende kleinformatige Beilklingen, insbesondere aus Lousbergsilex, aber auch aus anderen Feuersteinvarietäten, weitere Indikatoren für eine spätere Zeitstellung der jeweiligen Fundplätze!

LG  thovalo   :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.