mein erster Flintdolch

Begonnen von Siebenpapagei, 07. März 2012, 20:35:58

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Siebenpapagei

Hallo,

ich war am WE mal wieder auf Äckern unterwegs. Und da lag er... mein erster, auch wenn nur zu 2/3 erhalten :heul: Dennoch ein Prachtexemplar. So fein gearbeitet mit beidseitiger Parallelretusche und verdicktem Griff mit seitlichen Nähten. Wer so etwas herstellen konnte, der war wahrlich ein Meister!
Mit der Bestimmung des Typs tue ich mich schwer. Ich habe das Buch von Ebbe Lomborg: "Die Flintdolche Dänemarks". Der Griff des Dolches, mag dort aber nicht genau in eine Beschreibung passen, da der Griff dicker als breit ist.

Ich bin immer noch hin und weg von diesem Fund. Habe aber auch gemischte Gefühle, weil dieses Prachtstück gebrochen ist, einfach zu schade, zu schade :nono:
echt ein Jammer! Aber ich kann mich freuen, dass überhaupt so viel erhalten geblieben ist.
Auf dem letzten Foto habe ich den Dolch mal um ein Sichelbruchstück, welches ich vor Jahren fand ergänzt, weil das so gut passte von den Dimensionen her :schaem: So ähnlich muss der wohl mal ausgesehen haben, da kann man sich doch gut reinträumen.

LG

Ralf

Siebenpapagei

...und noch ein Paar Bilder...

Steinkopf

Meinen Glückwunsch!

Ein schöner Fund - von dem Dolch ist doch der größte Teil erhalten geblieben!

Wahrscheinlich wird es Dich an diesen Ort zurückziehen um den Teilerfolg zu komplettieren.

Viel Glück dabei!

Jan

Siebenpapagei

Hallo Steinkopf :winke:

Vielen Dank!
Ich hoffe auch wirklich sehr, dass das Gegenstück dort noch irgendwo zu finden ist. Aber das ist wohl sehr selten, dennoch nicht unmöglich wie ich schon in diesem Forum mehrfach erfahren durfte.

Moonk

Glückwunsch, zu dem sehr schönen Dolch. :super:

HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

Zitat von: Siebenpapagei in 07. März 2012, 20:49:28
Hallo Steinkopf :winke:

Vielen Dank!
Ich hoffe auch wirklich sehr, dass das Gegenstück dort noch irgendwo zu finden ist. Aber das ist wohl sehr selten, dennoch nicht unmöglich wie ich schon in diesem Forum mehrfach erfahren durfte.



So selten sind Anpassungen zerbrochener Artefakte gar nicht!
Es ist nur sehr selten das Sammler über lange Zeiträume in regelmäßigen Begehungen kontinuierlich dran bleiben.


Davon mal ab:
ein toller Fundbeleg der in perfekt beherrschter Technik ausgearbeitet worden ist.
Sicher Bronzezeit ........ den Typ wirst Du auch noch finden wie den fehlenden gar nicht so kleinen Rest!


glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

teabone

Hallo Ralf,

ein schöner Fund zu dem ich Dich beglückwünsche!

Vielleicht findest Du den "kleinen Rest" einmal, wär fein!

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Steinkopf

Hi 7P!
Ich hab mir die Bilder jetzt mehrfach angeschaut und noch zwei Fragen.

Ist am Griffende noch Cortex?

Wie frisch bzw verrundet fühlt sich der Bruch an?

Wenn ich es richtig sehe ist der Griff etwa quadratisch gearbeitet.
Die Schneide - auf den Fotos gut zu erkennen - sehr fein schräg
retuschiert.

Du bist wahrscheinlich der Erste, der dieses Teil wieder in die Hand nimmt.

Jan

StoneMan

Meinen ganz herzliche Glückwunsch Ralf  :Danke2:

Deine Begeisterung kommt rüber  :super: ich wünsche Dir so sehr, dass Du das andere Teil auch findest.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

Zitat von: Siebenpapagei in 07. März 2012, 20:35:58
...
Mit der Bestimmung des Typs tue ich mich schwer. Ich habe das Buch von Ebbe Lomborg: "Die Flintdolche Dänemarks". Der Griff des Dolches, mag dort aber nicht genau in eine Beschreibung passen, da der Griff dicker als breit ist. ...

Moin Ralf,

aber ob er den dicken Teil am Griff so lassen wollte, oder musste?

Der Querschnit ganz oben am Griff geht aber doch in Richtung "Flint fra Danmarks oldtid", zu Seite 131, Abb.: 217

Schönes Teil - alles kann man nicht 100% mit bisherigen Fundstücken vergleichen. Dazu ist der Flint
und auch der Stoni zu individuell.
Es ist nicht die heutige Fabrikware, auch wenn damals bereits "normiert" hergestellt wurde,
jedes Teil ist ein Unikat  :belehr:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Siebenpapagei

Hallo alle zusammen,

vielen, vielen Dank für eure Mitfreude :-)

@Steinkopf: Ja der Griff hat am Ende noch Cortex, von weißer Kreiderinde, das ist doch auch sehr interessant. Sagt denn das etwas über die Herstellung aus?:kopfkratz:
Der Bruch ist noch sehr Scharfkantig, damit könnte man fast schneiden. Zumindest auf der einen Seite, auf der anderen ist das Stück so verrundet weggebrochen. Das deutet dann wohl auf ein frischeren Bruch hin ??? Obwohl, der Bruch trägt Patina. Ich habe mich schon gefragt, wie lange Flint wohl braucht um zu patinieren. Die Schneide ist ja auch noch messerscharf.
Das mit dem Griff täuscht! Nur das Ende ist nahezu quadratisch und leicht ausladend. Daher der Schein. Tatsächlich ist der Griff Oval und wirklich sehr Steil retuschiert, also viel höher als breit!

Gruß

Ralf :winke:

Siebenpapagei

... da war einer schneller :-)

@Stoneman: Ich weiß, dass das alles Unikate sind, das ist auch das wunderbare des Sammelns finde ich. Da hatte ich gerade die Tage drüber philosophiert. Kein Stück, selbst unter den Massen Abschlägen gleicht dem Anderen, alle sind einmalig, das ist doch irre!

Doch bei der Bestimmung der Dolche, werden ja bestimmte Kriterien herangezogen, das muss ja auch so sein, um Typen definieren zu können. Die Form des Griffes und die Ausarbeitung des Blattes dazu sind da von entscheidender Bedeutung. Der steile Griff des Dolches, war mit Sicherheit gewollt, so auch die seitliche Naht.
Ich bin aber viel zu sehr Laie um einschätzen zu können, welche Merkmale nun mehr Relevanz haben als andere. :nixweiss:

LG

Ralf

Steinkopf

Hier sind zwei Flintdolche aus der neuen Ausstellung des
Drents Museum in Assen. Ich meine, sie gleichen ein bischen
der Machart des Fundes von 7 P.

Der Cortexrest an Dolchen, Sicheln und anderen 'Status'-Geräten
aus Importflint ist ein oft beobachtetes, typisches  Merkmal.

Wie ich schon erwähnte, meint die Archäologin Annilou van Gijn
(Uni Leiden), das es eine Art Markenlogo für Importware gewesen sein könnte.
Ein Flinthugger, der feine parallele flächige Retuschen setzen kann, hätte
den Cortexrest mühelos entfernen können - wenn er (oder seine Kunden)
dies denn gewünscht hätten.

Siebenpapagei

...ja, ja das sieht doch sehr ähnlich aus, besonders der untere Dolch, auch mit dem schlanken Blatt.

Und die Theorie mit dem Import und Markenlogo ist auch spannend. Habe ich noch nicht gehört.
Super :super:

:winke:

thovalo

#14
Anelou ......  
die sagt auch: je kleiner der ..... des Mannes gewesen ist umso größer musste dann dessen Beilklinge sein, weil Männer eben so sind...... echt

Das ist eine ihrer Hypothesen und es kann auch gut was dran sein.
Sie bezieht sich allerdings auf Sichelklingen.
Deren Grundformen sind alle in einer bestimmten Technik vom Kern gelöst worden.

Hier handelt es sich um einen Dolch der ist sicher nicht seriell hergestellt, sondern als individuelles Stück aus einem Kern gefertigt worden ist.

Das eindrucksvolle Fragment unterscheidet ich von den beiden Vergleichsbildern im Übrigen durch die am Neufund sehr gut beherrschte parallele Druckretusche, die bei den obigen Stücken so nicht vorhanden oder zumindest nicht erkennbar ist!


Ein weißer Knauf ist ja schlicht und einfach auch ausgesprochen dekorativ und kontrastreich!  :glotz:


glG thomas  :winke:


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

@ Thomas:

Die Retusche ist zweifellos beim Fundstück meisterhafter als bei
den gezeigten Museumsstücken.

Das Annilou den fundamentalfeministischen Ansatz in die Vorgeschichtsforschung
bringt, wusste ich nicht. Es passt jedoch zu ihrem 'biographischen' Ansatz.
Wahrscheinlich ist Bunga Buga ein zeitloses Phänomen?

Jan

Tapir

#16
Zitat von: Siebenpapagei in 07. März 2012, 21:45:50
Ich habe mich schon gefragt, wie lange Flint wohl braucht um zu patinieren.

Im geeigneten Milieu und einer geeigneten Flintvarietät? Ein paar Wochen und es fängt an. Da gab es in den 90ern wohl ein paar interessante (und leider bislang unpublizierte) Arbeiten an einer ausländischen Universität, die auch mit recht netten REM-Bildern und geochemischen Daten gestützt waren...

PS: Nettes Dolchwrack!  :super:

StoneMan

@ Jan, @ Ralf,

dann sollten wir doch den Griff gemäß Deinen (Jan) Erläuterungen als individuelle Gestaltung ansehen
und den Typ mit Fokus auf das Dolchblatt eingrenzen/festlegen.
Demnach wäre es dann der Typ "F", bei dem die charakteristischen Merkmale parallel abgepresste
lange, papierdünne Retuschen sind, wie sie der Dolch von Ralf aufweist.

Ich würde den Dolch ohne entsprechende Beifunde in die namensgebende Dolchzeit datieren,
etwa 2.400 bis 1.800 BC (dänisch: Dolktid oder Senneolithikum), diese erstreckt sich über
Südskandinavien und Teile Norddeutschlands.

In dieser Zeit erreichte die Flintbearbeitung in dieser Region ihren Höhepunkt an Perfektion.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Wutach

Hallo Ralf,

ein wirklich aussergewöhnliches Fundstück. So sehr ist unwahrscheinlich ist das Auffinden des Reststückes gar nicht. Du musst nur dranbleiben.

LG Marc.

mifomex


Hallo 7P,

...obwohl Ihr ja schon auf Bestimmungskurs seid, groessten Glueckwunsch !!!

Die Spitze dazu kommt noch, ...ganz Sicher  :zwinker:

Gruesse und viel Glueck :winke:
Sash
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

thovalo

Zitat von: Steinkopf in 07. März 2012, 22:41:59
@ Thomas:

Die Retusche ist zweifellos beim Fundstück meisterhafter als bei
den gezeigten Museumsstücken.

Das Annilou den fundamentalfeministischen Ansatz in die Vorgeschichtsforschung
bringt, wusste ich nicht. Es passt jedoch zu ihrem 'biographischen' Ansatz.
Wahrscheinlich ist Bunga Buga ein zeitloses Phänomen?

Jan


Ich hoffe mal Du hältst mich nicht für so alt dass ich diese Frage beantworten kann!  :besorgt:


Annelou heisst die Gute mit Vornamen .... musste mich da mal zwanghaft orientieren!


Übrigens finde ich ihre Arbeit "Flint in Focus" mit ihrer Auseinandersetzung von Arbeitsspuren und deren Interpretation hervorragend und auch einen wichtigen Ansatz der Auseinandersetzung mit Grundfrage der Funktion bestimmter Artefkaktformen.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Der Wikinger

#21
Moin zusammen  :-)

Ein wunderschöner Fund !!  :super:

Meines Erachtens handelt es such um einen Lanzett-Dolch Typ IIb. (PVP: abb, 215, seite 129: Lancetformet dolk, type IIb)

Die Datierung ist (senneolitisk - Dolktid) spätneolithische Dolchzeit, auch Endneolithikum genannt.

Ich schätze der Fund könnte etwa doppel so lang gewesen sein.

Stammt der Fund evt. aus SH?
In Dänemark ist nähmlich dieser Typ besonders in Süd-Jütland verbreitet.

:winke: